Den Teufel im Leib ist ein Buch aus dem Pendragon Verlag und erschien am 15. März 2024.

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Den Teufel im Leib
Der fünfzehnjährige François verliebt sich in die achtzehnjährige Marthe, deren Ehemann im Ersten Weltkrieg kämpft. Trotz der Aussichtslosigkeit ihrer Beziehung und gegen jeden Widerstand geraten die beiden in einen heftigen Strudel aus Begehren und Leidenschaft. Dass ihre Affäre zum Scheitern verurteilt ist, wissen sie, aber voneinander lassen können sie nicht. Mit siebzehn Jahren vollendete Raymond Radiguet dieses Meisterwerk, das von der skandalösen Liebe zwischen einem Minderjährigen und einer verheiraten Frau erzählt. Der Roman verschaffte Radiguet glühende Bewunderer wie Jean Cocteau, Max Jacob oder Paul Valery und besticht bis heute durch seine Radikalität und seinen psychologischen Scharfblick.
Bereits beim ersten Aufschlagen von Raymond Radiguets Roman „Den Teufel im Leib“ aus dem Pendragon Verlag fühle ich mich in eine andere Zeit versetzt. Der Roman, der erstmals 1923 erschien und in einer wunderschönen Neuübersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel vorliegt, erzählt die Geschichte einer verbotenen Liebe, die nicht nur moralische Grenzen sprengt, sondern auch den Leser in ihren Bann zieht. Die Handlung dreht sich um den fünfzehnjährigen François, der sich in die drei Jahre ältere, verheiratete Marthe verliebt, während deren Ehemann im Ersten Weltkrieg kämpft. Diese Beziehung, die in der gesellschaftlichen Isolation und den Wirren der Kriegszeit entsteht, ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Dennoch lassen die beiden Liebenden nicht voneinander ab, verstricken sich tiefer in ihre Leidenschaft, bis das unvermeidliche Drama seinen Lauf nimmt. Die Intensität der Gefühle, die Radiguet durch die Augen des jungen François schildert, ist ebenso beeindruckend wie beklemmend.
Was mich besonders fasziniert, ist die Radikalität, mit der Radiguet die jugendliche Empfindung darstellt. François ist kein sympathischer Erzähler – er ist egozentrisch, besessen und in seinem Verhalten oft unerträglich. Doch gerade diese Authentizität macht den Roman so kraftvoll. Radiguet schrieb diesen Roman mit gerade einmal siebzehn Jahren, was seine Reife und sein Verständnis für menschliche Abgründe umso bemerkenswerter macht. Die Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel gelingt es, diese zeitlose Geschichte in einer modernen, dennoch respektvollen Sprache zu erzählen. Der Stil bleibt nah am Original, was insbesondere in den subtilen Nuancen der Dialoge und den inneren Monologen François‘ deutlich wird. Schmidt-Henkels Arbeit wird durch die kunstvollen Illustrationen von Jean Cocteau ergänzt, die dem Buch eine zusätzliche visuelle Tiefe verleihen. Die Zeichnungen spiegeln die emotionale Zerrissenheit der Charaktere wider und vertiefen das Leseerlebnis.
Raymond Radiguet, geboren 1903, war ein literarisches Wunderkind. Schon früh verließ er die Schule, um sich in den Pariser Künstlermilieus zu bewegen, wo er Gedichte, Artikel und schließlich diesen Roman verfasste. „Den Teufel im Leib“ war sein erstes großes Werk und zugleich sein bekanntestes. Tragischerweise erlebte Radiguet den vollen Erfolg seines Romans nicht mehr, da er im Alter von nur zwanzig Jahren an Typhus starb. Sein kurzes, aber intensives Schaffen hinterließ jedoch einen bleibenden Eindruck in der Literaturgeschichte. Die Neuveröffentlichung dieses Klassikers durch den Pendragon Verlag, genau 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung, ist nicht nur eine Hommage an Radiguet, sondern auch ein Geschenk an alle Liebhaber anspruchsvoller Literatur. Das Buch, das in hochwertigem Hardcover und mit zahlreichen zusätzlichen Texten und Illustrationen erscheint, lädt dazu ein, sich auf eine literarische Reise in die Abgründe der menschlichen Seele zu begeben.
Jedoch gibt es auch Momente, in denen der Roman aufgrund seines repetitiven Stils etwas an Fahrt verliert. Manche Leser könnten die zunehmende Unsympathie des Protagonisten als belastend empfinden, und es fehlt manchmal an sprachlicher Eleganz, die die durchdringende emotionale Intensität hätte abmildern können. Doch genau hier liegt auch die Stärke des Buches: Es ist ein Werk, das provoziert, das nicht gefällig sein will und das den Leser immer wieder dazu zwingt, sich den Schattenseiten menschlicher Gefühle zu stellen. Insgesamt lässt sich sagen, dass „Den Teufel im Leib“ eine eindrucksvolle Erzählung über die zerstörerische Kraft der Leidenschaft ist. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt, das verstört und gleichzeitig fasziniert. Für mich ist es ein literarisches Erlebnis, das noch lange nachklingt. Der Pendragon Verlag hat mit dieser Neuauflage einen wichtigen Beitrag zur Literaturpflege geleistet, und ich hoffe, dass Radiguets Werk auch in Zukunft Leserinnen und Leser finden wird, die sich von seiner kompromisslosen Ehrlichkeit begeistern lassen. Für alle, die sich auf eine intensive Auseinandersetzung mit den Abgründen menschlicher Emotionen einlassen wollen, ist dieses Buch ein Muss. Radiguets meisterhaftes Porträt einer fatalen Liebe bleibt auch nach einem Jahrhundert relevant und zeigt, dass große Literatur zeitlos ist.
Den Teufel im Leib
Hat mir besonders gefallen
- Die Darstellung der verbotenen Liebe zwischen François und Marthe ist emotional packend und tiefgehend.
- François wird als komplexer, wenn auch unsympathischer Charakter dargestellt, dessen innere Zerrissenheit realistisch und nachvollziehbar ist.
- Die Erzählung über Leidenschaft und moralische Konflikte bleibt auch nach 100 Jahren relevant.
- Die moderne Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel bringt den Klassiker in die heutige Zeit, ohne die Originalität zu verlieren.
- Illustrationen von Jean Cocteau und zusätzliche Texte bereichern das Leseerlebnis.

