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Sich von Perfektionismus befreien für Dummies

Sich von Perfektionismus befreien (Wiley-VCH)

September 2025

Wenn Sie hohe Ansprüche an sich selbst haben, ist das doch eigentlich gut, oder?
Autor: Marie Christin Sponheimer (Autor), Julia Spiegel (Autor)
Genre: Ratgeber
90%
Umfang
92%
Schreibstil
94%
Thema
89%
Lesbarkeit
86%
Buchcover
65%
Illustrationen
Es ist der Begleiter, der die Stimme reduziert, die sagt „nicht gut genug“


89%

Der Augenblick, in dem das Streben zur Last wird

Wenn man sich selbst so oft sagt, „das muss perfekt sein“, verliert man irgendwann den Blick fürs Wesentliche. Genau an diesem Punkt setzt dieses Buch an. Marie Christin Sponheimer und Julia Spiegel schauen nicht auf Erfolg, Leistung oder Beständigkeit, sondern auf das, was hinter dem Anspruch steckt: die Angst, die Unruhe, das ständige Bewerten. Sie zeigen, wie Perfektionismus nicht bloß eine Marotte starker Persönlichkeiten ist, sondern zu einem Schatten, der einen Schritt voraus ist, noch bevor man losläuft.

Schon das Vorwort vermittelt, wie vertraut dieses Buch sein wird – anstrengend vertraut. Es ist das Thema, das man kennt: Der Druck, keine Fehler machen zu dürfen; die Vermeidung kleiner Aufgaben, aus Angst vor dem „nicht perfekt genug sein“; das Zögern, weil man nicht weiß, wie viel man geben darf, ohne sich selbst zu verlieren. Man spürt, dass die Autorinnen diese Erfahrungen nicht aus der Ferne betrachten, sondern aus beruflicher Nähe – aus Praxis, Seminaren, Therapiesituationen. Diese Nähe macht Hoffnung, dass hier nicht nur geredet, sondern verstanden wird.

Aufbau und Inhalt – Was drinsteht

Dieses Werk aus der Reihe „für Dummies“ erstreckt sich über etwa 352 Seiten. Es ist in mehrere Teile gegliedert, die sich jeweils einem Bereich des Lebens widmen, in dem Perfektionismus besonders spürbar ist. Zunächst erklärt es, was Perfektionismus ist, welche Arten es gibt und wie man erkennt, wann das Ideal zur Last wird. Danach kommen Kapitel, die den Beruf, Alltag und soziale Beziehungen betreffen – wie man Projekte angeht, Prüfungen meistert, Vorträge hält, wie Teamarbeit gelingt. Auch Familienbeziehungen, Partnerschaften und sogar der ganz normale Alltag wie Haushalt, Freizeitstress oder das Bedürfnis nach Kontrolle über jeden kleinen Bereich kommen vor.

Ein besonders wichtiger Teil behandelt psychische Erkrankungen, die oft mit extremen Perfektionismusmustern einhergehen können: Depressionen, Ängste, Essstörungen, zwanghafte Verhaltensweisen. Nicht um damit zu erschrecken, sondern um zu zeigen: Es gibt gefährliche Übergänge und gute Wege zurück. Am Ende gibt es praktische Übungen, kleine Schritte, wie man das eigene Verhalten verändern kann – nicht mit Druck, sondern mit mehr Selbstmitgefühl.

Stärken – Wo das Buch wirklich trifft

Eine der großen Stärken ist, wie sehr die Autorinnen erklären und zugleich beruhigen. Es gibt in diesem Buch keine Vorwürfe, kein „Du machst falsch, weil du zu perfekt bist“, sondern immer wieder das Angebot: Hier sind Werkzeuge, hier sind Strategien, mit denen du dein Streben entkleidest, ohne dich selbst zu verleugnen.

Die Praxisnähe ist riesig. Marie Christin Sponheimer bringt Erkenntnisse aus Führungskräfte-Schulungen mit, Julia Spiegel als Psychotherapeutin. Das merkt man in Beispielen, wie Menschen ihre Aufgaben verschieben, wie sie sich über kleine Fehler aufregen, wie sie ständig etwas verbessern wollen, statt zufrieden zu sein. Die Übungen sind konkret: nicht abstrakt, sondern machbar. Und das macht den Unterschied – man kann beim Lesen spüren: Ja, das könnte ich ausprobieren.

Auch der Teil über psychische Folgen ist sehr wichtig. Dass Perfektionismus nicht nur Leistung bringt, sondern auch Leid erzeugen kann – in Form von Erschöpfung, Burnout, Zweifel, Selbstvorwürfen – das wird deutlich und ernstgenommen. Und nicht zuletzt: Das Buch vermittelt, dass man nicht allein ist. Viele dieser inneren Stimmen, die einen antreiben, die Angst vor Fehler, die Stille nach einem unerreichbaren Ziel – sie sind Teil eines größeren Ganzen.

Schwächen – Wo es noch hakt

Allerdings gibt es auch Punkte, an denen das Buch nicht alles leisten kann. Zum Beispiel fehlen mitunter sehr individuelle Fallstudien, die zeigen, wie Perfektionismus in extremen, ungewöhnlichen Lebenssituationen wirkt – etwa bei Kulturschocks, Migrationserfahrungen oder in sehr spezifischen Berufsrollen. Auch wäre mehr Raum für Reflexion über gesellschaftliche Einflüsse sinnvoll gewesen: Wie sehr wird Perfektionismus genährt durch soziale Medien, Leistungsdruck oder Kultur? Es wird angesprochen, aber nicht tief genug für manche Leser, die solche Hintergründe stärker im Blick haben wollen.

Manchmal wirkt der „Für Dummies“-Ton auch etwas zu sehr darauf bedacht, zu vereinfachen – was einerseits hilft, aber andererseits manchmal die Komplexität schmälert. Etwa wenn Begriffe auftauchen wie struktureller Perfektionismus oder Normen, dann wünscht man sich mehr Tiefe – mehr Literaturhinweise, mehr Forschungsbezüge. Wer schon vertraut ist mit Psychologie könnte das Gefühl haben: Hier bleibt man auf der Oberfläche.

Für wen das Buch besonders hilfreich ist

Wer hohe Ansprüche hat, sich oft überfordert fühlt, sich kaum entspannt und ständig denkt: „Wenn nicht alles perfekt ist, bin ich kein guter Mensch“ – der findet hier einen begleitenden Ratgeber. Für alle, die reflektieren wollen, die Veränderung suchen, nicht weil sie versagen wollen, sondern weil sie spüren: Ich möchte anders atmen.

Auch hilfreich für Coaches, Therapeut:innen, Führungskräfte, die Perfektionismus im Team sehen – wenn Menschen Projekte blockieren, wenn Präsentationen nicht starten, wenn Angst vor Fehlern Kreativität hemmt. Dieses Buch liefert Argumente, Einfühlungsvermögen und konkrete Werkzeuge.

Fazit – Mut zur Unvollkommenheit

„Sich von Perfektionismus befreien für Dummies“ ist kein Patent-Rezept, kein Wundermittel; es ist der Begleiter, der die Stimme reduziert, die ständig sagt „nicht gut genug“, und stattdessen kleine Schritte zeigt, in denen man „gut genug“ sein darf. Es erinnert daran, dass Unvollkommenheit nicht Versagen ist, sondern Teil eines lebendigen Lebens. Wer den Mut hat, sich diesem Buch zu öffnen, wird nicht sofort vollkommen gelassen sein – aber er kann seine Hände lockern, sein Tempo senken, und die Kontrolle etwas weniger fest halten.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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