Ein trügerischer Sommer im Norden ist ein Buch aus dem Himmelstürmer Verlag und erschien am 6. Februar 2024.

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Ein trügerischer Sommer im Norden
Streitereien, Lügen, heimliche Liebesaffären, Sehnsüchte – und mittendrin ein angeknackstes Herz. Das ist Sünnebeek, ein Ort im hohen Norden bei Flensburg, nahe der dänischen Grenze, im Sommer 1985. Oder wie Hildegard Erichs, die Vize-Direktorin des dortigen Gymnasiums, es ganz unverblümt auszudrücken pflegt: „Dieses Dorf ist das Furunkel am Arsch meines Lebens.“ Das empfindet auch der 16jährige Gunnar so. Ein um sich schlagendes Elternhaus, die ständig alkoholisierte Mutter seiner Freundin und die nervtötende Tratscherei von Sünnebeek wecken in ihm den Wunsch, dieses Leben so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Während die ungewohnte Juli-Hitze allen zu schaffen macht, verträumt Gunnar mehr oder weniger ziellos seine Sommerferien. Doch in ihm schlummert eine noch unbestimmte Neugierde. Dann wirft ihn ein überraschendes Erlebnis mit einem Schulfreund vollkommen aus der Bahn und löst eine Reihe von völlig unvorhersehbaren, tragisch-komischen Ereignissen aus, die Gunnars Leben verändern. Zwei Menschen unterstützen ihn dennoch und zeigen ihm einen möglichen Weg: Seine couragierte Lehrerin Hildegard Erichs und die herb-zurückhaltende Renate Winkler, die selbst in einer außerehelichen Beziehung feststeckt. Doch der Sommer 1985 ist und bleibt trügerisch. Beziehungen zerbrechen, Neuanfänge werden gemacht, Geheimnisse aufgedeckt, Abschiede genommen. Ein tragischer Unfall verändert dann schließlich alles und nichts ist mehr so, wie es vorher war. Die Zeit vergeht. Nach über 30 Jahren kehrt Gunnar nach Sünnebeek zurück. Und wieder ist es eine zufällige Begegnung mit jenem Schulfreund aus längst vergangenen Tagen, die in seinem Leben erneut alles durcheinanderbringt und ihn mit vergessen geglaubten Gefühlen konfrontiert. Er muss eine Entscheidung treffen. „Ein trügerischer Sommer im Norden“ beschreibt mit viel Humor und auf eindrücklich-liebevolle Weise, wie Gefühle sich über Jahrzehnte entwickeln können – zwischen skurrilen Dorfbewohnern, niederträchtig tratschenden Nachbarn und einem Friseursalon, in dem das Motto gilt: Wo eine Dauerwelle gemacht wird, gehört auch ordentlich Haarspray rein!
Das Leben in einem kleinen Dorf kann oft irreführend idyllisch wirken, und genau dieses Thema greift Oliver Witt in seinem Roman „Ein trügerischer Sommer im Norden“ auf, der im Jahr 1985 in Sünnebeek spielt, einem Ort, der nahe der dänischen Grenze und der Stadt Flensburg gelegen ist. Der Hauptprotagonist, der 16-jährige Gunnar, erlebt einen Sommer, der geprägt ist von familiären Konflikten, heimlichen Liebesaffären und dem schier endlosen Tratsch, der das Dorfleben definiert. Witt entfaltet eine Geschichte, die tief in die menschlichen Emotionen eintaucht und dabei sowohl tragische als auch komische Momente bereithält.
Was mir besonders an diesem Buch gefallen hat, ist die Fähigkeit des Autors, die Charaktere mit einer tiefen Menschlichkeit zu versehen. Gunnar, der unter der Last seiner problematischen Familienverhältnisse leidet, wird so authentisch dargestellt, dass ich mich häufig gefragt habe, wie viele Gunnars es wohl auch in meinem Bekanntenkreis geben könnte. Seine Erlebnisse und inneren Konflikte sind so greifbar, dass sie mich direkt ansprachen. Die Nebenfiguren, wie die couragierte Lehrerin Hildegard Erichs und Renate Winkler, die in einer komplizierten Beziehung gefangen ist, sind ebenfalls hervorragend ausgearbeitet. Ihre Geschichten verweben sich geschickt mit der Haupterzählung und bieten eine reichhaltige Palette an Emotionen und Entwicklungen, die das Buch zu einer fesselnden Lektüre machen.
Oliver Witt hat einen eindrucksvollen Sinn für den Ort und die Zeit, in der seine Geschichte spielt. Die Beschreibungen des Dorflebens in den 1980er Jahren sind so lebendig, dass ich mir das schwüle, durch Spannungen geladene Klima von Sünnebeek lebhaft vorstellen konnte. Diese Zeitreise hat mir erlaubt, in eine Welt einzutauchen, die sowohl fremd als auch seltsam vertraut ist. Der Schreibstil Witts ist flüssig und einnehmend, mit einem guten Sinn für Timing, wenn es darum geht, humorvolle und dramatische Elemente zu mischen. Das Ende des Buches, ohne zu viel vorwegzunehmen, bietet sowohl eine überraschende Wendung als auch einen zufriedenstellenden Abschluss für die aufgewühlten Geschichten der Charaktere.
„Ein trügerischer Sommer im Norden“ ist nicht nur eine Geschichte über das Erwachsenwerden und die Komplexitäten des menschlichen Herzens, sondern auch ein scharfer Blick auf die Dynamik eines kleinen Dorfes. Es ist ein Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt und den Leser dazu einlädt, über die Bedeutung von Heimat und Identität nachzudenken. Zusammenfassend ist „Ein trügerischer Sommer im Norden“ ein tief bewegendes Werk, das zeigt, wie Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind und wie tief die menschlichen Beziehungen gehen können. Oliver Witt hat ein Buch geschaffen, das nicht nur in seiner Erzählkraft, sondern auch in seiner Fähigkeit, echte Emotionen zu wecken, überzeugt. Ein Buch, das ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde und das ich jedem empfehlen kann, der sich für die subtilen, oft verborgenen Aspekte des Lebens in einem kleinen Dorf interessiert.
Ein trügerischer Sommer im Norden
Hat mir besonders gefallen
- Die Charaktere, insbesondere der Protagonist Gunnar, sind tiefgründig und realistisch dargestellt, was eine starke emotionale Bindung zum Leser ermöglicht.
- Die lebendigen Beschreibungen des Dorflebens in den 1980er Jahren transportieren den Leser effektiv in die Zeit und den Ort des Geschehens.
- Der Autor balanciert geschickt zwischen komischen und tragischen Elementen, was die Erzählung sowohl unterhaltsam als auch berührend macht.
- Oliver Witt schreibt flüssig und einnehmend, wodurch das Buch leicht und angenehm zu lesen ist.
- Das Ende des Buches bietet sowohl überraschende Wendungen als auch einen emotional befriedigenden Abschluss der Geschichte.

