KAISERPUNK

KAISERPUNK (Overseer Games)

März 2025

Baue in einer Alternativwelt des 20. Jahrhunderts eine Stadt und erobere die Welt. Kaiserpunk vereint produktionsorientierten Städtebau mit dem Eroberungs-aspekt von Globalstragiespielen. Verwalte deine Stadt und schaffe ein Imperium!
Entwickler: Overseer Games
Genre: Sport
76%
Spielspaß
70%
Wiederspielbarkeit
68%
Langzeitmotivation
74%
Grafik
72%
Umsetzung
Kaiserpunk ist ein mutiger Genremix mit viel Potenzial.


72%

KAISERPUNK

Kaiserpunk ist ein Städtebau-Strategiespiel, das vom unabhängigen Entwicklerstudio Overseer Games entwickelt und veröffentlicht wurde. Das Spiel entführt mich in eine alternative Realität des 20. Jahrhunderts, in der ich als Anführer einer Stadtstaaten-Nation politische, wirtschaftliche und militärische Entscheidungen treffen muss, um mein Reich zur dominierenden Weltmacht zu machen. Bereits die ersten Trailer und Screenshots haben mich durch das außergewöhnliche Setting, die Mischung aus alternativer Geschichte, Dieselpunk-Ästhetik und komplexen Aufbau- sowie Strategiesystemen neugierig gemacht. Jetzt, nach vielen Spielstunden, ziehe ich mein Fazit: Was kann Kaiserpunk wirklich? Ist es ein Geheimtipp für Genre-Fans – oder bleibt es hinter seinen eigenen Ansprüchen zurück?

Setting und Weltaufbau

Schon nach dem ersten Start fällt auf: Kaiserpunk versucht, sich bewusst vom Einheitsbrei klassischer Aufbau- und Strategiespiele abzuheben. Die Handlung spielt in einem alternativen Nachkriegs-Europa, in dem der Erste Weltkrieg andere Folgen hatte als in der realen Geschichte. Imperien sind gefallen, neue Stadtstaaten kämpfen um Einfluss, Ressourcen und Macht. Ich selbst übernehme die Kontrolle über einen dieser Stadtstaaten und versuche, durch Diplomatie, wirtschaftlichen Fortschritt und militärische Stärke zur dominanten Weltmacht aufzusteigen.

Was mir besonders gefällt: Die Entwickler setzen auf einen interessanten Mix aus Steampunk- und Dieselpunk-Elementen, wodurch die Gebäude, Fahrzeuge und Charaktere visuell einzigartig wirken. Das verleiht dem Spiel eine unverwechselbare Atmosphäre, die mich immer wieder dazu motiviert, tiefer in diese fiktive Welt einzutauchen. Leider bleibt die eigentliche Weltkarte relativ statisch – die Regionen außerhalb Europas wirken blass und wenig dynamisch, was das globale Gefühl etwas schmälert.

Städtebau und Wirtschaftssystem

Der eigentliche Kern des Spiels ist eindeutig der Städtebau. Ich beginne mit einem kleinen Siedlungskern und entwickle diesen mit der Zeit zu einer komplexen Industriemetropole. Das funktioniert über mehr als 90 Produktionsketten – ein beeindruckender Umfang, der an Genregrößen wie Anno erinnert. Die Rohstoffe werden abgebaut, veredelt und schließlich in komplexen Fabrikationsprozessen zu Luxusgütern oder militärischer Ausrüstung weiterverarbeitet.

Dabei gefällt mir vor allem die Balance zwischen Micromanagement und Automatisierung. Wer möchte, kann sich in die Tiefe jeder einzelnen Produktionslinie stürzen – muss es aber nicht unbedingt. Besonders wichtig wird die Logistik: Waren müssen effizient zwischen verschiedenen Stadtteilen transportiert werden, wobei Reichweite, Infrastruktur und Straßenanbindung eine wichtige Rolle spielen. Genau hier liegt aber auch einer der großen Kritikpunkte: Die Mechanik zur Versorgung wirkt stellenweise sperrig und unübersichtlich. Auch die Benutzeroberfläche lässt an manchen Stellen Komfortfunktionen vermissen, etwa beim Filtern von Produktionsübersichten oder beim Umstrukturieren größerer Stadtbereiche.

Forschung, Technologie und Gesellschaft

Ein weiteres Standbein des Spiels ist der technologische Fortschritt. Ich forsche neue Gebäude, Produktionsmethoden und gesellschaftliche Entwicklungen, die meine Stadt effizienter und fortschrittlicher machen. Dabei entstehen teils tiefgreifende Veränderungen in der Gesellschaft, etwa durch Arbeitsrecht oder Gesundheitssysteme – ein spannender Ansatz, der politische Entscheidungen in die Mechanik integriert. Allerdings bleiben viele dieser Entscheidungen eher symbolisch und wirken sich spielmechanisch kaum spürbar aus. Hier hätte ich mir deutlich mehr Konsequenzen und Vielfalt gewünscht.

