StartBücher & ComicsComputer & InternetVon Robotron bis Poly-Play: Computer und Videospiele in der DDR

Von Robotron bis Poly-Play: Computer und Videospiele in der DDR

Von Robotron bis Poly-Play: Computer und Videospiele in der DDR ist ein Buch aus dem Verlag Das Neue Berlin und erschien am 13. August 2024. 

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Von Robotron bis Poly-Play

Robotron, Mikroelektronik Erfurt, Elektronische Bauelemente Teltow – gut ein halbes Dutzend Werke mit je mehreren zehntausend Beschäftigten fertigten Computer, Bauteile und Zubehör. Die DDR war keinesfalls eine elektronische Wüste. Planwirtschaftlich angepackt, gab es 1964 ein »Programm zur Entwicklung, Einführung und Durchsetzung der maschinellen Datenverarbeitung«. Nach etlichen ideologischen Wirren wies dann 1977 ein SED-Plenum die »beschleunigte Entwicklung, Produktion und Anwendung der Mikroelektronik« an. Dass Mikroelektronik ein Schlüssel des technologischen Fortschritts und des Exports war, wussten die Fachleute in Wirtschaft und Politik sehr genau und verfolgten dieses Ziel mit dem Einsatz hoher Investitionen. Dennoch blieb die DDR um mehrere Jahre hinter dem Weltniveau zurück. Die Produkte waren zu teuer und ließen sich nicht in den notwendigen Mengen produzieren. Trotzdem ist die Liste der Taschenrechner, Lerncomputer, Spielkonsolen, Drucker, Schachcomputer made in GDR lang. Was erfunden und produziert wurde und schließlich die Betriebe erreichte, welche Geräte Einzug in die Haushalte hielten und was kreative Köpfe in der jungen Computerszene entwickelten, stellt René Meyer in diesem Buch dar.

„Von Robotron bis Poly-Play: Computer und Videospiele in der DDR“ von René Meyer ist ein Buch, das mir als passionierter Retro-Gaming-Enthusiast und Geschichtsinteressierter einen tiefen Einblick in eine oft übersehene Facette der DDR-Geschichte gegeben hat. Das Buch beleuchtet die Entwicklung von Computern und Videospielen in der DDR, einem Thema, das überraschend wenig dokumentiert ist, aber dennoch faszinierende Geschichten birgt. René Meyer, der Autor des Buches, ist kein Unbekannter in der Szene. Als Herausgeber der Webseite „Haus der Computerspiele“ und Mitorganisator zahlreicher Retro-Gaming-Events in Deutschland, ist er seit Jahren eine feste Größe in der Community. Seine Expertise und Leidenschaft für historische Computersysteme sind auf jeder Seite des Buches spürbar, was das Leseerlebnis besonders authentisch macht.

Das Buch ist nicht nur eine nüchterne Auflistung technischer Daten und Fakten, sondern vielmehr eine lebendige Erzählung über die Herausforderungen und Erfolge der DDR-Computerindustrie. Besonders beeindruckend fand ich die Schilderung der Ingenieurskunst hinter Robotron, einem der größten Elektronikkonzerne der DDR. Die Vorstellung, dass diese Firma zeitweise mehr Computer produzierte als Apple, Commodore und Atari zusammen, war für mich eine Überraschung. Meyer gelingt es, diese historische Leistung in einen größeren Kontext zu setzen, indem er auch die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit beleuchtet. Ein weiterer faszinierender Aspekt des Buches ist die Geschichte des Poly-Play, des einzigen Videospielautomaten, der jemals in der DDR hergestellt wurde. Meyer schildert nicht nur die technischen Details dieses Automaten, sondern auch die kulturelle Bedeutung, die er für die DDR-Jugend hatte. Der Poly-Play war mehr als nur ein Spielautomat; er war ein Symbol für den Versuch der DDR, mit der westlichen Technologie mitzuhalten, trotz der erheblichen Einschränkungen durch die Planwirtschaft.

Was das Buch besonders lesenswert macht, ist Meyers Fähigkeit, komplexe technische Themen verständlich und unterhaltsam zu vermitteln. Er scheut sich nicht, auch die Schattenseiten zu beleuchten, wie etwa die Probleme mit der Produktion und der Verfügbarkeit von Hardware in der DDR. Diese ausgewogene Darstellung macht das Buch sowohl für Technikinteressierte als auch für Leser, die sich für die gesellschaftlichen Aspekte der DDR interessieren, wertvoll. Die reichhaltige Bebilderung des Buches ist ein weiterer Pluspunkt. Viele seltene Fotos und Abbildungen von DDR-Computern und -Spielen geben dem Leser einen visuellen Eindruck von der Technologie und der Ästhetik dieser Zeit. Es ist beeindruckend zu sehen, wie kreativ die Entwickler in der DDR trotz der begrenzten Ressourcen waren.

Meyers Buch ist nicht nur ein Beitrag zur Geschichte der Computerspiele, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte, das die technischen Errungenschaften und den Einfallsreichtum der Menschen in der DDR würdigt. Es regt zum Nachdenken an, wie sich die Technologie in unterschiedlichen politischen Systemen entwickelt und welchen Einfluss diese Entwicklungen auf die Gesellschaft haben. Für mich persönlich war „Von Robotron bis Poly-Play“ eine spannende Reise in eine vergangene Zeit, die mir gezeigt hat, dass die Geschichte der Computerspiele weit über die bekannten Erfolge des Westens hinausgeht. René Meyer hat ein wertvolles Werk geschaffen, das nicht nur Nostalgie weckt, sondern auch das Bewusstsein für die technischen und kulturellen Leistungen der DDR schärft. Das Buch ist nicht nur für Technik- und Gaming-Fans eine klare Empfehlung, sondern auch für alle, die ein tieferes Verständnis für die Alltagskultur und die industriellen Leistungen der DDR gewinnen möchten. Durch die gut recherchierten Inhalte und die leidenschaftliche Erzählweise des Autors hat dieses Werk das Potenzial, ein Standardwerk zur Geschichte der DDR-Computer- und Videospielszene zu werden.

Von Robotron bis Poly-Play: Computer und Videospiele in der DDR

8.6

Aufmachung

8.0/10

Umfang

8.6/10

Schreibstil

8.5/10

Thema

9.1/10

Aufbau

8.6/10

Lesbarkeit

8.5/10

Illustrationen

8.6/10

Umsetzung

8.6/10

Hat mir besonders gefallen

  • René Meyer ist ein anerkannter Experte in der Retro-Gaming-Szene, was die Inhalte besonders fundiert macht.
  • Das Buch ist nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam und verständlich geschrieben.
  • Sowohl technische als auch gesellschaftliche Aspekte der DDR-Computerszene werden beleuchtet.
  • Seltene Fotos und Abbildungen unterstützen die Texte und bieten einen visuellen Einblick.
  • Das Buch ist ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der DDR.
Mediennerd
Mediennerd
Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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