StartBücher & ComicsBiografieWilhelm von Bode und Marie Rimpau: Eine ungewöhnliche Liebe

Wilhelm von Bode und Marie Rimpau: Eine ungewöhnliche Liebe

Wilhelm von Bode und Marie Rimpau (Quintus-Verlag)

August 2024

Sie waren einander eng verbunden: die Bodes aus Braunschweig, die auf eine lange Ahnenreihe namhafter Gelehrter zurückblicken konnten, und die Rimpaus, innovative Landwirte mit Rittergütern in der Nähe von Halberstadt.
Autor: Birgit Jochens
Genre: Biographien von Militärkommandanten
85%
Umfang
90%
Schreibstil
95%
Thema
88%
Lesbarkeit
80%
Buchcover
75%
Illustrationen
Das Buch „Wilhelm von Bode und Marie Rimpau: Eine ungewöhnliche Liebe“ ist ein absolutes Muss für alle, die sich für Biografien, Geschichte und Liebesgeschichten interessieren.


86%

 

Wilhelm von Bode und Marie Rimpau

Das Buch „Wilhelm von Bode und Marie Rimpau: Eine ungewöhnliche Liebe“ von Birgit Jochens, erschienen im Quintus Verlag, hat mich tief berührt und überrascht. Schon der Titel weckt Neugier: Wie ungewöhnlich kann eine Liebe in der großbürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts tatsächlich sein? Die Antwort darauf erhält man in dieser biografischen Erzählung, die einen nicht nur auf eine Reise durch das gesellschaftliche Umfeld jener Zeit mitnimmt, sondern auch intime Einblicke in das Leben von Wilhelm von Bode und seiner Cousine Marie Rimpau gewährt.

Eine Liebe gegen Widerstände

Im Zentrum steht die Beziehung zwischen Wilhelm von Bode, einem aufstrebenden Kunsthistoriker, der später zum Generaldirektor der Berliner Museen aufstieg, und seiner Cousine Marie Rimpau, die aus einer angesehenen Familie von Landwirten stammte. Obwohl es schien, als seien sie von Kindesbeinen an füreinander bestimmt, mussten sie viele familiäre und gesellschaftliche Hürden überwinden, um schließlich zusammenzufinden. Gerade die Tatsache, dass sie Cousin und Cousine waren, sorgte in ihrer großbürgerlichen Umgebung für große Vorbehalte und Widerstände. Es dauerte lange, bis sie den Mut und die Kraft fanden, trotz aller Widerstände zu heiraten.

Was mich an dieser Geschichte besonders fesselte, war der Konflikt zwischen familiären Erwartungen und persönlichem Glück. Beide Hauptpersonen, Wilhelm und Marie, waren nicht nur geprägt von den Erwartungen ihrer Familien, sondern auch von den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit. Ihre Liebe und ihr Zusammenhalt wirken in dieser Umgebung beinahe revolutionär, und doch bleibt das Buch stets bodenständig und authentisch.

Persönlichkeiten, die faszinieren

Ein Highlight des Buches sind die Briefe, die Wilhelm und Marie einander schrieben. Sie geben einen faszinierenden Einblick in das Innenleben der beiden: Wilhelm, der in der Öffentlichkeit als leidenschaftlicher und ehrgeiziger Museumsdirektor bekannt war, offenbart in seinen privaten Briefen eine viel weichere und verletzlichere Seite. Humorvoll, selbstironisch und immer mit einem Hauch von Selbstzweifeln, zeigt sich der sonst so entschlossene Mann in den Briefen als ein liebenswürdiger Mensch, der um Anerkennung kämpft, sowohl in seiner Karriere als auch in seiner Familie.

Marie hingegen beeindruckt als starke, eigenständige Frau, die im Schatten ihres berühmten Ehemannes nicht verblasst. In den Briefen zeigt sich, wie sie sich als ebenbürtige Partnerin verstand, die ihren Mann unterstützte, aber auch ihre eigenen Ansprüche und Interessen in die Beziehung einbrachte. Diese Darstellung von Marie gibt der Geschichte eine ganz eigene Dynamik und lässt sie als starke Figur hervortreten, die den Rollenklischees ihrer Zeit oft widerspricht.

Historischer Kontext und familiäre Chroniken

Birgit Jochens hat in ihrer Recherche einen beeindruckenden Fundus an unveröffentlichten Briefen und Familienchroniken genutzt. Dies macht das Buch nicht nur zu einer packenden Liebesgeschichte, sondern auch zu einem wertvollen historischen Dokument über das Leben im 19. Jahrhundert. Der Leser erhält detaillierte Einblicke in das großbürgerliche Milieu jener Zeit, insbesondere in das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, das sowohl die Bodes als auch die Rimpaus durchlebten.

Wilhelm von Bode war nicht nur eine prägende Figur in der Kunstwelt, sondern auch ein Mensch, der es wagte, gegen gesellschaftliche Konventionen zu handeln. Besonders faszinierend fand ich den Kontrast zwischen seiner öffentlichen Karriere und seinen privaten Kämpfen. Auf der einen Seite war er eine dominante Figur im Berliner Kulturleben, der mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Museen Berlins einen großen Beitrag leistete. Auf der anderen Seite zeigt sich in seinen Briefen ein Mann, der sich in familiären und persönlichen Konflikten oft unsicher fühlte.

Fazit

Das Buch „Wilhelm von Bode und Marie Rimpau: Eine ungewöhnliche Liebe“ ist ein absolutes Muss für alle, die sich für Biografien, Geschichte und Liebesgeschichten interessieren, die tiefer gehen als eine einfache Romanze. Es bietet nicht nur einen Einblick in eine ungewöhnliche Beziehung, sondern zeigt auch, wie sich zwei Menschen gegen die Normen ihrer Zeit stellen und ihren eigenen Weg finden. Jochens gelingt es, ihre Protagonisten mit Feingefühl und Respekt zu porträtieren, ohne sie zu idealisieren. Dies macht das Buch zu einer authentischen und gleichzeitig packenden Lektüre.

Besonders berührt hat mich, wie es Jochens gelingt, die Balance zwischen historischer Genauigkeit und erzählerischer Spannung zu halten. Die Briefe und Chroniken, die als Grundlage dienten, werden nie trocken oder überladen präsentiert. Vielmehr verleihen sie der Geschichte eine Authentizität, die sie noch lange nach dem Lesen in Erinnerung bleiben lässt.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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