Am Rande das Licht

Am Rande das Licht ist ein Buch aus dem Otto Müller Verlag und erschien am 27. August 2024. 

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Am Rande das Licht

David hat ein siegessicheres Vorbild: Jene überwältigende Statue aus Marmor, die seit Jahrhunderten die Menschen fasziniert. Als auch er in Florenz an der Hand seines Vaters vor dem Kunstwerk Michelangelos steht, weiß er, dass es nicht einfach werden wird. Von der Stärke, die David zugesprochen wird, spürt er selbst nicht viel. Wo fing es an? Um diese zentrale Frage kreist der Roman, der die Geschichte eines Suchenden erzählt. Als Kind sucht David seine Stärke im Wald, während er sich mit dem Großvater um Tiere und den Baumbestand kümmert. Als Heranwachsender sucht er seinen Widerstand in den Kunstwerken, die er mit dem Vater in dessen Museum betrachtet. Er will Künstler werden, beginnt ein Studium der Bildhauerei und scheitert an den eigenen Anforderungen, verliebt sich und wird verlassen, reist ans andere Ende der Welt und findet Briefe, deren Geheimnisse zu einer schmerzlichen Erfahrung werden, die alles infrage stellen. Im Zimtlicht des zu Ende gehenden Jahres erzählt sich Davids Geschichte neu und gibt endlich Antworten.

„Am Rande das Licht“ von Minu Ghedina ist ein eindrucksvoller Bildungsroman, der sich mit den existenziellen Fragen des Lebens, der Kunst und der Suche nach dem eigenen Selbst auseinandersetzt. Als ich das Buch las, war ich sofort von der emotionalen Tiefe und der komplexen Entwicklung des Protagonisten David gefesselt. David, der Protagonist, ist eine vielschichtige Figur, die auf den ersten Blick als klassischer „Suchender“ erscheint. Schon früh in seinem Leben wird er von der Kunst inspiriert, insbesondere von der beeindruckenden Statue von Michelangelo, die ihn dazu bewegt, selbst Bildhauer zu werden. Diese Entscheidung markiert den Beginn einer Reise, die von hohen Erwartungen, persönlichen Niederlagen und intensiven Selbstreflexionen geprägt ist.

Minu Ghedina versteht es meisterhaft, Davids innere Kämpfe und seine Entwicklung mit einer authentischen und gleichzeitig poetischen Sprache zu schildern. Ihre Beschreibungen sind so lebendig und detailreich, dass man als Leser das Gefühl hat, gemeinsam mit David durch die Museen zu schlendern oder die Schwere seiner Enttäuschungen zu spüren. Besonders berührend ist die Darstellung von Davids Beziehung zu seinem Vater und Großvater, die beide eine bedeutende Rolle in seiner Identitätsfindung spielen. Die Autorin, Minu Ghedina, stammt aus Kärnten und hat selbst Bildhauerei bei dem bekannten Künstler Alfred Hrdlicka studiert. Diese persönliche Verbindung zur Kunst und Bildhauerei spiegelt sich deutlich in ihrem Debütroman wider. Man merkt, dass sie ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und den Druck besitzt, denen sich ein Künstler ausgesetzt sieht, und dies gekonnt in die Geschichte einfließen lässt.

Der Roman nimmt uns mit auf eine Reise durch verschiedene Lebensphasen Davids, von der Kindheit im ländlichen Österreich bis hin zu seiner Zeit als Student der Bildhauerei. Besonders spannend fand ich den Abschnitt, in dem David beschließt, ans andere Ende der Welt zu reisen, um sich selbst und seine Kunst neu zu definieren. Diese Reise ist nicht nur geografisch, sondern auch metaphorisch zu verstehen: Sie symbolisiert den Versuch, sich von alten Mustern zu lösen und sich selbst neu zu erfinden. Die Briefe, die David auf dieser Reise findet, sind ein zentrales Element des Romans. Sie konfrontieren ihn mit Geheimnissen, die seine bisherigen Überzeugungen infrage stellen und ihn dazu zwingen, sein Leben und seine Entscheidungen neu zu bewerten. Diese Wendung in der Handlung verleiht dem Roman eine zusätzliche Tiefe und lässt den Leser intensiv mit dem Protagonisten mitfühlen.

Ghedinas Schreibstil ist lyrisch und gleichzeitig präzise, was dem Roman eine besondere Atmosphäre verleiht. Die Beschreibungen der Natur, die oft als Spiegel von Davids innerem Zustand fungieren, sind besonders gelungen. Ich war beeindruckt, wie die Autorin es schafft, komplexe Emotionen und Gedankengänge in wenigen, aber treffenden Sätzen zu erfassen. „Am Rande das Licht“ ist nicht nur ein Roman über das Erwachsenwerden und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt, sondern auch eine tiefgehende Reflexion über die Rolle der Kunst im Leben eines Menschen. Für mich war das Lesen dieses Buches eine intensive und bereichernde Erfahrung. Es regt zum Nachdenken an und bleibt noch lange nach dem Umblättern der letzten Seite im Gedächtnis. Wer sich für Literatur interessiert, die sich mit den großen Fragen des Lebens auseinandersetzt und dabei die Schönheit und die Herausforderungen der Kunst thematisiert, wird in „Am Rande das Licht“ eine wahre Perle finden. Der Roman überzeugt nicht nur durch seine tiefgründige Handlung, sondern auch durch die kraftvolle Sprache und die authentischen Charaktere, die Minu Ghedina geschaffen hat. Es ist ein Buch, das man nicht einfach nur liest, sondern erlebt.

Am Rande das Licht

8.3

Aufmachung

8.5/10

Umfang

8.5/10

Schreibstil

8.4/10

Thema

8.1/10

Aufbau

8.3/10

Lesbarkeit

8.2/10

Illustrationen

8.1/10

Umsetzung

8.3/10

Hat mir besonders gefallen

  • Der Protagonist David ist vielschichtig und seine innere Reise sowie seine Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Lebens sind detailliert und emotional nachvollziehbar dargestellt.
  • Minu Ghedina überzeugt durch eine lyrische und präzise Sprache, die sowohl die Naturbeschreibungen als auch die emotionalen Zustände der Charaktere eindrucksvoll einfängt.
  • Ghedina, die selbst Bildhauerei studiert hat, bringt ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen der Kunstwelt ein, was die Geschichte glaubwürdig und interessant macht.
  • Der Roman bietet spannende Wendungen, insbesondere durch die Entdeckung der Briefe, die Davids Leben und seine bisherigen Überzeugungen auf den Kopf stellen.
  • Die Beschreibungen der verschiedenen Lebensphasen und Orte sind so lebendig, dass sie den Leser vollständig in die Welt des Protagonisten eintauchen lassen.
Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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