Vindefiant (Blakey Games)
März 2025
Ein unzufriedener Angestellter wird gefeuert, was einen Pfad der Wut und Zerstörung auslöst. Begleite Alyx auf seinem Rachefeldzug und töte Gegner auf originelle Weise in diesem Pixel-Art-Abenteuer, in dem du der Schurke bist.
|
Entwickler: Blakey Games
Genre: 2D Plattformer
|
85%
Spielspaß 80%
Wiederspielbarkeit 82%
Langzeitmotivation 88%
Grafik 84%
Umsetzung |
Vindefiant ist weit mehr als ein gewöhnlicher Plattformer. |

Vindefiant
Schon nach wenigen Minuten in Vindefiant war mir klar: Hier wartet kein typisches Indie-Actionspiel. Stattdessen entfaltet sich ein kreativer Rachetrip mit übernatürlicher Tentakelmechanik, düsterer Atmosphäre und einer Prise Gesellschaftskritik. In der Rolle von Alyx, einem gefeuerten Angestellten, dem buchstäblich Tentakel wachsen, beginnt eine explosive Odyssee durch die Welt seiner ehemaligen Firma – und das auf äußerst kreative Art und Weise.
Tentakel, Tische, Telefone: Die Spielmechanik macht Laune
Das Gameplay ist das eigentliche Herzstück von Vindefiant. Alyx’ übernatürliche Fähigkeit, mithilfe von Tentakeln Gegenstände aus der Umgebung zu greifen, zu werfen oder als Waffen zu benutzen, hebt das Spiel von klassischen Plattformer-Formeln ab. Ich konnte Feinde mit Büromöbeln bewerfen, sie durch Fenster schleudern oder aus dem Nichts mit einem Drucker angreifen – und das fühlte sich jedes Mal befriedigend und frisch an.
Die Spielwelt ist interaktiv und belohnt Kreativität. Jedes Level wirkt wie ein physikalisches Sandbox-Spiel im Miniaturformat, das zum Experimentieren einlädt. Besonders gut gefallen hat mir, dass ich durch Umweltelemente – etwa Ventilatoren, Kabel oder sogar Kaffeemaschinen – immer neue Wege finden konnte, Gegner auszuschalten oder Hindernisse zu überwinden. Diese mechanische Vielfalt motiviert dazu, jedes Level mehrfach zu spielen, nur um alternative Wege zu entdecken.
Pixelästhetik mit düsterem Anstrich
Optisch überzeugt Vindefiant mit einer stimmungsvollen 2D-Pixelgrafik, die keineswegs veraltet wirkt. Im Gegenteil: Die stilisierte Darstellung passt perfekt zur düsteren Thematik des Spiels. Die Level sind vollgepackt mit Details – Aktenordner, flackernde Neonröhren, zerbrochene Fensterscheiben – die der Spielwelt Leben einhauchen. Trotz des minimalistischen Stils gelingt es den Entwicklern, eine beklemmende, beinahe kafkaeske Atmosphäre zu erschaffen.
Die Gegner – überwiegend in Anzug tragende Wachleute oder Sicherheitsroboter – wirken wie Karikaturen einer entmenschlichten Bürokratie. Diese visuelle Metaphorik unterstreicht den subversiven Ton des Spiels und verleiht Vindefiant einen fast schon satirischen Anstrich.
Sounddesign: Wummernde Bässe und dramatische Akzente
Musikalisch untermalt wird das Geschehen von einem treibenden Synthesizer-Soundtrack, der die Spannung stets hochhält. Die Musik wechselt je nach Spielsituation dynamisch zwischen beklemmend, treibend oder dramatisch. Besonders die Bosskämpfe profitieren von einem epischen Score, der den Puls steigen lässt. Das Sounddesign unterstützt das Spielgeschehen hervorragend, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Die Soundeffekte – etwa das splitternde Glas, die metallischen Einschläge geworfener Objekte oder das schleimige Geräusch der Tentakel – sind hervorragend abgemischt und verstärken das physische Feedback im Spiel deutlich.
Eine Geschichte über Entfremdung, Wut und Kontrolle
Die Story von Vindefiant ist in zehn Kapitel unterteilt und erzählt die Reise von Alyx – nicht als klassischer Held, sondern als jemand, der durch systematische Ausgrenzung zum Antihelden wird. Die Erzählung thematisiert Entfremdung, Unterdrückung und die Suche nach Kontrolle über das eigene Leben in einer feindlich gesinnten, entmenschlichten Welt.
Was Vindefiant besonders macht, ist die Tatsache, dass Alyx keine klare Heldenrolle einnimmt. Die Gewalt, die er ausübt, ist zwar nachvollziehbar, aber moralisch ambivalent. Das Spiel stellt Fragen, ohne sie eindeutig zu beantworten: Ist Rache gerechtfertigt? Wann wird der Befreier selbst zum Unterdrücker? Diese Tiefe macht das Spiel nicht nur spielenswert, sondern auch nachdenklich.
Entwicklerportrait: Blakey Games – klein, aber mutig
Hinter Vindefiant steht das Indie-Studio Blakey Games, das sich in der Vergangenheit bereits durch kreative Projekte in der Pixel-Art-Szene hervorgetan hat. Mit Vindefiant legt das Team ein bemerkenswert ausgereiftes Projekt vor, das sowohl mechanisch als auch narrativ überzeugt. Besonders bemerkenswert ist, wie viel polish und kreative Raffinesse in ein Spiel geflossen sind, das nicht über ein großes Budget oder AAA-Strukturen verfügt. Die Liebe zum Detail ist in jeder Szene spürbar.
Technischer Zustand: Stabil und performant
Technisch läuft Vindefiant weitgehend reibungslos. Auf meinem Mittelklasse-PC hatte ich keinerlei Performanceprobleme – die Ladezeiten waren kurz, die Bildrate konstant. Auch die Controller-Unterstützung ist gelungen: Ob mit Maus und Tastatur oder Gamepad, die Steuerung fühlt sich stets präzise an. Gelegentlich kam es zu kleineren Clipping-Fehlern, etwa wenn Objekte in Wänden verschwanden, doch das tat dem Spielspaß keinen Abbruch.
Wiederspielwert und Langzeitmotivation
Obwohl die Hauptstory in rund fünf bis sieben Stunden abgeschlossen ist, bietet Vindefiant einen soliden Wiederspielwert. Das liegt vor allem an den vielen Wegen, Levels zu meistern, und der spielerischen Freiheit, die das Tentakelsystem bietet. Wer alle Easter Eggs, versteckten Räume und Bonusziele entdecken will, wird locker doppelt so lange beschäftigt sein.
Ein zusätzlicher Herausforderungsmodus oder eine „New Game+“-Option wären wünschenswert gewesen, fehlen aber. Dennoch bleibt das Spiel dank seines charmanten Gameplays und der dichten Atmosphäre auch über das Ende hinaus im Gedächtnis.
Fazit: Mehr als nur Tentakel – ein eindrucksvolles Indie-Erlebnis
Vindefiant ist weit mehr als ein gewöhnlicher Plattformer. Es ist ein mutiger, stilistisch durchdachter und mechanisch kreativer Titel, der Indie-Spielefans begeistern dürfte. Mit seiner einzigartigen Spielmechanik, der melancholisch-düsteren Atmosphäre und seiner relevanten Thematik ist das Spiel ein echter Geheimtipp. Blakey Games beweist mit diesem Titel, dass Indie-Studios keine Kompromisse machen müssen, um großartige Geschichten auf innovative Weise zu erzählen.