Beteigeuze

Beteigeuze ist ein Roman aus dem dtv Verlag und erschien am 15. August 2024. 

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Beteigeuze

In einer winzigen blauen Wohnung lebt Theresa Neges. Ihr Name, der übersetzt »Du solltest Nein sagen« lautet, scheint nicht ohne Einfluss auf ihr Leben. Einen Beruf hat sie nicht, auch kein Geld. Sie hat nur Josef, ihren Freund, und auch den nicht ganz, trotz Liebe. In ihrem großen grauen Mantel läuft Theresa durch Wien. Liegt im Hallenbad auf dem Beckengrund und übt das Luftanhalten, sucht den Schwindel auf einem Karussell. Denn eigentlich möchte sie ins All: leicht sein, schweben. Und Beteigeuze näher sein, dem gleißend roten Riesenstern im Sternbild Orion, dem sie sich seit ihrer Kindheit verbunden fühlt.

„Beteigeuze“, der neue Roman von Barbara Zeman, ist ein literarisches Werk, das mich tief berührt und zugleich herausgefordert hat. Es ist kein Buch, das man einfach so nebenbei liest; vielmehr erfordert es eine aktive Auseinandersetzung mit seinen poetischen und dichten Texten, die weit über eine bloße Unterhaltung hinausgehen. Zeman, geboren 1981 im Burgenland, ist Historikerin und Journalistin und hat mit „Immerjahn“ bereits 2019 ihren ersten Roman veröffentlicht. Mit „Beteigeuze“ setzt sie ihre literarische Karriere konsequent fort und präsentiert uns ein Werk, das sich durch seine sprachliche Raffinesse und seine thematische Tiefe auszeichnet. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Theresa Neges, eine Frau, die in einer kleinen, blauen Wohnung in Wien lebt und von einem Leben im All träumt, nahe dem roten Riesenstern Beteigeuze, zu dem sie sich seit ihrer Kindheit hingezogen fühlt. Schon der Name der Protagonistin, der übersetzt „Du solltest Nein sagen“ bedeutet, ist ein Symbol für das Lebensgefühl, das Theresa durchzieht: eine ständige Ambivalenz zwischen Sehnsucht und Resignation, zwischen Anziehung und Abstoßung. Ihre Existenz ist geprägt von einer inneren Zerrissenheit, die sich in ihrem Wunsch widerspiegelt, der Schwere des Lebens zu entkommen und die Leichtigkeit des Alls zu erreichen.

Barbara Zeman versteht es meisterhaft, die innere Welt ihrer Protagonistin in eindringlichen Bildern zu schildern. Die Handlung bewegt sich zwischen dem Alltäglichen und dem Traumhaften, zwischen der Realität und der Fantasie. Theresa übt das Luftanhalten im Hallenbad, fährt Karussell, um den Schwindel zu spüren, und streift in einem grauen Mantel durch Wien – immer auf der Suche nach einem Ausweg aus der Schwere ihrer Existenz. Der Stern Beteigeuze, der ihr Ziel und gleichzeitig unerreichbar bleibt, steht als Metapher für die Sehnsucht nach einem anderen Leben, einem leichteren Dasein. Stilistisch ist der Roman ein wahres Sprachkunstwerk. Zeman gelingt es, mit ihrer präzisen und gleichzeitig poetischen Sprache die Komplexität menschlicher Gefühle und Gedanken einzufangen. Ihre Sätze haben eine Leichtigkeit, die im Kontrast zu der Schwere der Themen steht, die sie behandelt: Einsamkeit, Existenzangst, das Ringen um Selbstbestimmung. Trotz der düsteren Grundstimmung gelingt es der Autorin, Momente von Schönheit und Hoffnung zu schaffen, die wie Lichtpunkte in der Dunkelheit aufleuchten.

Besonders beeindruckend finde ich, wie Zeman es schafft, die Innenwelt ihrer Protagonistin so plastisch und nachvollziehbar darzustellen. Theresa ist eine Figur, die man nicht einfach nur beobachtet, sondern deren Gedanken und Gefühle man unmittelbar miterlebt. Ihre Sehnsucht nach dem All und ihre gleichzeitig so menschlichen Sorgen und Ängste machen sie zu einer tief berührenden Figur, mit der man sich als Leser identifizieren kann. Auch wenn das Buch kein leichtes Lesefutter ist, so lohnt sich die Auseinandersetzung mit dieser dichten und atmosphärischen Erzählung. Ein weiteres Highlight des Romans ist die subtile Art und Weise, wie Zeman eine Familiengeschichte erzählt, die durch Theresa hindurch wirkt. Ohne sich in ausführlichen Rückblenden oder Erklärungen zu verlieren, wird die Vergangenheit der Familie in kleinen, aber bedeutungsvollen Andeutungen erkennbar. Diese Geschichte verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe und macht ihn zu einem Werk, das nicht nur durch seine sprachliche Schönheit, sondern auch durch seine thematische Komplexität beeindruckt.

Barbara Zeman beweist mit „Beteigeuze“ erneut ihr außergewöhnliches schriftstellerisches Talent. Der Roman ist eine poetische Reise in die Tiefen der menschlichen Seele, ein Buch, das nachklingt und zum Nachdenken anregt. Wer sich auf dieses sprachlich anspruchsvolle Werk einlässt, wird mit einer Leseerfahrung belohnt, die lange nachwirkt. Besonders für Leser, die sich für existenzielle Themen und poetische Sprache begeistern können, ist „Beteigeuze“ eine klare Empfehlung. Insgesamt ist „Beteigeuze“ ein Roman, der durch seine sprachliche Virtuosität und seine atmosphärische Dichte besticht. Barbara Zeman ist eine Autorin, die es versteht, komplexe Themen mit Leichtigkeit zu erzählen und ihre Leser in eine Welt zu entführen, die gleichzeitig fremd und vertraut ist. Ein wirklich beeindruckendes Werk, das seinen Platz in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur mehr als verdient hat.

Beteigeuze

8.3

Aufmachung

8.5/10

Umfang

8.4/10

Schreibstil

8.4/10

Thema

8.1/10

Aufbau

8.3/10

Lesbarkeit

8.4/10

Illustrationen

8.0/10

Umsetzung

8.3/10

Hat mir besonders gefallen

  • Barbara Zeman überzeugt mit einer präzisen und poetischen Sprache, die komplexe Gefühle und Gedanken eindrucksvoll einfängt.
  • Die Protagonistin Theresa Neges wird vielschichtig und nachvollziehbar dargestellt, sodass man sich als Leser leicht mit ihr identifizieren kann.
  • Der Roman schafft eine starke, poetische Atmosphäre, die das Leserlebnis intensiviert.
  • „Beteigeuze“ behandelt tiefgründige Themen wie Einsamkeit, Existenzangst und Sehnsucht nach einem anderen Leben.
  • Ohne explizite Rückblenden wird eine eindrucksvolle Familiengeschichte erzählt, die dem Roman zusätzliche Tiefe verleiht.
Mediennerd
Mediennerd
Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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