Der Haben-Wollen-Reflex: Wie sehr die Macht der Nachahmung unser Leben bestimmt und wie wir uns davon lösen ist ein Buch aus dem VAK Verlag und erschien am 13. Juni 2022.
Der Haben-Wollen-Reflex
Warum nur eifern wir immer anderen nach und wollen haben, was sie haben wollen? Die Antwort liegt tief in der menschlichen Natur begründet: Wir alle werden von einem mimetischen Begehren gelenkt, einem nachahmenden Verlangen, wodurch Menschen oder Dinge unwiderstehlich anziehend auf uns wirken, sobald sie bereits von anderen begehrt werden. Aus diesem „Haben wollen“ entstehen Eifersucht, Neid und Gewalt. Wie also können wir uns daraus befreien?
Luke Burgis erläutert gleichzeitig unterhaltsam und fundiert die psychologischen und soziologischen Hintergründe des mimetischen Begehrens: Abgesehen von grundlegenden Bedürfnissen wie Essen und Trinken wissen wir eigentlich nicht, was wir wirklich wollen. Unsere Wünsche und Begehrlichkeiten sind von Beginn an sozial geprägt: Sie richten sich nach dem, was andere für begehrenswert halten, oder nach dem, was eine Zeit oder eine Mode zu angeblichen Bedürfnissen idealisiert. So dreht sich unser „Haben wollen“ um des „Haben wollens Willen“ im Grunde um eine leere Mitte, die uns nie wirklich zufrieden stellen kann. Wir werden zu einem manipulierbaren Spielball unserer scheinbaren Wünsche. Das hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche, wie Berufsziele, unseren Kleidungsstil und sogar unsere Partnerwahl. Werbung, Influencer und Social Media nutzen es für ihre Zwecke, indem sie ein Verlangen nach ihren Produkten in uns wecken, und in letzter Konsequenz können auch schwerwiegende Konflikte bis hin zu Kriegen daraus entstehen, wenn verbissen mit anderen um etwas gerungen wird, das vermeintlich alle haben wollen.
Hier setzt Luke Burgis an. Wir lernen, die Gründe für unser nachahmendes Verlangen zu erkennen und zu hinterfragen. So wird der Weg frei, die Wünsche zu finden, die wirklich von Bedeutung für uns sind und uns auf lange Sicht erfüllen. Ganz konkrete Taktiken, wie wir dem mimetischen Begehren in uns ein Schnippchen schlagen und die Selbstkontrolle wiedererlangen, runden dieses hochaktuelle Buch ab.
Im Ansatz ein sehr gutes Buch, was mir aber letztendlich viel zu technisch war. Oder umfangreich, wie man es auch immer ausdrücken möchte. Der Autor belegt seine Thesen mit sehr sehr vielen Beispielen und verstrickt sich dabei immer mehr, hatte ich das Gefühl. Als Beispiel: Er schreibt darüber, dass Menschen mehr miteinander kämpfen umso gleicher sie sind. Als Beispiel dient ein Kampf um ein Badetuch, das eskalierte. Eine halbe Seite später philosophiert er über Romeo und Julia, ohne das Beispiel vorher aufzuklären. Das empfand ich als anstrengend, füllt Seiten, konzentriert sich aber wenig aufs wesentliche. Das Wesentliche muss man dann schon etwas suchen. Was aber gut ist, man fängt sich durchaus an seine Gedanken zu machen, auch über sein eigenes Verhalten, eine Lösung für mich habe ich hier allerdings nicht gefunden, ich kann empfehlen einfach selbst mal reinzuschauen und sich selbst ein Bild von diesem Buch zu machen.