Heimkehr in die Fremde ist ein Buch aus dem Edition Königstuhl Verlag und erschien am 20. August 2024.

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Heimkehr in die Fremde
Der Roman schildert ein Jahr im Leben des Studenten Hans Staudler, der Rechtsanwalt werden will, um später im Büro seines Vaters mitzuarbeiten. Ausser Studium, Sport und Liebeleien mit Frauen hat Hans kaum Interessen. Das ändert sich, als Willi, sein bester Freund, bei einem Autounfall, an dem Hans nicht ganz unbeteiligt ist, umkommt. Am gleichen Abend erscheint in Hans’ Wohnung ein Maler und zeigt ihm Portraits, die Hans an seinen toten Freund erinnern und andere, die eine Frau namens “Hannah” darstellen. Mit Hannah kann Hans später sprechen. Sie wird für ihn zum Idealbild einer Frau. Eine Reise von Ägypten bis Marokko wird für Hans, der sich gesellschaftlichen Zwängen und den Erwartungen der Eltern entziehen will, zu einem Wendepunkt. In der lybischen Wüste alleine gelassen, erreicht er nur mit Mühe die Küste, wo ihn Fischer mit ihrem Boot retten. In Kreta findet er Aufnahme in einem Kloster und später bei einer Familie. Nicht ganz freiwillig heiratet er Maria, deren Tochter und nimmt sie mit in die Schweiz. Das Leben in der Schweiz stellt sich für das junge Paar als deutlich schwieriger dar als erhofft. Unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Wünsche des Paares, lassen sich, je länger je mehr, nicht vereinbaren. Es kommt zum Eklat.
„Heimkehr in die Fremde“ von Andreas Steiner ist ein eindrucksvoller Roman, der tief in die emotionalen und psychologischen Kämpfe eines jungen Mannes eintaucht. Der Protagonist, Hans Staudler, ist ein Student, der in die Fußstapfen seines Vaters treten und Rechtsanwalt werden soll. Sein Leben scheint vordefiniert, bestehend aus Studium, Sport und gelegentlichen Affären. Doch diese Oberflächlichkeit bröckelt, als sein bester Freund Willi bei einem Autounfall ums Leben kommt – ein Unfall, bei dem Hans nicht unbeteiligt ist. Von diesem Moment an gerät Hans‘ Leben aus den Fugen. Der Autounfall fungiert als Katalysator für eine tiefe Selbstreflexion und für eine Reihe von Ereignissen, die ihn in eine existenzielle Krise stürzen. Besonders markant ist die Begegnung mit einem mysteriösen Maler, der Hans Porträts seines verstorbenen Freundes zeigt und Bilder einer Frau namens Hannah, die später zu einer wichtigen Figur in Hans‘ innerem Leben wird. Hannah ist nicht nur ein Bild, sondern wird für Hans zum Ideal einer Frau – ein Motiv, das den Spannungsbogen des Romans intensiviert und die Grenze zwischen Realität und Imagination verschwimmen lässt.
Die anschließende Reise, die Hans von Ägypten nach Marokko führt, ist mehr als eine Flucht vor der Realität. Es ist eine symbolische Reise zu sich selbst. Hier wird deutlich, wie stark Andreas Steiners eigene Erfahrungen als Arzt und Entwicklungshelfer in Afrika in die Erzählung einfließen. Die Beschreibungen der Wüste und die existenziellen Herausforderungen, denen Hans begegnet, spiegeln Steiners fundierte Kenntnisse dieser Region wider und verleihen dem Buch eine besondere Authentizität. Steiner hat selbst Philosophie und neuere deutsche Literatur studiert, was man in den philosophischen Reflexionen und den komplexen Figuren des Romans deutlich spürt. Hans‘ Versuche, sich den gesellschaftlichen Erwartungen und familiären Zwängen zu entziehen, sind tiefgründig und regen zum Nachdenken an. Besonders Hans’ Begegnungen mit verschiedenen Kulturen auf seiner Reise – von der Rettung durch Fischer in Libyen bis zu seiner Zeit in einem kretischen Kloster – bieten dem Leser eine faszinierende Perspektive auf die Frage, was es bedeutet, sich selbst in einer fremden Welt wiederzufinden.
Ein wesentlicher Wendepunkt in der Geschichte ist Hans‘ unfreiwillige Heirat mit Maria, der Tochter einer kretischen Familie. Diese Beziehung zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedliche kulturelle Hintergründe und individuelle Erwartungen das Leben eines Paares belasten können. Während Hans die Ehe als weiteren Versuch sieht, seine Identität zu finden, führt die Rückkehr in die Schweiz schnell zu Ernüchterung. Der Alltag im vermeintlich sicheren Umfeld der Schweiz zeigt die tiefen Risse in der Beziehung, und schließlich kommt es zum unausweichlichen Bruch. Der Titel „Heimkehr in die Fremde“ könnte nicht treffender sein, denn Hans kehrt zwar physisch nach Hause zurück, doch innerlich bleibt er entwurzelt und verloren. Steiner, der selbst viele Jahre im Ausland als Arzt tätig war, greift in seinem Werk Themen auf, die ihn persönlich geprägt haben: der Kontrast zwischen Heimat und Fremde, der Kampf um Selbstbestimmung und die Suche nach Sinn in einer chaotischen Welt. Diese Elemente fließen subtil in die Geschichte ein und machen das Buch zu mehr als nur einem Roman – es ist eine Reflexion über das Menschsein selbst.
Für Leser, die sich für tiefgründige, philosophische Erzählungen interessieren, bietet „Heimkehr in die Fremde“ eine fesselnde Lektüre. Die Geschichte ist dicht und vielschichtig, und die Figurenentwicklung ist authentisch und nachvollziehbar. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Steiner die äußeren und inneren Reisen seines Protagonisten miteinander verwebt, um am Ende eine existenzielle Wahrheit zu enthüllen: Manchmal ist die größte Fremde die eigene innere Welt. Steiners Schreibstil, geprägt von seiner beruflichen und literarischen Laufbahn, verleiht der Erzählung eine besondere Tiefe und schafft eine Balance zwischen Erzählung und Reflexion, die zum Nachdenken anregt. Besonders in der heutigen Zeit, in der Fragen von Identität und Selbstfindung eine zentrale Rolle spielen, ist dieses Buch von aktueller Bedeutung. Abschließend kann ich sagen, dass „Heimkehr in die Fremde“ nicht nur durch seine spannende Handlung besticht, sondern auch durch seine philosophischen und kulturellen Einsichten. Andreas Steiner beweist erneut sein Talent, komplexe menschliche Emotionen und Situationen in Worte zu fassen und den Leser auf eine unvergessliche Reise mitzunehmen.
Heimkehr in die Fremde
Hat mir besonders gefallen
- Der Protagonist Hans durchlebt eine nachvollziehbare und authentische emotionale Entwicklung.
- Der Roman greift existenzielle und philosophische Fragen auf, die zum Nachdenken anregen.
- Die Reise durch verschiedene Länder und Kulturen bringt vielfältige Perspektiven in die Handlung ein.
- Steiners eigene Erfahrungen als Arzt und Entwicklungshelfer verleihen der Erzählung Glaubwürdigkeit und Tiefe.
- Die Verbindung von Handlung und Reflexion zeigt Steiners literarisches Können.

