Ausgespielt

Ausgespielt (Zytglogge Verlag)

September 2024

Münchenstein, 1938: Im Atelier der Tonfilm Frobenius liegt der Schauspieler Robert Alberti tot auf dem Boden. Das Requisitenmesser, mit dem seine Kollegin Hilde Ehinger auf ihn eingestochen hat, wurde ausgetauscht.
Autor: Thomas Blubacher
Genre: Kriminalroman
75%
Umfang
85%
Schreibstil
80%
Thema
90%
Lesbarkeit
70%
Buchcover
60%
Illustrationen
„Ausgespielt“ ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem kulturellen und politischen Klima der späten 1930er Jahre.

77%

 

Ausgespielt“ von Thomas Blubacher

„Ausgespielt“ von Thomas Blubacher entführt den Leser in die späten 1930er Jahre nach Münchenstein, ein kleines, aber bedeutendes Städtchen in der Schweiz, wo das Kino und die Filmindustrie aufblühen. Auf den ersten Blick mag der Schauplatz unscheinbar erscheinen, aber genau hier entfaltet sich eine Geschichte voller Spannung, Intrigen und historischer Tiefe, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat.

Die Handlung

Im Zentrum der Geschichte steht der Schauspieler Robert Alberti, der während einer Filmproduktion in den Studios der Tonfilm Frobenius auf tragische Weise ums Leben kommt. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich schnell als Mord, und plötzlich ist nichts mehr so, wie es scheint. Der Mord an Alberti wird durch das mysteriöse Austauschen des Requisitenmessers durch seine Kollegin Hilde Ehinger zu einem komplizierten Fall.

Für mich besonders spannend war die Rolle der beiden Studenten Max und Simon, die sich als Statisten ins Filmstudio einschleichen und dadurch ungewollt mitten in die Ermittlungen geraten. Simon, ein vor den Nationalsozialisten geflohener Emigrant, befindet sich in einer prekären Situation: Nicht nur, dass er das vermeintliche Mordwerkzeug in die Hände bekam, sondern er gerät auch ins Visier der Polizei. Sein Freund Max, der alles versucht, um Simon zu schützen, übernimmt die Ermittlungen auf eigene Faust, was die Spannung nur weiter anheizt.

Dieser Krimi ist nicht nur ein klassischer „Whodunit“, sondern spielt auch geschickt mit historischen und kulturellen Themen, die die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg prägten. Dabei gelingt es Blubacher, die politischen Spannungen und das Leben im Exil auf eine subtile und doch spürbare Weise in die Handlung einzubinden. Man merkt, dass er als Historiker tief in diese Epoche eingetaucht ist.

Die Charaktere

Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Vielschichtigkeit der Charaktere. Max und Simon sind mehr als nur Werkzeuge zur Lösung des Falls – sie sind Menschen, die durch ihre jeweiligen Lebensumstände, Ängste und Träume geprägt sind. Besonders Simon, der als geflüchteter Emigrant um seine Existenz kämpft, wird so authentisch dargestellt, dass ich seine Angst und Verzweiflung in jeder Szene spüren konnte.

Hilde Ehinger, die Schauspielerin, die angeblich für den Mord verantwortlich ist, bleibt lange ein Mysterium. Ihre Motive und ihr Charakter werden erst nach und nach enthüllt, was der Geschichte eine zusätzliche Tiefe gibt. Auch der Patenonkel von Max, der als Kriminalkommissär die Ermittlungen leitet, sorgt für einen spannenden familiären Konflikt. Denn er weiß genau, wie und wo er suchen muss – doch wird er die Wahrheit auch wirklich finden?

Ein gelungenes Debüt von Thomas Blubacher

Thomas Blubacher ist bislang eher als Autor von Sachbüchern und Biografien bekannt, doch mit „Ausgespielt“ legt er ein beeindruckendes Romandebüt vor. Sein Hintergrund als promovierter Theaterwissenschaftler und Regisseur zeigt sich in seiner Fähigkeit, die Atmosphäre eines Filmstudios und die kulturelle Szene der 1930er Jahre meisterhaft einzufangen. Seine bisherigen Werke, wie „Letzte Ruhe am Rheinknie“ und „Basels Weltvariété“, haben sich intensiv mit der Kulturgeschichte auseinandergesetzt, und dieses Wissen bringt er nun erfolgreich in die Welt der Fiktion ein.

Der Schreibstil ist dabei prägnant und doch flüssig, was es mir leicht gemacht hat, durch die Seiten zu fliegen. Besonders die Dialoge wirken authentisch und tragen maßgeblich zur Entwicklung der Figuren bei. Blubacher beweist dabei ein feines Gespür für Details, was nicht überrascht, wenn man bedenkt, dass er sich in der Vergangenheit oft mit der Film- und Theatergeschichte beschäftigt hat.

Fazit

„Ausgespielt“ ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem kulturellen und politischen Klima der späten 1930er Jahre. Die Verknüpfung von historischen Fakten und fiktionalen Elementen macht diesen Roman zu einem Lesevergnügen, das lange nachhallt. Für Krimifans, die mehr als nur die Aufklärung eines Mordes suchen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung.

Thomas Blubacher hat mit seinem Debüt bewiesen, dass er nicht nur ein Kenner der Kulturgeschichte, sondern auch ein talentierter Erzähler ist. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Romane aus seiner Feder und hoffe, dass er weiterhin historische Themen in so fesselnde Geschichten verpackt.

Mediennerd
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