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Bloodbath Nation: Mit Fotos von Spencer Ostrander

Bloodbath Nation: Mit Fotos von Spencer Ostrander | Ein politischer Essay des Weltautors über Waffengewalt in den USA ist ein Buch aus dem Rowohlt Buchverlag und erschien am 13. Februar 2024. 

Bloodbath Nation: Mit Fotos von Spencer Ostrander

Dies ist Paul Austers sehr persönliche Abrechnung mit der Vergottung des Waffentragens in der amerikanischen Kultur und Gesellschaft. Er erzählt davon zunächst in biografischen Vignetten, beginnend bei den Spielzeugcolts der Kindheit und den Western im Fernsehen. Es folgen die ersten Einschläge im näheren Umfeld, der von der Großmutter erschossene Großvater – lange Zeit ein Familiengeheimnis, von dem Auster nur durch Zufall erfuhr. Von da aus geht er zurück in die amerikanische Geschichte und erklärt, warum die Waffe in der Hand des freien Bürgers in direkter Linie aus der Gewalt der Sklavenhaltergesellschaft hervorgegangen ist. Der Streit ums Waffentragen führt ins Zentrum der aktuellen Auseinandersetzungen um die Gestaltung des amerikanischen Gesellschaftssystems. Auster zeigt sich hier als ebenso polemischer wie klarsichtiger politischer Beobachter und Kommentator. Der Text wird begleitet von Fotos des US-Fotografen Spencer Ostrander – in ihrer Stille gespenstisch eindrückliche Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Schauplätze bekannter Massaker.

In der heutigen Rezension widme ich mich einem Werk, das in seiner Dringlichkeit und Aktualität kaum zu übertreffen ist: „Bloodbath Nation“ von Paul Auster, visuell ergänzt durch die eindringlichen Fotos von Spencer Ostrander. Dieses Buch stellt nicht nur eine literarische, sondern auch eine gesellschaftliche Auseinandersetzung dar, die die Vergötterung des Waffentragens in der amerikanischen Kultur kritisch hinterfragt. Paul Auster, geboren 1947 in Newark, New Jersey, ist vor allem für seine fesselnden Romane und scharfsinnigen Essays bekannt. In „Bloodbath Nation“ wählt Auster einen sehr persönlichen Ansatz, um sich mit einem der brisantesten Themen der amerikanischen Gesellschaft auseinanderzusetzen: der Waffenkultur. Ausgehend von biografischen Vignetten, die bei den Spielzeugwaffen der Kindheit beginnen und über die Darstellung von Waffen in den Medien bis hin zu persönlichen Tragödien reichen, öffnet Auster ein Fenster zu seiner Seele und den Ursprüngen seiner kritischen Auseinandersetzung mit diesem Thema.

Besonders berührend ist die Geschichte über den von der Großmutter erschossenen Großvater, ein lange gehütetes Familiengeheimnis, das Auster zufällig entdeckte. Diese persönliche Geschichte dient als Sprungbrett, um tiefer in die amerikanische Geschichte einzutauchen und die Verbindungen zwischen der heutigen Waffenkultur und der gewalttätigen Vergangenheit der Sklavenhaltergesellschaft aufzuzeigen. Auster argumentiert, dass das Waffentragen nicht nur ein Relikt, sondern ein zentrales Element der amerikanischen Identität und der aktuellen politischen Auseinandersetzungen ist. Die Begleitfotos von Spencer Ostrander, einem in New York lebenden Fotografen, verstärken die Botschaft des Textes auf eine subtile, aber kraftvolle Weise. Ostranders Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Schauplätze bekannter Massaker sind nicht nur Dokumentationen, sondern auch stille Zeugnisse der Tragödien, die sich dort abgespielt haben. Diese Bilder ergänzen Austers Texte perfekt und schaffen eine gespenstische Atmosphäre, die den Leser zwingt, innezuhalten und über die Realität hinter den Statistiken nachzudenken.

„Bloodbath Nation“ ist mehr als nur ein Buch; es ist ein dringender Appell an die Gesellschaft, sich mit den Konsequenzen einer unkritischen Waffenverehrung auseinanderzusetzen. Auster präsentiert sich nicht nur als begnadeter Erzähler, sondern auch als polemischer und klarsichtiger politischer Beobachter, der die tiefen Gräben in der amerikanischen Gesellschaft aufzeigt. Abschließend lässt sich sagen, dass „Bloodbath Nation“ ein mustergültiges Beispiel für die Macht der Literatur ist, gesellschaftliche Diskurse anzustoßen und zum Nachdenken anzuregen. Austers persönliche Erzählungen und Ostranders eindrückliche Fotografien schaffen ein eindringliches Bild der amerikanischen Waffenkultur und fordern uns auf, über die Werte nachzudenken, die wir als Gesellschaft vertreten möchten. Es ist ein Buch, das nicht nur gelesen, sondern auch tief empfunden und reflektiert werden sollte.

Bloodbath Nation: Mit Fotos von Spencer Ostrander

7.9

Aufmachung

8.2/10

Umfang

8.2/10

Schreibstil

8.0/10

Thema

8.1/10

Aufbau

7.7/10

Lesbarkeit

7.9/10

Illustrationen

7.0/10

Umsetzung

7.9/10

Hat mir besonders gefallen

  • Paul Auster gelingt es meisterhaft, die Vergötterung des Waffentragens in der amerikanischen Kultur durch persönliche Erzählungen und historische Analysen zu hinterfragen.
  • Die Einbindung biografischer Vignetten, wie das Familiengeheimnis des von der Großmutter erschossenen Großvaters, verleiht dem Buch eine besondere Intimität und Authentizität.
  • Auster zeigt sich als polemischer und klarsichtiger Beobachter der amerikanischen Gesellschaft und legt die tiefen Gräben in Bezug auf das Waffentragen offen.

War nicht ganz so toll

  • Ein Kritikpunkt ist die Qualität der Fotos von Spencer Ostrander. Obwohl sie eine starke atmosphärische Wirkung haben, wird bemängelt, dass sie im Druck nicht optimal zur Geltung kommen und möglicherweise zu viel Platz im Buch einnehmen, was als Verschwendung empfunden werden könnte.
Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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