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Storytelling: Einführung in Theorie und Praxis narrativer Gestaltung

Storytelling (UTB)

Juni 2025

Das vorliegende Buch führt in die Techniken des Storytelling ein und berücksichtigt wissenschaftliche Grundlagentexte ebenso wie dramaturgische Ratgeber.
Autor: Joachim Friedmann
Genre: Fachbücher für Medienwissenschaft
91%
Umfang
97%
Schreibstil
100%
Thema
97%
Lesbarkeit
97%
Buchcover
92%
Illustrationen
Am Ende bleibt das Gefühl, ein echtes Standardwerk in den Händen gehalten zu haben.


96%

Eine Einladung ins Herz der Erzählkunst

Es gibt Bücher, die einem Wissen vermitteln. Und es gibt Bücher, die einem die Augen öffnen. Joachim Friedmanns „Storytelling: Einführung in Theorie und Praxis narrativer Gestaltung“ gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Von der ersten Seite an spürt man: Hier schreibt keiner, der bloß analysieren will. Hier schreibt ein Erzähler, ein Praktiker, ein Mensch, der Geschichten nicht nur versteht, sondern lebt. Und der dieses Feuer weitergeben möchte.

Friedmann nimmt uns mit auf eine Reise durch die Mechanik und die Magie des Erzählens. Dabei geht es ihm nicht um graue Theorie, sondern um die Frage: Wie entstehen gute Geschichten – solche, die berühren, bewegen, im Gedächtnis bleiben? Ob für Film, Games, Werbung oder Kommunikation – dieses Buch liefert das Fundament, um selbst packende Narrative zu gestalten.

Figuren als Herzschlag jeder Geschichte

Im Zentrum seiner Überlegungen steht die Figur. Denn ohne glaubhafte, vielschichtige Figuren ist jede Handlung leer. Friedmann geht das Thema aus vier Blickwinkeln an: Welche Funktion eine Figur erfüllt, wie realistisch und nahbar sie wirkt, welche Themen sie verkörpert und wie sie Erwartungen bricht. Dabei wird deutlich, wie sehr gute Figuren nicht nur Handlungsträger sind, sondern emotionale Anker. Ihre Konflikte spiegeln größere Fragen, ihre Entwicklung gibt der Geschichte Richtung und Tiefe. Friedmann zeigt, wie Figuren nicht nur aus Charaktereigenschaften bestehen, sondern aus inneren Spannungen, aus Widersprüchen zwischen dem, was sie wollen, und dem, was sie wirklich brauchen.

Besonders eindrücklich ist seine Darstellung der Transformation. Eine Geschichte endet nicht einfach, weil der Plot aufgelöst ist. Sie endet, wenn eine Figur sich verändert hat – innerlich, manchmal schmerzhaft, aber immer spürbar. Diese Wandlung ist es, die aus einer bloßen Erzählung eine bedeutungsvolle Geschichte macht.

Räume, die mehr erzählen als tausend Worte

Ein oft unterschätzter Aspekt des Erzählens sind Räume. Friedmann zeigt, dass Orte in Geschichten niemals neutral sind. Sie tragen Bedeutung, Stimmung, Symbolik. Ein Raum ist nicht nur der Hintergrund für Handlung, sondern selbst ein erzählerisches Element. Besonders spannend ist dabei die Unterscheidung zwischen dem „erzählten“ Raum – also dem, was innerhalb der Geschichte geschieht – und dem „erzählenden“ Raum, der von der Perspektive und Haltung des Erzählers geprägt ist. Diese doppelte Perspektive eröffnet ein tieferes Verständnis dafür, wie Atmosphäre, Blickwinkel und Symbolik miteinander verwoben sind.

Auch Objekte innerhalb dieser Räume werden bei Friedmann ernst genommen. Sie sind mehr als Requisiten – sie tragen Bedeutung, sind Symbole, Auslöser für Konflikte. Ein zerbrochener Spiegel, ein vergessener Brief, ein mysteriöses Amulett: Was auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, kann ganze emotionale Welten öffnen.

