Klumpeffekte ist ein Buch aus dem Lauinger Verlag und erschien am 25. September 2015.
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Klumpeffekte
Eigentlich ist der sensible Eigenbrötler Anselm als Heidelberger Chemiestudent in seinem Element. Als ihn aber der aufmüpfige Jürgen mit seinem geliebten Kraftrad fast über den Haufen fährt, geraten Einsiedlertum und Studiererei ins Wanken. Jürgen hingegen wurmen finanzielle Sorgen: „Ich hab ein Motorrad mitzuversorgen.“ Und auch der verträumte Pizzeriakellner Niccolo – der Dritte im Bunde – hat es nicht einfach: Bei ihm stehen „Antidepressiva statt Antipasti“ auf dem Speiseplan. Die Sehnsucht, dem ernsten und öden Alltag zu entfliehen, macht die drei zu Freunden und mündet in einen konkreten Plan: In einer schäbigen, abgelegenen Kellerwohnung in Ziegelhausen bastelt das Trio an einem flugtauglichen Motorrad.
Bereits das erste Aufeinandertreffen mit Christine Blechs Roman Klumpeffekte vermittelt ein Gefühl von Ungewöhnlichkeit. Das Buch, erschienen im Lauinger Verlag, erzählt die Geschichte von Anselm Natterfurth, einem sensiblen Chemiestudenten in Heidelberg, dessen Leben sich auf überraschende Weise verändert, als er auf zwei ungewöhnliche Charaktere trifft: den draufgängerischen Jürgen und den verträumten Niccolo. Diese Begegnungen führen zu einem Plan, der so verrückt ist, dass er die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Christine Blech, geboren 1980 in Göttingen, hat Psychologie in Heidelberg studiert und dort auch promoviert. Diese wissenschaftliche Prägung zeigt sich subtil im Aufbau der Figuren und der Geschichte. Seit 2011 lebt sie in Hagen und unterrichtet an der FernUniversität in virtuellen Lernumgebungen. Klumpeffekte ist ihr literarisches Debüt und eröffnet eine Welt, die gleichermaßen von psychologischer Tiefe und humorvollen Zwischentönen geprägt ist.
Der Roman beginnt mit einem scheinbar einfachen Leben: Anselm lebt zurückgezogen, umgeben von den Sicherheitsnetzen der akademischen Welt und einer überbehütenden Familie. Doch mit Jürgen und Niccolo tritt nicht nur ein Hauch von Abenteuer in sein Leben, sondern auch die Erkenntnis, dass die vermeintlich klaren Strukturen seiner Existenz keineswegs so festgefügt sind, wie er dachte. Gemeinsam planen sie das Unmögliche: den Bau eines flugtauglichen Motorrads. Dieser Plan, so absurd er auch klingen mag, wird zum Symbol für ihre gemeinsame Suche nach Freiheit und einem Ausbruch aus dem Alltag. Blechs Sprache ist präzise und doch reich an Details. Sie schafft es, die skurrilen Eigenheiten ihrer Charaktere so darzustellen, dass sie dem Leser ans Herz wachsen. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorin die Dynamik zwischen den drei Hauptfiguren entwickelt. Jede von ihnen bringt eine eigene Geschichte, eigene Unsicherheiten und Träume mit, die im Verlauf der Handlung immer stärker ineinandergreifen.
Ein zentraler Aspekt des Romans ist das Thema der Freundschaft, das Blech mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Witz behandelt. Anselm, Jürgen und Niccolo sind auf den ersten Blick grundverschieden, doch gerade in ihrer Unterschiedlichkeit finden sie zueinander. Es sind ihre individuellen „Klumpeffekte“ – die kleinen und großen Makel, die jeden von ihnen ausmachen – die ihre Freundschaft so besonders und authentisch wirken lassen. Was den Roman besonders lesenswert macht, ist die feine Ironie, mit der Blech die Handlung durchzieht. Ob es die übertrieben fürsorgliche Mutter ist, die Anselm nicht loslassen will, oder die grotesken Situationen, in die sich die Freunde hineinmanövrieren – immer wieder gibt es Momente, in denen man schmunzeln muss. Gleichzeitig schafft es Blech aber auch, tiefere, existenzielle Fragen aufzuwerfen: Wie definiert man Erfolg im Leben? Was bedeutet es, wirklich frei zu sein? Und kann man der Einsamkeit tatsächlich entfliehen, indem man sich in ein gemeinsames Projekt stürzt?
Die Erzählweise von Christine Blech ist dabei erfrischend unaufgeregt. Sie übertreibt nicht, lässt ihre Figuren und ihre Geschichte vielmehr für sich selbst sprechen. Diese Zurückhaltung im Stil macht es dem Leser leicht, sich mit den Figuren zu identifizieren und in ihre Welt einzutauchen. Besonders gelungen sind auch die Rückblenden in Anselms Kindheit, die die gegenwärtigen Ereignisse immer wieder in einem neuen Licht erscheinen lassen. Fazit: Klumpeffekte ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt, ohne dabei den Humor zu verlieren. Es erzählt von den kleinen und großen Absurditäten des Lebens, von Freundschaft und dem Streben nach Freiheit. Christine Blech ist mit diesem Roman ein bemerkenswertes Debüt gelungen, das sowohl literarische Qualität als auch Unterhaltung bietet. Für alle, die auf der Suche nach einer tiefgründigen, aber dennoch leichten Lektüre sind, ist Klumpeffekte eine klare Empfehlung.
Klumpeffekte
Hat mir besonders gefallen
- Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Hauptfiguren und ihre Entwicklung stehen im Zentrum der Geschichte und sind mit viel Feingefühl und Tiefe dargestellt.
- Der Roman überzeugt durch eine feine Ironie und humorvolle Zwischentöne, die auch ernste Themen auflockern.
- Die Erzählung thematisiert auf authentische Weise die Dynamik und Bedeutung von Freundschaft, insbesondere durch die Darstellung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Protagonisten.
- Die absurde Idee, ein flugtaugliches Motorrad zu bauen, sorgt für eine unterhaltsame und unvorhersehbare Handlung, die den Leser fesselt.
- Trotz des humorvollen Tons bietet der Roman auch tiefergehende existenzielle Fragen, was ihn literarisch wertvoll macht.