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Das Tagebuch der 66. Die Nacht, in der ich brannte

Das Tagebuch der 66 (Dittrich Verlag)

Oktober 2024

Am 30. Oktober 2015 kam es bei dem Konzert der Metalband »Goodbye to Gravity« im Bukarester Club Colectiv zu einer Brandkatastrophe, die insgesamt 65 Todesopfer forderte.
Autor: Alexandra Furnea, Peter Groth (Übersetzer)
Genre: Biografie
85%
Umfang
91%
Schreibstil
95%
Thema
89%
Lesbarkeit
80%
Buchcover
60%
Illustrationen
„Das Tagebuch der 66. Die Nacht, in der ich brannte“ ist ein außergewöhnliches Buch, das lange nachhallt.


83%

Das Tagebuch der 66. Die Nacht, in der ich brannte

„Das Tagebuch der 66. Die Nacht, in der ich brannte“ von Alexandra Furnea ist ein literarisches Zeugnis von ungeheurer Kraft und Tragik. In ihrem autobiografischen Werk schildert die Autorin ihre Erlebnisse als Überlebende des verheerenden Brandes im Bukarester Club Colectiv im Jahr 2015. Dieser Abend, der für viele junge Menschen ein unbeschwertes Konzertvergnügen hätte sein sollen, endete in einer der größten Tragödien Rumäniens. Furnea entführt die Leser auf eine Reise, die von unfassbarem Schmerz, Verzweiflung und gleichzeitig von einer bemerkenswerten Stärke geprägt ist. Dabei geht es nicht nur um den schrecklichen Moment der Katastrophe, sondern auch um den langwierigen Kampf gegen physische und psychische Wunden sowie um die Enthüllung systemischer Missstände.

Inhalt und Struktur

Die Struktur des Buches ist bewusst chronologisch gehalten, um die Ereignisse in ihrer ganzen Dramatik und Konsequenz zu entfalten. Es beginnt mit einer packenden Schilderung der Stunden vor dem Unglück. Alexandra Furnea beschreibt lebhaft, wie sie sich auf den Abend freute, die Energie des Konzerts genoss und wie diese Freude durch die plötzliche Katastrophe in Panik und Angst umschlug. Die Szenen im Club sind mit einer Präzision beschrieben, die es unmöglich macht, unberührt zu bleiben. Der Leser spürt förmlich die Hitze der Flammen, die Enge des Raumes und die verzweifelten Schreie der anderen Besucher.

Doch der Schrecken endet nicht mit der Flucht aus dem brennenden Gebäude. Vielmehr beginnt für die Überlebenden eine neue Phase des Leidens. Furnea schildert eindrücklich ihre Zeit in den Krankenhäusern, wo sie nicht nur mit schweren Verbrennungen zu kämpfen hatte, sondern auch mit der Unzulänglichkeit des rumänischen Gesundheitssystems konfrontiert wurde. Hygieneprobleme, fehlende medizinische Versorgung und die Unwilligkeit vieler Verantwortlicher, die Situation der Opfer ernst zu nehmen, sind zentrale Themen des Buches. Diese Berichte machen deutlich, dass das Feuer nicht nur Menschenleben zerstörte, sondern auch die tief verwurzelten Probleme einer korrupten und ineffizienten Bürokratie offenlegte.

Sprachlicher Stil

Alexandra Furnea verwendet eine klare, direkte Sprache, die trotz der Komplexität der Themen leicht zugänglich bleibt. Sie verzichtet auf überflüssige Ausschmückungen und schafft es dennoch, mit ihrer Wortwahl starke Emotionen hervorzurufen. Die Intensität ihrer Beschreibungen sorgt dafür, dass man als Leser kaum eine Pause machen möchte – oder kann. Es ist ein Stil, der sich durch Authentizität und Ehrlichkeit auszeichnet. Besonders hervorzuheben ist die Balance zwischen den persönlichen Erfahrungen und den gesellschaftlichen Analysen, die sie einbettet, ohne belehrend zu wirken.

Ihre Sprache ist nicht nur ein Werkzeug zur Vermittlung von Fakten, sondern auch ein Mittel, um Trost und Hoffnung zu spenden. Furnea zeigt auf, wie sie trotz der überwältigenden Dunkelheit immer wieder Lichtpunkte in ihrem Leben finden konnte, sei es durch die Unterstützung von Freunden, die Solidarität der Überlebenden oder ihre eigene innere Stärke.

Thematische Tiefe

Das Buch hat eine bemerkenswerte thematische Tiefe, die weit über die persönliche Leidensgeschichte hinausgeht. Alexandra Furnea nutzt ihre eigene Erfahrung als Ausgangspunkt, um auf größere gesellschaftliche und politische Probleme hinzuweisen. Sie beschreibt, wie der Brand im Club Colectiv landesweite Proteste auslöste und eine politische Bewegung in Gang setzte, die letztlich zum Rücktritt der rumänischen Regierung führte. Doch sie bleibt nicht bei der Analyse der Vergangenheit stehen. Furnea fordert Veränderungen ein und appelliert an die Leser, wachsam gegenüber Korruption, Ineffizienz und Gleichgültigkeit zu sein.

Besonders eindrücklich ist ihre Schilderung der psychischen Auswirkungen des Erlebten. Sie gibt einen ehrlichen Einblick in die Herausforderungen, mit posttraumatischem Stress und Depressionen umzugehen, und zeigt, wie wichtig es ist, Unterstützung anzunehmen und sich mit anderen auszutauschen. Dadurch wird das Buch nicht nur zu einer Mahnung, sondern auch zu einer Quelle der Inspiration.

Über die Autorin

Alexandra Furnea wurde 1988 in Rumänien geboren und ist seit vielen Jahren als Musikjournalistin und Redakteurin tätig. Ihre Liebe zur Rockmusik führte sie an jenem schicksalhaften Abend in den Club Colectiv. Seit dem Brand hat sie sich zu einer wichtigen Stimme der Überlebenden entwickelt, die nicht nur ihre persönliche Geschichte erzählt, sondern auch auf Missstände im Gesundheitssystem und in der Politik aufmerksam macht. Mit ihrem Buch „Das Tagebuch der 66“ hat sie ein Werk geschaffen, das sowohl literarisch beeindruckt als auch gesellschaftlich relevant ist. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie individuelle Erlebnisse kollektive Themen beleuchten können.

Fazit

„Das Tagebuch der 66. Die Nacht, in der ich brannte“ ist ein außergewöhnliches Buch, das lange nachhallt. Es ist ein Werk, das nicht nur die Tragödie eines Abends beleuchtet, sondern auch die systemischen Probleme eines Landes offenlegt. Alexandra Furnea zeigt auf bewegende Weise, wie aus einer persönlichen Katastrophe eine Stimme für viele Betroffene werden kann. Das Buch ist schmerzhaft, aber notwendig – ein Appell für Mitgefühl, Verantwortung und Veränderung.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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