Konflikt als Motor und Bedeutungsträger

Ohne Konflikt keine Geschichte – das ist eine dramaturgische Binsenweisheit. Doch Friedmann geht tiefer. Für ihn besteht Konflikt nicht nur aus äußeren Hindernissen, sondern vor allem aus inneren Spannungen. Er arbeitet mit sogenannten Basisoppositionen – Gegensätzen wie Leben und Tod, Freiheit und Kontrolle, Chaos und Ordnung. Diese Gegensätze strukturieren nicht nur die Handlung, sie verleihen der Geschichte Tiefe, Relevanz und emotionale Kraft. Sie sind das Fundament, auf dem alles ruht.

Konflikte sind bei Friedmann nicht einfach Störquellen, sondern Sinnstifter. Sie zwingen Figuren zur Entscheidung, zur Veränderung, zum Wachsen. Und sie fordern das Publikum heraus, sich selbst in Beziehung zu diesen Themen zu setzen. Das macht seine Analyse so wirkungsvoll – sie trifft nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz.

Die Kunst der emotionalen Führung

Ein weiteres zentrales Kapitel widmet sich den Emotionen. Friedmann macht deutlich, dass Emotion nicht zufällig entsteht, sondern gezielt erzeugt und gesteuert werden kann. Dabei spricht er von emotionaler Progression – also der bewussten Entwicklung von Gefühlen über den Verlauf einer Geschichte. Eine gute Geschichte beginnt nicht einfach mit Spannung und endet mit einem Knall. Sie führt den Leser durch ein Wechselbad der Gefühle, durch Höhen und Tiefen, Überraschung und Erkenntnis.

Diese emotionale Dramaturgie ist es, die Geschichten unvergesslich macht. Friedmann zeigt eindrucksvoll, wie man sie aufbaut, wann man bremst, wann man beschleunigt und wo man bewusst Lücken lässt – damit das Publikum selbst zu Deutungen eingeladen wird.

Struktur als unsichtbares Gerüst

In einem besonders starken Abschnitt widmet sich Friedmann der Struktur. Dabei geht er über einfache Modelle wie den Dreiakter hinaus. Er zeigt verschiedene Perspektiven: dramatische, mythologische, orale und interaktive Strukturen. Alle haben ihre eigene Logik, ihre eigenen Stärken. Friedmann liefert nicht nur Erklärungen, sondern gibt dem Leser Werkzeuge an die Hand. Werkzeuge, um selbst die passende Struktur für die eigene Geschichte zu finden – und sie kreativ weiterzuentwickeln.

Was seine Herangehensweise besonders macht, ist die Verbindung von Struktur und Bedeutung. Struktur ist für ihn kein starres Korsett, sondern ein Ausdruck dessen, was eine Geschichte sagen will. Es geht nicht um Regelbefolgung, sondern um Wirkung. Und die entsteht, wenn Form und Inhalt einander bedingen.

Die neue Auflage – mehr Praxis, mehr Tiefe

Die zweite Auflage des Buchs, erschienen im Juni 2025, erweitert das Werk entscheidend. Friedmann ergänzt nun ganz konkret, wie man Geschichten entwickelt. Er stellt vier kreative Herangehensweisen vor: ausgehend von Struktur, von Figur, vom Thema oder von der Welt, in der die Geschichte spielt. Diese Kapitel machen aus dem Buch endgültig ein Arbeitsbuch – eines, das man nicht nur liest, sondern benutzt, bekritzelt, mit Ideen füllt.

Besonders gelungen ist die ausführliche Fallstudie zu „Better Call Saul“. Friedmann analysiert hier, wie eine komplexe Serie ihre Erzählmittel einsetzt – und macht sie so zum Lehrstück für modernes Storytelling. Das ist keine trockene Analyse, sondern eine kluge, leidenschaftliche Hommage an gutes Erzählen.

Ein Buch, das bleibt

Am Ende bleibt das Gefühl, ein echtes Standardwerk in den Händen gehalten zu haben. Friedmann gelingt etwas Seltenes: Er vereint Theorie und Praxis, Wissenschaft und Intuition, Analyse und Kreativität. Das Buch richtet sich an Studierende ebenso wie an Profis, an Kreative wie an Strategen, an alle, die mit Geschichten arbeiten – ob in Medien, Unternehmen oder Kunst.

Und mehr noch: Es richtet sich an Menschen, die Geschichten nicht nur erzählen wollen, sondern verstehen wollen, warum sie so eine Macht haben. Friedmann zeigt, wie Narrative unsere Welt formen – und wie wir lernen können, sie selbst zu gestalten. Mit Herz, mit Hirn und mit Haltung.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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