Tod und Teufel (Emons Verlag)
Oktober 2024
Tod und Teufel
Frank Schätzings Debütroman Tod und Teufel entführt uns in das mittelalterliche Köln des Jahres 1260. Die Geschichte beginnt mit dem Dieb Jacop, genannt „der Fuchs“, der zufällig Zeuge eines Mordes am Dombaumeister Gerhard wird. Ohne es zu wollen, gerät er in ein Netz von Intrigen, die weit über seinen Verstand hinausgehen. Zwischen dem mächtigen Erzbischof und den ehrgeizigen Kölner Patriziern entfaltet sich ein Kampf um Einfluss und Macht. Durch seine packende Erzählweise gelingt es Schätzing meisterhaft, die düstere Atmosphäre der Stadt und die Spannungen jener Zeit einzufangen. Der Roman fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und bleibt dabei tiefgründig und anspruchsvoll.
Authentische Darstellung des mittelalterlichen Kölns
Die detaillierte Schilderung des mittelalterlichen Kölns ist beeindruckend und schafft eine dichte, realistische Atmosphäre. Schätzing beschreibt die engen Gassen, den geschäftigen Markt und die sozialen Gegensätze zwischen Arm und Reich so lebendig, dass man als Leser das Gefühl hat, selbst durch die Straßen zu wandeln. Besonders hervorzuheben ist die Beschreibung des Dombaus, der als zentrales Element der Handlung dient. Die im Bau befindliche Kathedrale symbolisiert nicht nur den Ehrgeiz der Stadtbewohner, sondern auch deren Stolz und ihre Hoffnungen. Diese authentische und facettenreiche Darstellung der Stadt ist ein absolutes Highlight des Romans und zeigt die umfangreiche Recherche, die Schätzing in sein Werk gesteckt hat.
Tiefgründige Charaktere mit menschlichen Facetten
Die Charaktere in Tod und Teufel sind vielschichtig und authentisch gezeichnet, wodurch der Roman an Tiefe und Glaubwürdigkeit gewinnt. Jacop, der gewitzte Dieb mit dem Spitznamen „der Fuchs“, wächst einem schnell ans Herz. Seine Wandlung vom einfachen Dieb zum mutigen Kämpfer für die Wahrheit ist glaubwürdig und mitreißend. Jacop ist kein typischer Held, sondern ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, der dennoch versucht, das Richtige zu tun. Auch die Nebenfiguren, wie der gelehrte Kleriker Jaspar von Rodenkirchen und die mutige Färberstochter Richmodis, bereichern die Geschichte und verleihen ihr zusätzliche Tiefe. Jeder Charakter hat seine eigene Motivation und bringt individuelle Konflikte mit, die das Geschehen immer wieder in neue Bahnen lenken.
Spannungsbogen und Erzählstil
Der Spannungsbogen wird durchgehend aufrechterhalten. Schätzing versteht es, durch Perspektivwechsel und unerwartete Wendungen die Neugier des Lesers zu wecken. Die Spannung bleibt hoch, und der Leser wird förmlich durch die Seiten gezogen. Der Erzählstil ist flüssig und mit einer Prise Humor versehen, was die Lektüre angenehm macht. Schätzings Sprache ist lebendig und detailreich, ohne jedoch jemals zu ausschweifend zu wirken. Besonders die Dialoge sind lebendig und wirken authentisch – sie reflektieren die Denkweisen der damaligen Zeit, ohne dabei antiquiert zu wirken. Dieser Stil schafft eine perfekte Balance zwischen historischen Details und Unterhaltung, wodurch das Buch auch für Leser, die sonst weniger mit historischen Romanen vertraut sind, zugänglich bleibt.
Historische Genauigkeit und literarische Freiheit
Obwohl der Roman auf historischen Ereignissen basiert, nimmt sich Schätzing die Freiheit, fiktionale Elemente einzuflechten. Der Tod des Dombaumeisters Gerhard ist historisch belegt, doch die Umstände seines Todes werden hier als Mord dargestellt – ein Kunstgriff, der die Spannung erhöht und die Handlung vorantreibt. Diese Mischung aus Fakten und Fiktion verleiht der Geschichte zusätzliche Spannung und Tiefe und macht den Roman zugleich zu einem spannenden wie lehrreichen Erlebnis. Schätzing gelingt es, den Leser über das Mittelalter und die damaligen Gesellschaftsstrukturen zu informieren, ohne dass es belehrend wirkt. Vielmehr verschmelzen die historischen Informationen mit der Erzählung und sorgen so für ein rundes Leseerlebnis.
Über den Autor
Frank Schätzing, geboren 1957 in Köln, ist ein deutscher Schriftsteller und Musiker, der mit Tod und Teufel sein literarisches Debüt gab. Schätzing wurde vor allem durch seinen Bestseller Der Schwarm bekannt, der international Anerkennung fand und mehrfach ausgezeichnet wurde. Seine Werke zeichnen sich durch eine akribische Recherche und die Fähigkeit aus, komplexe Themen spannend und verständlich zu vermitteln. Neben seinem schriftstellerischen Talent beeindruckt Schätzing auch durch sein breites Interesse an Wissenschaft, Geschichte und Gesellschaft, was sich in seinen Romanen widerspiegelt. Seine Werke sind geprägt von einer Mischung aus fundiertem Wissen und packender Erzählkunst, die den Leser in immer neue Welten entführt.
Fazit
Tod und Teufel ist ein gelungener historischer Kriminalroman, der durch seine authentische Atmosphäre, tiefgründige Charaktere und einen packenden Plot besticht. Frank Schätzing gelingt es, den Leser in die Welt des mittelalterlichen Kölns zu entführen und ihn bis zur letzten Seite zu fesseln. Für Liebhaber historischer Romane und spannender Krimis ist dieses Buch eine klare Empfehlung. Die gelungene Mischung aus Spannung, Humor und historischem Wissen macht Tod und Teufel zu einem Leseerlebnis, das im Gedächtnis bleibt. Wer sich für das Mittelalter interessiert und eine gut recherchierte, spannende Geschichte schätzt, sollte sich diesen Roman auf keinen Fall entgehen lassen.


