Bite back!: Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität

Bite back!: Queere Prekarität, Klasse und unteilbare Solidarität ist ein Buch aus dem Verlag edition assemblage und erschien am 1. Juli 2024.

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Bite back!

Der Aufstieg der Rechten und die Vielfachkrisen des Kapitalismus bedrohen queere und trans*Leben. Die Grenzen liberaler Identitätspolitik werden immer deutlicher. Steigende Mieten, prekäre Jobs und Altersarmut, Rassismus, Sexismus und Trans*feindlichkeit sind für viele queere Menschen Alltag. Es ist Zeit zurückzubeißen – und zwar gemeinsam! Wie können wir Solidarität in der Differenz entwickeln? Das Buch versammelt Beiträge zu einem herrschaftskritischen Verständnis von queer und trans sowie zu intersektionalen Perspektiven auf Klasse.

„Bite Back!“ ist ein Buch, das mich tief beeindruckt und bewegt hat. Es ist ein Werk, das nicht nur dringend benötigte Perspektiven in den aktuellen Diskussionen über Klasse und Identitätspolitik einbringt, sondern auch einen klaren, durchdringenden Aufruf zur Solidarität in einer zunehmend polarisierten Welt formuliert. Herausgegeben von Lia Becker, Atlanta Ina Beyer und Katharina Pühl, versammelt dieser Sammelband Beiträge von verschiedenen Autorinnen, die sich mit den prekären Lebensrealitäten queerer und trans Menschen auseinandersetzen und zugleich eine scharfe Kritik an den bestehenden Macht- und Herrschaftsstrukturen üben. Das Buch setzt sich explizit mit der Thematik der Prekarität auseinander, die für viele queere Menschen eine bittere Realität ist. Es beleuchtet, wie steigende Mieten, unsichere Beschäftigungsverhältnisse und die allgegenwärtige Diskriminierung queerer und trans* Personen in unserer Gesellschaft zu einer ständigen Existenzbedrohung führen. Diese prekären Lebensbedingungen werden von den Herausgeber*innen nicht isoliert betrachtet, sondern stets in den größeren Zusammenhang von Klassenkampf und intersektionalen Unterdrückungsmechanismen eingebettet.

Ein zentraler Aspekt, der mir besonders aufgefallen ist, ist die Kritik am vermeintlichen Gegensatz zwischen Identitätspolitik und Klassenpolitik. Die Autor*innen argumentieren überzeugend, dass dieser Gegensatz eine Sackgasse ist und dass nur durch das Überwinden dieser Dichotomie eine echte, transformative Veränderung möglich ist. Dabei wird klar, dass Solidarität in der Differenz nicht nur ein theoretisches Konzept ist, sondern in der Praxis umgesetzt werden muss, um die vielfältigen Kämpfe von marginalisierten Gruppen zu verbinden und zu stärken. Der Sammelband ist eines der ersten deutschsprachigen Werke, das explizit trans* marxistische Perspektiven aufgreift. Diese Perspektiven fehlen oft in den gängigen linken Diskursen, und „Bite Back!“ füllt diese Lücke mit einer erfrischenden und notwendigen Radikalität. Der Sammelband zeigt auf, wie tief verwurzelt die Probleme von Klassismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit in unseren gesellschaftlichen Strukturen sind und wie diese miteinander verflochten sind.

Die Herausgeber*innen Lia Becker, Atlanta Ina Beyer und Katharina Pühl bringen jeweils ihre eigenen, wertvollen Perspektiven in das Buch ein. Lia Becker arbeitet im Bereich Gesellschaftsanalyse und politische Bildung bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung und hat sich in ihrer Arbeit intensiv mit den Themen queer-feministische Gesellschaftsanalyse und Kapitalismuskritik beschäftigt. Atlanta Ina Beyer, die zu queeren Punk-Utopien promoviert hat, bringt eine kritische Perspektive auf queere Prekarität ein, die durch ihre akademische und aktivistische Arbeit geprägt ist. Katharina Pühl, ebenfalls bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung tätig, ergänzt das Team mit ihrer Expertise in feministischer Gesellschafts- und Kapitalismusanalyse. Das Buch ist nicht nur theoretisch fundiert, sondern auch aktivistisch motiviert. Es ist ein Aufruf zum Handeln, der uns alle daran erinnert, dass die Kämpfe gegen Ausbeutung und Unterdrückung nicht voneinander getrennt, sondern gemeinsam geführt werden müssen. „Bite Back!“ fordert uns auf, zurückzubeißen – gegen die neoliberalen und rechten Angriffe, die das Leben so vieler queerer und trans* Menschen bedrohen.

Was mich besonders angesprochen hat, ist die Art und Weise, wie das Buch die komplexen Zusammenhänge von Klasse, Geschlecht, und sexueller Identität darstellt, ohne dabei simplifizierend zu wirken. Es zeigt auf, wie queere Solidarität aufgebaut werden kann und muss, um die vielfältigen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, gemeinsam zu bewältigen. Insgesamt ist „Bite Back!“ ein kraftvolles, inspirierendes Buch, das wichtige Impulse für die Weiterentwicklung einer solidarischen, klassenbewussten und queeren Bewegung setzt. Es ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich mit den Themen Prekarität, Klasse und Solidarität auseinandersetzen und nach Wegen suchen, um in einer immer feindlicheren Welt echte Veränderung zu bewirken.