Wovon träumst du, Filipa? (Verlag Tasten & Typen)
Oktober 2024
Wovon träumst du, Filipa?
Frank Quilitzschs neues Werk „Wovon träumst du, Filipa?“ ist eine besondere literarische Reise durch die Zeit, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf faszinierende Weise miteinander verschmelzen. Dieses Buch hat mich tief berührt und regt zum Nachdenken über gesellschaftliche und technologische Entwicklungen an, die uns alle betreffen.
Inhaltlicher Überblick
Das Buch beginnt mit einer kuriosen und zugleich spannenden Prämisse: Der Protagonist, ein Urgroßvater, erhält eine Nachricht von seiner Urenkelin Filipa – allerdings aus der Zukunft. Eine solche E-Mail würde wohl bei vielen zunächst als Scherz abgetan werden, doch unser Protagonist kann der Versuchung nicht widerstehen und öffnet die Nachricht. Ab diesem Moment entfaltet sich ein intensiver Dialog zwischen zwei Generationen, die auf den ersten Blick Welten voneinander entfernt scheinen, jedoch durch ihre Neugierde und den Austausch von Gedanken und Träumen wieder zueinander finden.
Im Laufe des Buches schildert Filipa ihrem Urgroßvater verschiedene mögliche Zukünfte: Finnland, das plötzlich das neue Italien ist, oder Waterworld Hamburg, eine durch den Klimawandel entstandene Wasserwelt. Große Siedlungen in der Antarktis und die Aufbruchsstimmung in Richtung Mars sind nur einige der Szenarien, die Quilitzschs Protagonistin beschreibt. Dabei thematisiert das Buch die großen Fragen unserer Zeit: den Klimawandel, die unaufhaltsam fortschreitende Technologie und die künstliche Intelligenz, die unser Leben maßgeblich beeinflusst. Doch es bleibt nicht nur bei technischen Themen. Auch menschliche, emotionale Aspekte spielen eine zentrale Rolle: Welche Hoffnungen und Erwartungen hat die junge Filipa an ihre Vorfahren? Was kann der Urgroßvater, als Vertreter der alten Generation, aus der Sicht der Zukunft über die Gegenwart lernen?
Stil und Erzählweise
Quilitzschs Schreibstil ist direkt und einfühlsam. Er schafft es, den Leser durch kurze, aber tiefgehende Dialoge in die Gedankenwelt beider Charaktere eintauchen zu lassen. Es ist beeindruckend, wie er Themen wie den technologischen Fortschritt, der oft kalt und distanziert wirkt, mit emotionalen, zwischenmenschlichen Erlebnissen verbindet. Besonders gut gefallen haben mir die Passagen, in denen Filipa aus ihrer Zukunft berichtet – diese sind lebendig und voller Fantasie, aber auch mit einer gewissen Dringlichkeit geschrieben. Es fühlt sich an, als wäre jede dieser Zukunftsvisionen eine Mahnung an uns Leser: Was werden wir aus unserer Welt machen?
Zum Autor
Frank Quilitzsch, geboren 1957 in Halle/Saale, ist kein Unbekannter in der deutschen Literaturszene. Als Journalist und Autor zahlreicher Bücher, u. a. über Vietnam und China, hat er sich mit Themen auseinandergesetzt, die tief in gesellschaftliche und politische Strukturen eintauchen. Sein 2021 erschienenes Buch „Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!“, in dem er die Auswirkungen des Klimawandels auf den Thüringer Wald schildert, zeigt seine besondere Sensibilität für ökologische Themen. Auch in „Wovon träumst du, Filipa?“ ist diese Verbindung zur Natur und zur gesellschaftlichen Verantwortung spürbar. Quilitzsch schafft es immer wieder, aktuelle Themen mit einer sehr persönlichen Note zu versehen, was seine Werke so lesenswert macht.
Fazit
„Wovon träumst du, Filipa?“ ist weit mehr als nur ein Generationendialog. Es ist ein Weckruf, der uns daran erinnert, dass die Entscheidungen, die wir heute treffen, die Welt von morgen formen. Durch die Augen einer heranwachsenden Urenkelin zeigt Quilitzsch die Dringlichkeit des Handelns, sei es in Bezug auf Umweltfragen oder den Umgang mit Technologie. Die Erzählung ist gleichzeitig tiefsinnig und fantasievoll, was sie zu einer wunderbaren Lektüre für Jung und Alt macht.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Wer sich für gesellschaftliche Entwicklungen interessiert und bereit ist, in eine fiktive, aber nicht unmögliche Zukunft einzutauchen, wird dieses Werk lieben. Es ist eines dieser Bücher, das man nicht so schnell aus der Hand legen möchte – und das noch lange nach dem Lesen nachhallt.