Bällende Hunde (hansanord Verlag)
Oktober 2024
Bällende Hunde von Luca Maria
Als ich „Bällende Hunde“ von Luca Maria in die Hand nahm, war ich sofort von der ungewöhnlichen Prämisse angezogen: Ein Roadtrip zwischen einem Atheisten und einem tiefgläubigen Christen, der nicht nur über Landesgrenzen hinausgeht, sondern auch tief in die persönlichen und spirituellen Abgründe der beiden Protagonisten eintaucht.
Eine Geschichte über Verlust und Vergebung
Theo, 25 Jahre alt und Student, steckt in einer tiefen Lebenskrise. Sein Studium zieht er lustlos in die Länge, seine Beziehung zu seiner Freundin ist am Zerbrechen, und seine finanzielle Situation ist mehr als prekär. Hinzu kommt der kürzliche Tod seines Bruders Luis, mit dem er aufgrund dessen Hinwendung zum Glauben gebrochen hatte. Theo hat es nicht einmal zur Beerdigung geschafft, was seine Schuldgefühle noch verstärkt.
Der Wendepunkt kommt, als Theo einen Brief von seinem verstorbenen Bruder erhält. Luis hat ihm eine besondere Aufgabe hinterlassen: Theo soll mit Jacobs, einem tief religiösen Freund seines Bruders, einen einwöchigen Roadtrip antreten – ansonsten wird er vom Erbe ausgeschlossen. Die Verlockung des Erbes und der Druck seiner finanziellen Notlage treiben Theo dazu, die Reise anzutreten.
Ein ungleicher Roadtrip
Was folgt, ist eine skurrile und teils absurde Reise durch eine drückend heiße Landschaft, die nicht nur äußerlich, sondern auch metaphorisch für die inneren Kämpfe der Protagonisten steht. Theo, der den Glauben immer abgelehnt hat, steht Jacob gegenüber, der seine Weltanschauung fest im Christentum verankert hat. Doch während die beiden auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, entwickelt sich zwischen ihnen eine unerwartete Freundschaft. Diese Dynamik ist einer der stärksten Aspekte des Romans. Es wird schnell klar, dass beide Männer mehr gemeinsam haben, als sie anfänglich zugeben wollen. Die Themen Toleranz und Vergebung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Erzählung und regen den Leser immer wieder zum Nachdenken an.
Doch der Roadtrip ist kein leichter Weg zur Erleuchtung. Theo wird gezwungen, nicht nur Jacobs, sondern auch sich selbst in einem neuen Licht zu sehen. Besonders, als Jacobs wahre Motive ans Licht kommen, wird Theo vor die ultimative Herausforderung gestellt: Kann er vergeben?
Luca Maria: Eine starke Debütautorin
Luca Maria, Jahrgang 1996 und in Göttingen geboren, zeigt mit Bällende Hunde ihr erzählerisches Talent. Das Buch ist ihr Debütroman, aber sie hat bereits vorher in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Ihre Erfahrungen als junge Autorin fließen deutlich in die frische und dynamische Sprache des Romans ein. Der Schreibstil ist leicht zugänglich, humorvoll und zugleich tiefgründig. Die Charaktere sind authentisch und ihre Entwicklung wird glaubwürdig und fesselnd dargestellt.
Maria gelingt es, schwierige Themen wie Glauben, Tod und Vergebung mit Leichtigkeit zu behandeln, ohne dabei oberflächlich zu wirken. Ihre Fähigkeit, sowohl den ernsten als auch den humorvollen Ton zu treffen, verleiht dem Roman eine besondere Note. Manchmal fühlt sich das Buch wie eine schräge Komödie an, etwa wenn Nebenfiguren wie ein narkoleptischer Hund oder ein seltsames App-Startup in die Handlung eingebaut werden. Doch auch in diesen Momenten verliert die Geschichte nie ihren emotionalen Kern.
Fazit: Mehr als nur ein Roadtrip
Bällende Hunde ist weit mehr als eine bloße Geschichte über einen Roadtrip. Es ist ein Roman über das Hinterfragen von Vorurteilen, über Freundschaft, Toleranz und die Kraft der Vergebung. Luca Maria hat es geschafft, eine fesselnde und tiefgründige Geschichte zu schreiben, die sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Die Mischung aus absurdem Humor und emotionaler Tiefe macht diesen Debütroman zu einem besonderen Leseerlebnis, das ich gerne weiterempfehle. Wenn du auf der Suche nach einem Buch bist, das dich sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken bringt, dann ist Bällende Hunde genau das Richtige für dich.