Nachrichtenqualität als journalistischer Prozess: Demokratietheoretisch fundierte Performanz zwischen Wollen, Sollen und Können ist ein Buch aus dem Herbert von Halem Verlag und erschien am 22. Mai 2024.
Möchten Sie das digitale Leseerlebnis für sich entdecken? Dann empfehle ich Ihnen diesen eReader als ausgezeichnete Wahl: eReader tolino epos 3.
Nachrichtenqualität als journalistischer Prozess
Was sollte Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft leisten? Wie lässt sich diese Leistung im Sinne wünschenswerter Nachrichtenqualität messbar machen? Und welche Faktoren im Prozess journalistischer Nachrichtenproduktion prägen die Qualität der Berichterstattung? Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Studie. Sie untersucht, welche Anforderungen an Journalismus aus Perspektive einer repräsentativen, deliberativen und partizipatorischen Auffassung von Demokratie zu stellen sind, und schlägt eine demokratietheoretisch fundierte Konzeptualisierung von Nachrichtenqualität vor. Diese beinhaltet einerseits professionelle Standards der Berichterstattung – das Wie der journalistischen Vermittlung von Inhalten – und andererseits spezifische Vorstellungen von Akteur:innen-Vielfalt – das Wer hinter den Stimmen, die in der Berichterstattung zu Wort kommen…
„Nachrichtenqualität als journalistischer Prozess: Demokratietheoretisch fundierte Performanz zwischen Wollen, Sollen und Können“ von Andreas A. Riedl ist ein faszinierendes und tiefgründiges Werk, das sich mit der Qualität von Nachrichten im Kontext des modernen Journalismus auseinandersetzt. Das Buch ist im Herbert von Halem Verlag erschienen und basiert auf der überarbeiteten Fassung der Dissertation des Autors, die 2022 mit dem Promotionspreis der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ausgezeichnet wurde. Das Buch bietet eine umfangreiche Analyse der Nachrichtenqualität und untersucht, wie diese als journalistischer Prozess verstanden werden kann, der zwischen den Spannungsfeldern von Wollen (Motive und Absichten der Journalist ), Sollen (gesellschaftliche und institutionelle Normen) und Können (operative und strukturelle Bedingungen) operiert. Riedl nähert sich dem Thema aus einer demokratietheoretischen Perspektive und versucht, die Rolle von Nachrichtenqualität für die Demokratie neu zu bewerten.
Andreas A. Riedl, Jahrgang 1992, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des politischen Journalismus, der Medienqualität und der Vielfalt im Journalismus. Mit diesem Hintergrund bringt Riedl eine fundierte theoretische und empirische Expertise in die Diskussion um die Nachrichtenqualität ein. Was mich besonders an dem Buch beeindruckt hat, ist die systematische Herangehensweise, mit der Riedl die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Nachrichtenqualität beleuchtet. Er betrachtet nicht nur die offensichtlichen Akteure wie Journalist und Medienhäuser, sondern auch die subtileren institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Nachrichtenproduktion prägen. Das Kapitel, in dem Riedl die Analysestrategien zur Untersuchung der Nachrichtenqualität beschreibt, ist besonders aufschlussreich und zeigt, wie akribisch er an das Thema herangegangen ist.
Ein weiteres Highlight des Buches ist die empirische Basis, auf die Riedl seine Schlussfolgerungen stützt. Er verwendet eine Mixed-Methods-Ansatz, der sowohl quantitative als auch qualitative Datenanalysen umfasst, um ein möglichst umfassendes Bild der Nachrichtenqualität in Österreich zu zeichnen. Die Ergebnisse sind dabei nicht nur für die wissenschaftliche Gemeinschaft von Interesse, sondern bieten auch Praktiker im Journalismus wertvolle Einblicke. Riedl stellt fest, dass Nachrichtenqualität nicht statisch ist, sondern das Ergebnis eines dynamischen Prozesses, der von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird. Besonders hervorzuheben ist seine Diskussion über die Resilienz des österreichischen Journalismus gegenüber politischen Einflüssen und wie normative Erwartungen an den Journalismus die Qualität der Berichterstattung positiv beeinflussen können.
Auch die Darstellung der Vielfalt in journalistischen Diskursen und die Frage, wie viel Autonomie Journalist in ihren Tätigkeiten genießen, sind zentrale Themen des Buches. Riedl zeigt auf, dass die Vielfalt der Perspektiven im Journalismus entscheidend von dieser Autonomie abhängt, was in Zeiten zunehmender wirtschaftlicher und politischer Zwänge im Mediensektor von besonderer Relevanz ist. Das Buch richtet sich vor allem an ein akademisches Publikum, das sich mit den Themen Medienqualität und Demokratietheorie beschäftigt, aber auch Journalist und Medienmanager können wertvolle Erkenntnisse daraus ziehen. Für mich war das Lesen von „Nachrichtenqualität als journalistischer Prozess“ eine intellektuelle Bereicherung, da es nicht nur theoretische Einsichten bietet, sondern auch praktische Implikationen für den modernen Journalismus aufzeigt.
Insgesamt ist Andreas A. Riedl mit diesem Buch ein bedeutender Beitrag zur Kommunikationswissenschaft gelungen, der die Diskussion über Nachrichtenqualität und deren Bedeutung für die Demokratie auf eine neue Ebene hebt. Wer sich ernsthaft mit der Zukunft des Journalismus auseinandersetzen möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es bietet nicht nur tiefgehende Analysen, sondern regt auch zum Nachdenken über die eigenen Erwartungen an den Journalismus und dessen Rolle in der Gesellschaft an.
Nachrichtenqualität als journalistischer Prozess
Hat mir besonders gefallen
- Das Buch beleuchtet umfassend die verschiedenen Einflussfaktoren auf Nachrichtenqualität, von journalistischen Akteuren bis hin zu institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
- Riedl stützt seine Schlussfolgerungen auf eine solide empirische Basis, die sowohl quantitative als auch qualitative Methoden umfasst.
- Die Ergebnisse und Analysen bieten nicht nur wissenschaftlichen Mehrwert, sondern auch praktische Einblicke für Journalist und Medienmanager
- Das Buch hebt die Bedeutung der Autonomie von Journalist für die Vielfalt der Perspektiven im Journalismus hervor, was besonders in politisch und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten relevant ist.
- Riedl bringt seine umfassende Expertise im Bereich Demokratietheorie und Journalismus in die Diskussion über Nachrichtenqualität ein und bietet damit eine tiefgehende theoretische Analyse.