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Nein, ich bin keine Feministin

Nein, ich bin keine Feministin (Flur Verlag)

September 2024

Erste deutsche Übersetzung des 1928 in Frankreich erschienenen Essays „Pourquoi je ne suis pas féministe“.
Autor: Rachilde, Alexandra Beilharz (Übersetzer)
Genre: Unterhaltungsliteratur
zum Flur Verlag
70%
Umfang
85%
Schreibstil
90%
Thema
80%
Lesbarkeit
65%
Buchcover
60%
Illustrationen
„Nein, ich bin keine Feministin“ ist eine wertvolle Ergänzung zur feministischen Debatte – nicht, weil es Antworten liefert, sondern weil es neue Fragen aufwirft.


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Nein, ich bin keine Feministin“ von Rachilde

Das Buch „Nein, ich bin keine Feministin“ der französischen Autorin Rachilde, das erstmals 1928 in Frankreich unter dem Titel „Pourquoi je ne suis pas féministe“ erschien, wird jetzt in der deutschen Übersetzung im Flur Verlag veröffentlicht. Obwohl fast 100 Jahre alt, hat dieses Essay eine bemerkenswerte Aktualität und schafft es, auf provokante und humorvolle Weise den Feminismus ihrer Zeit zu hinterfragen. Mit pointierten Beobachtungen zu den Themen Erziehung, Bildung, Religion, Liebe und Mode beleuchtet Rachilde die damaligen gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen.

Eine Stimme aus dem Fin de Siècle

Die Autorin, deren eigentlicher Name Marguerite Eymery ist, war eine der kontroversesten und zugleich faszinierendsten Schriftstellerinnen des französischen Fin de Siècle. Schon früh entschied sich Rachilde, die damaligen Geschlechterrollen herauszufordern. Sie lebte in Paris, kleidete sich wie ein Mann und bezeichnete sich selbst provokativ als „Homme de Lettres“ (Mann der Literatur) – ein ungewöhnlicher und mutiger Schritt für eine Frau ihrer Zeit. Ihr berühmtestes Werk, der Roman „Monsieur Vénus“, machte sie bereits 1884 bekannt und sorgte für Empörung in der konservativen Gesellschaft. Diesen nonkonformen Lebensstil reflektiert sie auch in „Nein, ich bin keine Feministin“.

Der Inhalt – Feminismus mit Ironie betrachtet

Rachilde analysiert in diesem Essay auf scharfsinnige und oft ironische Weise die Rolle der Frau in der Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts. Sie stellt fest, wie sich Frauen zunehmend die äußeren Attribute von Männern aneignen – sie rauchen, trinken, lassen sich die Haare kurz schneiden und tragen Hosen. Doch Rachilde geht es um mehr als nur die äußeren Erscheinungsformen. Sie spießt auf, wie sich der Feminismus ihrer Zeit in dogmatische Züge verwandelt, bei dem es mehr um äußere Gesten als um tiefgreifende Veränderungen geht. Ihre Kritik bleibt dabei immer von einem Augenzwinkern begleitet, was den Text trotz seiner provokativen Thesen leicht zugänglich und unterhaltsam macht.

Was den Text besonders spannend macht, ist die Tatsache, dass Rachilde zu Beginn ihrer Karriere selbst in Männerkleidung auftrat und sich wie die Frauen, die sie in ihrem Essay verspottet, über Geschlechterrollen hinwegsetzte. Diese Selbstironie zieht sich durch den gesamten Text und lässt den Leser hinter die Kulissen ihres Denkens blicken. Der Vorwurf des „Dogmatismus“ im Feminismus wirkt aus ihrer Perspektive damals wie heute relevant – sie kritisiert, dass der Feminismus teilweise zu einer Modeerscheinung wird, bei der die Substanz verloren geht.

Stil und Sprache

Rachilde schreibt elegant und pointiert. Ihr Stil ist durchzogen von einer dekadenten Ästhetik, die sich sowohl in den literarischen Beschreibungen als auch in der humorvollen Abgrenzung von normativen gesellschaftlichen Erwartungen zeigt. Sie erschafft Bilder und Metaphern, die in Erinnerung bleiben – sei es ihre Beschreibung von Wolken wie „Wandernden“ oder ihre Vorstellung von sich selbst als „verwirrtes Wesen“. Gleichzeitig bleibt ihre Sprache für heutige Leser klar verständlich, was die Übersetzerin Alexandra Beilharz mit großer Feinfühligkeit transportiert hat.

Rachilde – Eine Pionierin der Frauenliteratur

Rachilde, die als Marie-Marguerite Vallette-Eymery geboren wurde, hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das über fünfzig Romane umfasst. Neben ihrem literarischen Schaffen war sie als Literaturkritikerin tätig und verkehrte in den Kreisen der Pariser Bohème. Trotz ihrer nicht immer positiven Einstellung gegenüber dem Feminismus gilt sie als eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen der französischen Femmes de lettres. Ihr Werk beschäftigt sich immer wieder mit Geschlechteridentität und den Rollenerwartungen der Gesellschaft, was sie zu einer faszinierenden Stimme in der Debatte um weibliche Autorschaft macht.

Fazit – Warum dieses Buch heute noch wichtig ist

„Nein, ich bin keine Feministin“ ist eine wertvolle Ergänzung zur feministischen Debatte – nicht, weil es Antworten liefert, sondern weil es neue Fragen aufwirft. Rachilde zwingt ihre Leser, über den Feminismus und die Rolle der Frau in der Gesellschaft nachzudenken, ohne einfache Lösungen anzubieten. In einer Zeit, in der die Diskussion um Geschlechterrollen oft polarisiert ist, bietet dieses Essay einen nuancierten Blick auf den Feminismus, der sowohl historische als auch gegenwärtige Aspekte umfasst.

Für Leser, die sich für feministische Geschichte und Literatur interessieren, aber auch für diejenigen, die provokative und herausfordernde Essays schätzen, ist dieses Buch eine spannende und lohnenswerte Lektüre. Es schafft es, den Feminismus auf eine Art zu betrachten, die sowohl respektvoll als auch kritisch ist, und bleibt dabei stets unterhaltsam.

Das Buch wird ab dem 16. September 2024 im Flur Verlag erhältlich sein und ist die erste deutsche Übersetzung dieses bedeutenden Essays.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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