Diplomatie und Krieg

Im späteren Spielverlauf rückt die internationale Ebene immer mehr in den Fokus. Ich trete in Kontakt mit anderen Stadtstaaten, verhandle über Handelsverträge, bilde Allianzen oder bereite verdeckt Krieg vor. Leider ist genau dieser Bereich aktuell noch die größte Schwäche von Kaiserpunk. Die diplomatischen Optionen bleiben rudimentär und fühlen sich oft wie eine Checkliste an – echte Dynamik, wie man sie aus Spielen wie Civilization kennt, fehlt fast völlig.

Die militärischen Auseinandersetzungen wiederum basieren auf einem rundenbasierten System, das stark abstrahiert ist. Das hat den Vorteil, dass Kämpfe schnell ablaufen und nicht vom eigentlichen Aufbauaspekt ablenken. Gleichzeitig wirken die Konflikte dadurch auch recht belanglos – ich klicke mich durch Zahlen, statt taktisch zu denken. Für ein Spiel, das sich als „Grand Strategy“ versteht, ist das zu wenig.

Atmosphäre, Sound und Grafik

Die Präsentation von Kaiserpunk ist gelungen, wenn auch nicht perfekt. Die Stadtansichten sind detailliert, und die Fortschritte im Städtebau lassen sich optisch gut nachvollziehen. Besonders gelungen finde ich die grafische Darstellung technologischer Epochen: Vom dampfbetriebenen Förderband bis zur hochmodernen Luftschiffwerft ist alles stimmig gestaltet. Die Weltkarte selbst wirkt dagegen etwas leblos.

Der Soundtrack passt zum Setting – martialische Blechbläser, ruhige Streicher in Friedenszeiten und düstere Töne bei drohenden Kriegen schaffen die richtige Stimmung. Sprachausgabe gibt es (noch) nicht, aber das vermisse ich persönlich kaum.

Entwickler und Publisher: Overseer Games

Hinter Kaiserpunk steht das ungarische Studio Overseer Games, das vor allem durch das charmante Aufbauspiel Aquatico bekannt wurde. Schon dort bewiesen sie ein Gespür für außergewöhnliche Settings und detailverliebte Spielmechaniken. Mit Kaiserpunk wagen sie sich nun an ein deutlich ambitionierteres Projekt – und obwohl nicht alles perfekt umgesetzt ist, merkt man die Leidenschaft und den Anspruch des Studios an vielen Stellen. Besonders lobenswert ist der aktive Dialog mit der Community: Feedback wird aufgenommen, Patches werden zügig veröffentlicht, und eine Roadmap für zukünftige Inhalte ist bereits angekündigt.

Langzeitmotivation und Wiederspielwert

Hier liegt aus meiner Sicht einer der Knackpunkte: Auch wenn der erste Durchlauf sehr fesselnd ist, fehlt es Kaiserpunk aktuell an langfristiger Motivation. Es gibt weder ausgearbeitete Siegbedingungen noch eine echte Story-Kampagne. Viele meiner Spielentscheidungen laufen ins Leere, sobald ich militärisch oder wirtschaftlich die Oberhand gewonnen habe. Das Spiel endet nicht, es plätschert aus. Der Sandbox-Charakter ist zwar für Aufbau-Fans ein Plus, aber eine Prise mehr Struktur hätte dem Spiel gutgetan.

Der Wiederspielwert hängt stark davon ab, wie viel Freude man an unterschiedlichen Aufbauwegen hat. Da sich viele Spielverläufe ähneln, ist dieser Aspekt bislang eher begrenzt.

Fazit

Kaiserpunk ist ein mutiger Genremix mit viel Potenzial. Die Idee, Aufbau, Wirtschaftssimulation, Diplomatie und Krieg in einer alternativen Dieselpunk-Welt zu verbinden, ist faszinierend. In den Bereichen Städtebau und Produktionslogik überzeugt das Spiel bereits jetzt – allerdings mangelt es an Tiefe in der Diplomatie und am militärischen Spielfluss. Auch das UI und die Langzeitmotivation könnten deutlich besser sein.

Trotz dieser Schwächen habe ich meine Zeit mit Kaiserpunk genossen. Es ist ein Spiel mit Charakter, das besonders für Fans von komplexem Städtebau lohnenswert ist – sofern man bereit ist, über einige Macken hinwegzusehen. Mit weiteren Updates und Inhalten könnte Kaiserpunk zu einem echten Geheimtipp reifen.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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