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Die Eingeborenen von Maria Blut

Die Eingeborenen von Maria Blut ist ein Buch aus dem DVB Verlag und erschien am 15. Juli 2024. 

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Die Eingeborenen von Maria Blut

Österreich zu Beginn der 30er Jahre. Im beschaulichen Kurort Maria Blut beginnt es zu brodeln. Auf den Straßen, am Marktplatz und in der Kirche wird getuschelt: Hat dieser oder jener nicht eine Halbjüdin zur Mutter? In nur wenigen Monaten spitzt sich die Lage zu: Radikalisierte Männergruppen paradieren durch die Straßen und skandieren: »Heil! Heil!«. Wunderheiler und falsche Propheten tauchen auf und verkünden den bevorstehenden Weltuntergang, deklassierte Adelige schimpfen auf die »Saurepublik«, und schließlich steht auch noch die örtliche Konservenfabrik in Flammen. Klammheimlich, wie ein schleichendes Gift, breitet sich die NS-Ideologie in einem österreichischen Provinznest aus – und am Ende ist nichts mehr, wie es war. Maria Lazars hellsichtiger Roman über das Heranreifen des Nationalsozialismus in Österreich wurde unter großem medialen Echo am Wiener BURGTHEATER inszeniert und wird nun erstmals zusammen mit Lazars bislang noch nie veröffentlichtem politischem Essay „Made in Austria“ in erweiterter Edition herausgegeben. „In ihrem vielleicht besten Roman […] 1935 geschrieben und posthum 1957 erschienen, beschreibt Lazar am Beispiel eines wirtschaftlich maroden Dorfes kassandrahaft das Heranreifen des Nationalsozialismus.“ – Margarete Affenzeller, DER STANDARD „[…] ein kleines literarisches Wunderwerk“ – Thomas Mießgang, DIE ZEIT „[…] ein[ ] trefflich böse[r] satirische[r], nun neu edierte[r] Roman über das Heraufdämmern des Nationalsozialismus in einer kleinen österreichischen Provinzstadt.“ – Franz Haas, NZZ „[…] eine bitterböse und sehr wahre Melange“ – Harald Eggebrecht, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

„Die Eingeborenen von Maria Blut“ von Maria Lazar ist ein eindrucksvoller Roman, der in den 1930er Jahren im österreichischen Wallfahrtsort Maria Blut spielt. Die scheinbare Idylle dieses Dorfes wird durch wirtschaftliche Not und politische Umwälzungen gestört, was Lazar meisterhaft in ihrer Erzählung einfängt. Die Handlung dreht sich um die Schließung einer Konservenfabrik und die anschließenden Versuche des Unternehmers Schellbach, die Dorfbewohner zur Investition in eine neue Geschäftsidee zu bewegen. Als diese Unternehmung scheitert und Schellbach sich während eines Dorffestes das Leben nimmt, kippt die Stimmung im Dorf dramatisch. Maria Lazar gelingt es, das aufkommende rauhe Gesprächsklima, die wirtschaftliche Unsicherheit und die politischen Spannungen dieser Zeit lebendig darzustellen. Im Zentrum der Geschichte stehen drei Familien, die mit Armut, religiösem Eifer, Nationalismus und wachsendem Antisemitismus konfrontiert werden. Die Dorfbewohner suchen schnell nach Schuldigen, was die aufkeimende Ideologie der Nationalsozialisten fördert und das soziale Gefüge des Dorfes erschüttert.

Maria Lazar, geboren 1895 in Wien und gestorben 1948, war eine bedeutende Figur der Literaturszene ihrer Zeit. Sie schrieb „Die Eingeborenen von Maria Blut“ im dänischen Exil, wo sie 1933 mit ihrer Tochter hin emigrierte, und vollendete den Roman 1935. Der Roman erschien jedoch erst posthum 1957. Lazar entstammte einer jüdisch-großbürgerlichen Familie und bewegte sich in den literarischen und künstlerischen Kreisen Wiens. Trotz ihres beeindruckenden Werks geriet sie lange Zeit in Vergessenheit, bis ihre Bücher kürzlich wiederentdeckt und neu aufgelegt wurden. Der Roman zeigt auf eindrückliche Weise, dass der Nationalsozialismus nicht nur ein deutsches Phänomen war, sondern auch tief in der österreichischen Gesellschaft verwurzelt war. Lazar beschreibt, wie Antisemitismus und Hass auf Slawen in Böhmen entstanden und von dort aus zur Ideologie eines rassistischen Herrschaftssystems stilisiert wurden, das selbst die größten Despotien der Geschichte in den Schatten stellt. Diese Reflexion über die österreichische Vergangenheit macht das Buch auch heute noch relevant und lesenswert.

Besonders beeindruckend ist die sprachliche Kraft, mit der Maria Lazar die Atmosphäre des Dorfes und die psychologischen Spannungen unter den Bewohnern beschreibt. Ihr Stil ist prägnant und direkt, was die beklemmende Stimmung und die zunehmende Radikalisierung der Dorfbewohner noch verstärkt. Die Figuren sind vielschichtig und menschlich, ihre Konflikte nachvollziehbar und berührend. Das Buch wurde vom Wiener DVB Verlag in einer besonders schönen gebundenen Ausgabe neu aufgelegt, versehen mit einem Nachwort von Johann Sonnleitner, das weitere Einblicke in das Leben und Werk der Autorin bietet. Diese Neuauflage hat dazu beigetragen, dass Maria Lazar endlich die Anerkennung erhält, die sie verdient. Eine Bühnenadaption des Romans wurde im Januar 2023 im Wiener Akademietheater uraufgeführt und war so erfolgreich, dass sie zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Die Inszenierung von Lucia Bihler und Alexander Kerlin wurde für ihre pointierte Fassung und die kraftvolle szenische Umsetzung gelobt.

Insgesamt ist „Die Eingeborenen von Maria Blut“ ein Roman, der nicht nur durch seine historische und gesellschaftliche Relevanz beeindruckt, sondern auch durch seine literarische Qualität. Maria Lazar hat ein Werk geschaffen, das tief unter die Oberfläche der menschlichen Psyche und der sozialen Strukturen blickt und dabei zeitlose Fragen nach Schuld, Verantwortung und Menschlichkeit aufwirft. Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für die Geschichte des Nationalsozialismus und die österreichische Literatur interessieren.

Die Eingeborenen von Maria Blut

8.5

Aufmachung

8.5/10

Umfang

8.5/10

Schreibstil

8.4/10

Thema

8.4/10

Aufbau

8.4/10

Lesbarkeit

8.5/10

Illustrationen Cover

8.6/10

Umsetzung

8.5/10

Hat mir besonders gefallen

  • Der Roman bietet einen tiefen Einblick in die österreichische Gesellschaft der 1930er Jahre und beleuchtet die Wurzeln des Nationalsozialismus in Österreich.
  • Die Figuren sind vielschichtig und menschlich, was ihre Konflikte nachvollziehbar und berührend macht.
  • Maria Lazars prägnanter und direkter Stil verstärkt die beklemmende Stimmung und die zunehmende Radikalisierung im Dorf.
  • Die Neuauflage und die Bühnenadaption haben das Werk einem breiten Publikum zugänglich gemacht und Maria Lazar die Anerkennung gebracht, die sie verdient.
  • Der Roman besticht durch seine literarische Qualität und die tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Schuld, Verantwortung und Menschlichkeit.
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