Slow

Slow ist ein Film im Vertrieb von Salzgeber und erschien am 22. August 2024 auf DVD. 

Slow

Als Tanzlehrerin Elena bei einem Kurs für gehörlose Jugendliche dem Gebärden- sprachdolmetscher Dovydas begegnet, gibt es sofort eine Anziehung zwischen den beiden, eine unmittelbare Energie. Sie tre?en sich wieder, verbringen Zeit miteinan- der, teilen erste Erinnerungen. Schnell bekommt ihre Freundschaft immer romantischere Züge. Doch als Elena auch Dovydas’ körperliche Nähe sucht, schreckt der zurück und offenbart ihr, dass er asexuell ist. Beide sind einander so wichtig geworden, dass sie trotzdem einen Weg als Paar finden wollen – mit einer Art von Intimität, die sich für beide richtig anfühlt. In ihrem atemberaubenden Liebes?lm „Slow“ erzählt die litauische Regisseurin Marija Kavtaradze voller Empathie und visueller Kraft von der Beziehung zweier Menschen auf der Suche nach einer gemeinsamen emotionalen und körperlichen Sprache. Greta Grinevi?i?t? und K?stutis Cic?nas glänzen als zwei Liebende mit Respekt für die gegenseitigen Grenzen, aber auch mit individuellen Wünschen. Ihr elegant choreogra?erter Tanz entlang vermeintlicher Barrieren ist eine bahnbre- chende ?lmische Erkundung von Asexualität. Kavtaradze wurde dafür in Sundance mit dem Regiepreis ausgezeichnet.

Der Film Slow von der litauischen Regisseurin Marija Kavtaradzė ist eine berührende und tiefgründige Erzählung über Intimität und die Herausforderungen einer unkonventionellen Beziehung. Die Geschichte dreht sich um Elena (gespielt von Greta Grinevičiūtė), eine zeitgenössische Tänzerin, und Dovydas (Kęstutis Cicėnas), einen Gebärdensprachdolmetscher. Sie lernen sich kennen, als Dovydas Elenas Tanzkurs für gehörlose Jugendliche begleitet, und schnell entsteht eine Verbindung zwischen den beiden. Doch was zunächst wie eine klassische Romanze erscheint, entwickelt sich zu einer vielschichtigen und emotional intensiven Geschichte, als Dovydas gesteht, dass er asexuell ist. Elenas Reaktion auf Dovydas‘ Geständnis ist zunächst von Verwirrung geprägt, was durchaus nachvollziehbar ist. Sie, die sich stark über ihren Körper und ihre Sinnlichkeit ausdrückt, muss lernen, eine Beziehung ohne den für sie zentralen Aspekt der körperlichen Intimität zu gestalten. Doch Slow gelingt es meisterhaft, eine andere Art von Nähe zu inszenieren, die nicht auf Sexualität basiert, sondern auf emotionaler und geistiger Verbundenheit. Die Kameraarbeit von Laurynas Bareiša fängt dies ein, indem sie oft den Raum zwischen den beiden Hauptfiguren betont, was symbolisch für die emotionalen Barrieren steht, die sie überwinden müssen.

Das langsame Erzähltempo, das dem Film seinen Titel gibt, könnte für manche Zuschauer gewöhnungsbedürftig sein, doch genau hierin liegt die Stärke des Films. Die ruhige, meditative Erzählweise erlaubt es, tief in die Charaktere und ihre Beziehung einzutauchen. Es ist eine Erzählung, die die feinen Nuancen zwischenmenschlicher Beziehungen erforscht – nicht durch große dramatische Momente, sondern durch leise, oft wortlose Gesten. Diese filmische Zurückhaltung verstärkt die emotionale Tiefe und schafft eine Atmosphäre der Reflexion, in der das Publikum eingeladen ist, die Beziehung der beiden Protagonisten in all ihren Facetten zu erleben. Greta Grinevičiūtė als Elena liefert eine nuancierte und kraftvolle Darstellung ab. Sie verkörpert die Rolle einer Frau, die mit ihrer eigenen Sinnlichkeit im Einklang steht und herausfinden muss, wie sie eine Beziehung zu einem Mann aufbauen kann, der diese Welt nicht teilt. Kęstutis Cicėnas als Dovydas spielt seine Rolle mit einer stillen, fast schüchternen Präsenz, die perfekt zur asexuellen Identität seiner Figur passt. Zusammen schaffen sie ein glaubhaftes und tief bewegendes Paar, das sich fernab von gängigen Hollywood-Klischees befindet.

Regisseurin Marija Kavtaradzė, die bereits mit ihrem Debütfilm Summer Survivors die Aufmerksamkeit auf sich zog, beweist mit Slow erneut ihr Talent, komplexe emotionale Zustände zu inszenieren. Während ihr erster Film sich mit psychischen Erkrankungen auseinandersetzte, behandelt Slow ein ebenso tabuisiertes Thema: Asexualität in romantischen Beziehungen. Der Film rückt die Bedeutung emotionaler Intimität und die Notwendigkeit gegenseitigen Verständnisses in den Vordergrund, ohne dabei Asexualität als Problem darzustellen, das „gelöst“ werden muss. Dies ist besonders erfrischend, da Filme oft die Erzählung bedienen, dass sexuelle Anziehung eine unabdingbare Grundlage für romantische Beziehungen sei. Ein weiterer Aspekt, der den Film besonders auszeichnet, ist die visuelle Gestaltung. Gedreht auf 16mm-Film, strahlt Slow eine warme, fast nostalgische Atmosphäre aus, die die Stadt Vilnius in ein romantisches Licht taucht. Die weichen, warmen Farbtöne unterstützen die Intimität der Erzählung und vermitteln ein Gefühl der Vertrautheit und des Wohlbefindens. Die Kamera hält oft in langen, ruhigen Einstellungen inne, was den Betrachter dazu einlädt, sich Zeit zu nehmen und die Emotionen der Figuren nachzuspüren.

Insgesamt ist Slow ein mutiger und zutiefst emotionaler Film, der das Publikum dazu einlädt, über die Normen von Beziehungen nachzudenken und die Vielfalt menschlicher Erfahrungen anzuerkennen. Die einfühlsame Darstellung von Asexualität in einer romantischen Beziehung, die starke schauspielerische Leistung von Grinevičiūtė und Cicėnas sowie die visuelle Schönheit des Films machen Slow zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wer nach einer tiefgründigen, sensiblen Erzählung über Liebe und Intimität sucht, wird in Slow einen einzigartigen und lohnenswerten Film finden.

Slow

8.5

Story

9.0/10

Qualität

8.0/10

Schauspieler

8.6/10

Umfang

8.2/10

Umsetzung

8.5/10

Hat mir besonders gefallen

  • Der Film zeigt eine außergewöhnlich tiefe emotionale Verbindung zwischen den Hauptfiguren, ohne sich auf Sexualität als zentrales Thema zu stützen​
  • Greta Grinevičiūtė und Kęstutis Cicėnas liefern überzeugende und einfühlsame Darstellungen, die den Film tragen
  • Gedreht auf 16mm-Film, schafft der Film eine warme, nostalgische Atmosphäre und verwendet eine wunderschöne Farbpalette
  • Asexualität wird nicht als Problem oder Hindernis dargestellt, sondern als natürlicher Teil einer intimen Beziehung, was erfrischend und selten ist​
  • Der Film nimmt sich Zeit, die Beziehung in langsamen, meditativen Momenten zu erkunden, was ihn zu einem nachdenklichen und intensiven Erlebnis macht
Mediennerd
Mediennerd
Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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