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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Kompetenzen und Ausbildung für professionellen Journalismus ist ein Buch aus dem Herbert von Halem Verlag und erschien am 12. Juni 2024. 

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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die erste Phase der beruflichen Qualifizierung im Journalismus fällt immer häufiger dem tertiären Bildungssektor zu. Die Arbeit untersucht die Ausbildung von angehenden Journalist*innen in Journalismus- und Medienstudiengängen. Dazu werden die aktuellen Herausforderungen der Medienbranche im Kontext des digitalen Wandels diskutiert und mit der Vermittlung von professionellen Kompetenzen in den Studienprogrammen ins Verhältnis gesetzt. In einem multimethodischen Forschungsdesign wird evaluiert, inwiefern junge Journalist*innen an Hochschulen für die praktischen Anforderungen in den Medienunternehmen trainiert und zur reflektierten Teilhabe an der öffentlichen Kommunikation in der pluralistischen Gesellschaft befähigt werden.

Die Lektüre von „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Kompetenzen und Ausbildung für professionellen Journalismus“ von Vera Katzenberger hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Dieses Buch, veröffentlicht im Jahr 2024 vom Herbert von Halem Verlag, bietet eine umfassende Analyse der aktuellen Ausbildungssituation im Journalismus in Deutschland und beleuchtet die damit verbundenen Herausforderungen im digitalen Zeitalter. Von Anfang an beeindruckte mich die fundierte wissenschaftliche Herangehensweise der Autorin. Vera Katzenberger, die als Juniorprofessorin für Digitalen Journalismus an der Universität Leipzig tätig ist, hat sich durch ihre akademische Laufbahn als Expertin im Bereich des digitalen und datenbasierten Journalismus etabliert. Ihre Dissertation, die die Grundlage dieses Buches bildet, wurde an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg verfasst und mit dem renommierten Kulturpreis Bayern in der Sparte Wissenschaft ausgezeichnet. Dieser Hintergrund verleiht dem Buch eine besondere Tiefe und Glaubwürdigkeit.

Ein zentrales Thema des Buches ist die Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Medienbranche und den tatsächlichen Fähigkeiten, die während der journalistischen Ausbildung vermittelt werden. Diese „Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ ist laut Katzenberger besonders im Kontext des digitalen Wandels relevant. In einer Zeit, in der traditionelle Medienstrukturen aufgebrochen und durch digitale Formate ersetzt werden, müssen Journalistinnen und Journalisten nicht nur traditionelle Fähigkeiten beherrschen, sondern auch neue, digitale Kompetenzen entwickeln. Katzenberger legt detailliert dar, wie die Ausbildung in den Journalismus- und Medienstudiengängen oft hinter diesen Anforderungen zurückbleibt. Besonders hervorzuheben ist die methodische Vielfalt, die Katzenberger in ihrer Untersuchung verwendet. Sie kombiniert qualitative Interviews mit quantitativen Analysen, um ein umfassendes Bild der aktuellen Ausbildungslandschaft zu zeichnen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind nicht nur theoretisch fundiert, sondern auch praxisnah und bieten wertvolle Einblicke für alle, die im Bereich der journalistischen Ausbildung tätig sind oder sich für die Zukunft des Journalismus interessieren.

Ein weiteres bemerkenswertes Element des Buches ist die Diskussion über den „journalistischen Habitus“ und das „journalistische Kapital“. Katzenberger greift hier auf soziologische Theorien zurück, um zu erklären, wie soziale Prägungen und Netzwerke die berufliche Identität von Journalistinnen und Journalisten beeinflussen. Dieser theoretische Rahmen ermöglicht es, die Herausforderungen der Ausbildung nicht nur auf einer technischen oder inhaltlichen Ebene zu betrachten, sondern auch die sozialen und kulturellen Dynamiken in den Blick zu nehmen, die den Journalismus prägen. Was mir an Katzenbergers Ansatz besonders gefällt, ist ihr Fokus auf die Praxisrelevanz der Ausbildung. Sie kritisiert nicht nur die aktuellen Strukturen, sondern bietet auch konkrete Vorschläge, wie die journalistische Ausbildung verbessert werden kann, um besser auf die Anforderungen der digitalen Medienwelt vorbereitet zu sein. Dieser lösungsorientierte Ansatz macht das Buch nicht nur zu einer wertvollen Lektüre für Akademiker, sondern auch für Praktiker in der Medienbranche.

Ein kleiner Kritikpunkt, den ich anmerken möchte, betrifft die Zugänglichkeit des Textes. Aufgrund der dichten theoretischen Inhalte und der komplexen Analyse ist das Buch nicht immer leicht zu lesen. Es richtet sich primär an ein akademisches Publikum, was es für interessierte Laien, die vielleicht weniger mit den zugrunde liegenden Theorien vertraut sind, teilweise schwer nachvollziehbar macht. Dennoch bleibt es eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich ernsthaft mit der Zukunft des Journalismus und der Ausbildung in diesem Bereich auseinandersetzen wollen. Abschließend kann ich „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ von Vera Katzenberger uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein facettenreiches Werk, das tief in die Strukturen und Herausforderungen der journalistischen Ausbildung eintaucht und dabei sowohl theoretische als auch praktische Perspektiven bietet. Die Autorin zeigt eindrucksvoll, dass es nicht ausreicht, traditionelle journalistische Kompetenzen zu lehren – es bedarf einer Neuausrichtung der Ausbildung, die den digitalen Wandel und die veränderten Anforderungen der Medienwelt berücksichtigt. Dieses Buch ist mehr als nur eine wissenschaftliche Abhandlung; es ist ein Aufruf zur Reform und eine wertvolle Ressource für alle, die die Zukunft des Journalismus mitgestalten wollen.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

8.4

Aufmachung

8.0/10

Umfang

8.6/10

Schreibstil

8.5/10

Thema

8.5/10

Aufbau

8.6/10

Lesbarkeit

8.6/10

Illustrationen Cover

8.0/10

Umsetzung

8.5/10

Hat mir besonders gefallen

  • Vera Katzenberger nutzt eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden, um die journalistische Ausbildung in Deutschland umfassend zu analysieren.
  • Das Buch bietet nicht nur theoretische Einsichten, sondern auch praktische Vorschläge zur Verbesserung der journalistischen Ausbildung im digitalen Zeitalter.
  • Die Verwendung von Konzepten wie "journalistischer Habitus" und "journalistisches Kapital" bietet eine tiefgehende Analyse der sozialen und kulturellen Dynamiken im Journalismus.
  • Durch die Untersuchung aktueller Herausforderungen in der Medienbranche im Kontext des digitalen Wandels liefert das Buch wertvolle Einblicke für die Praxis.
  • Das Buch wurde mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet, was seine Relevanz und Qualität unterstreicht.
Mediennerd
Mediennerd
Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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