Warum noch lernen? (Mosaik Verlag)
September 2024
Warum noch lernen?“ von Bob Blume
Bob Blume, bekannt als der „Netzlehrer“ und Bildungsinfluencer, stellt in seinem Buch „Warum noch lernen?“ die provokante Frage, die viele Schülerinnen und Schüler sicherlich nachvollziehen können. Das Buch beschäftigt sich mit den drängenden Herausforderungen, vor denen das Bildungssystem heute steht: Künstliche Intelligenz (KI), gesellschaftliche Krisen und soziale Ungerechtigkeiten. Diese Themen sind nicht nur brandaktuell, sondern erfordern grundlegende Umwälzungen im Bildungswesen.
Bildung in Zeiten von KI und Krisen: Blumes zentrale Thesen
Blumes Kernaussage ist klar: So, wie das Schulsystem heute funktioniert, macht es sich in absehbarer Zeit überflüssig. Er betont, dass Schüler in einer digitalen Gegenwart leben, aber oft mit veralteten analogen Methoden unterrichtet werden. Diese Diskrepanz sieht Blume als eine der größten Schwächen des heutigen Schulsystems. Wenn KI immer mehr Aufgaben übernimmt, so Blume, müssen wir den Fokus darauf legen, wie wir als Menschen flexibel bleiben und lernen können, kontinuierlich Neues zu erfassen und zu verarbeiten.
Das Buch ist dabei weit mehr als eine Kritik an den bestehenden Verhältnissen. Bob Blume liefert konkrete Handlungsvorschläge, wie das Schulsystem reformiert werden kann, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. Besonders spannend finde ich dabei seine These, dass Lehrkräfte weniger als Wissensvermittler, sondern als „Lernbegleiter“ agieren sollten. Dieser Paradigmenwechsel könnte helfen, die veralteten Strukturen aufzubrechen und Lernen wieder sinnstiftend und freudvoll zu gestalten.
Bob Blume – Lehrer, Podcaster, Bildungsinfluencer
Bob Blume ist nicht nur Autor und Blogger, sondern auch Lehrer an einem Gymnasium in Baden-Württemberg. Als Bildungsinfluencer hat er in den letzten Jahren eine beeindruckende Online-Community aufgebaut und setzt sich vehement für die Reform des Bildungssystems ein. Seine Ansichten und Vorschläge stützen sich auf seine jahrelange Erfahrung als Lehrer, aber auch auf aktuelle pädagogische und soziologische Forschungen. Mit seiner klaren und direkten Art spricht er eine breite Zielgruppe an: Schüler, Lehrkräfte und Eltern gleichermaßen.
Schon in früheren Werken wie „10 Dinge, die ich an der Schule hasse“ und seinem Podcast „Die Schule brennt“ hat Blume deutlich gemacht, dass er mit dem Status quo unzufrieden ist und tiefgreifende Veränderungen fordert. In „Warum noch lernen?“ gelingt es ihm, seine Kritikpunkte zu konkretisieren und gleichzeitig visionäre Lösungsansätze zu liefern.
Was sich konkret ändern muss
Im Buch geht Blume auch auf praktische Ansätze ein, wie Lernen sinnvoller gestaltet werden kann. Er plädiert für eine „Schülerorientierung“, die stärker auf individuelle Bedürfnisse eingeht und fordert längeres gemeinsames Lernen, statt einer frühen Aufteilung in unterschiedliche Schulformen. Gerade im Hinblick auf Chancengleichheit sieht Blume hier erheblichen Verbesserungsbedarf.
Besonders interessant finde ich seine Ansätze zu einem „Growth Mindset“ und den Prinzipien der Neurodidaktik, die er als Grundlage für eine Neugestaltung des Unterrichts vorschlägt. Er spricht hier nicht nur Lehrkräfte an, sondern gibt auch Eltern konkrete Ratschläge, wie sie das Lernen ihrer Kinder zu Hause fördern können.
Kritik und Utopien
Auch wenn Bob Blume oft recht radikale Forderungen stellt, geht er in seinem Buch nicht so weit, eine völlige Revolution des Bildungssystems zu fordern. Stattdessen will er die bestehenden Strukturen von innen heraus reformieren. In den letzten Kapiteln des Buches stellt er zehn Utopien vor, die zeigen, wie Schule in Zukunft aussehen könnte. Diese Utopien sind praxisnah und basieren auf bewährten pädagogischen Grundsätzen wie der Hinwendung weg vom reinen Prüfungslernen hin zum Prozess des Lernens selbst.
Blume bringt viele bekannte Reformforderungen wie „längeres gemeinsames Lernen“ und „Schülerzentrierung“ auf den Punkt und fasst diese in einem durchdachten Konzept zusammen. Auch wenn sich vieles davon nicht sofort umsetzen lässt, ist es ein wertvoller Beitrag zur Bildungsdebatte und zeigt, dass der Weg zu einem gerechteren und zukunftsfähigen Bildungssystem nicht unmöglich ist.
Fazit: Ein Weckruf für das Bildungssystem
„Warum noch lernen?“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Es liefert eine tiefgehende Analyse der Probleme, mit denen unser Schulsystem konfrontiert ist, und bietet gleichzeitig praktische Lösungsansätze. Bob Blume zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie wichtig es ist, Bildung neu zu denken und Schule zu einem Ort zu machen, an dem Lernen wieder Spaß macht und Sinn stiftet. Dabei richtet sich sein Buch an alle, die sich für die Zukunft der Bildung interessieren – egal ob Lehrkraft, Eltern oder Schüler. Für mich persönlich ist „Warum noch lernen?“ ein inspirierendes Buch, das Mut macht, Veränderungen zu fordern und die Schule der Zukunft aktiv mitzugestalten.