StartBücher & ComicsBelletristikCARL SPITTELER Spiel mit dem Feuer

CARL SPITTELER Spiel mit dem Feuer

CARL SPITTELER Spiel mit dem Feuer ist ein Buch aus dem Edition Königstuhl Verlag und erschien am 1. September 2024.

Möchten Sie das digitale Leseerlebnis für sich entdecken? Dann empfehle ich Ihnen diesen eReader als ausgezeichnete Wahl: eReader tolino epos 3.

CARL SPITTELER Spiel mit dem Feuer

Literaturnobelpreisträger Carl Spitteler (1845-1924), dessen Todestag sich am 29. Dezember zum hundertsten Mal jährt, ist bei einem älteren Publikum allenfalls noch als der Dichter der jodelnden Schildwachen in Erinnerung. Gelesen wird er nur noch selten. Im Gegensatz dazu zollen ihm seit über 100 Jahren immer wieder Mitglieder der Schweizer Regierung höchste Anerkennung für eine mutige Rede, die ihm nicht nur Lob, sondern auch einen enormen “Shitstorm” aus dem Deutschen Reich eingebracht hat. Der ehemalige Kulturminister Alain Berset nannte ihn eine “wirkungsmächtige Figur”, die aber seltsamerweise “heute höchstens noch ein Geheimtipp” sei. Unter dem vorwiegend visuellen Blickwinkel eines Bildergeschichtenerzählers präsentiert nun Andreas Müller-Weiss neue faszinierende Fakten und Facetten aus einem Leben, dessen schicksalshafte Wendungen wie von einem geheimen Algorithmus gesteuert zu sein scheinen – vom Element Feuer: Feuerversicherung, Feuerwaffen, lodernde Liebe, Feuersbrunst, Theaterbrand, Brandbomben und Feuerbestattung.

Die Graphic Novel „Carl Spitteler: Spiel mit dem Feuer“, veröffentlicht vom Edition Königstuhl Verlag und illustriert von Andreas Müller-Weiss, ist eine faszinierende Neuinterpretation der Werke und des Lebens des schweizerischen Literaturnobelpreisträgers Carl Spitteler. Dieses Buch kombiniert auf spannende Weise literarische Auseinandersetzungen mit einem wissenschaftlichen Anhang, der dem Leser die historische und intellektuelle Bedeutung Spittelers näherbringt. Schon das Design und die Umsetzung als Graphic Novel stechen heraus. Die Illustrationen von Müller-Weiss wirken lebendig und passen sich in ihrer Intensität und Dramatik der Handlung an. Dabei gelingt es ihm, den Geist der historischen Epoche, in der Spitteler lebte, einzufangen, und gleichzeitig eine zeitgemäße visuelle Sprache zu finden, die auch heutige Leser anspricht. Besonders beeindruckend ist, wie das zentrale Thema des Feuers nicht nur symbolisch, sondern auch visuell in den Mittelpunkt gestellt wird. Die Motive des Feuers – ob in Form von brennender Leidenschaft, verheerenden Bränden oder lodernden Konflikten – durchziehen die Erzählung und schaffen eine intensive Atmosphäre.

Carl Spitteler selbst, geboren 1845 im schweizerischen Liestal, ist eine beeindruckende Figur der europäischen Literatur. Obwohl sein Name heute vielen nicht mehr geläufig ist, erlangte er 1919 internationale Anerkennung, als er den Literaturnobelpreis erhielt. Spitteler war ein vielseitiger Schriftsteller, dessen Werke sowohl lyrische als auch epische Formen umfassten. Seine wohl bekanntesten Schriften sind „Prometheus und Epimetheus“ und das monumentale Epos „Olympischer Frühling“, welches ihn in der literarischen Welt etablierte. Im Gegensatz zu seiner epischen Lyrik ist „Spiel mit dem Feuer“ eine eher persönliche Erzählung, die Spitteler in einem anderen Licht zeigt. Es geht weniger um grandiose Heldengeschichten, sondern um die intimen, beinahe alltäglichen Aspekte seines Lebens und seiner inneren Kämpfe. Müller-Weiss schafft es, diese persönlichen Aspekte Spittelers geschickt in das Medium der Graphic Novel zu übersetzen und gibt so dem Leser die Möglichkeit, sich auf eine visuelle und zugleich emotionale Reise zu begeben.

Das Buch enthält auch einen wissenschaftlichen Anhang, der sich besonders an Leser richtet, die tiefer in Spittelers Leben und Werk eintauchen möchten. Hier werden biografische Fakten und literarische Analysen angeboten, die das Verständnis für Spittelers Schaffen und seinen Platz in der Literaturgeschichte vertiefen. Besonders spannend finde ich, wie das Buch den Einfluss des Feuers auf Spittelers Leben beleuchtet – angefangen bei seinem Interesse an Feuerwaffen über seine Erfahrungen mit Bränden bis hin zur symbolischen Bedeutung des Feuers in seinen Werken. Carl Spitteler war nicht nur ein bedeutender Schriftsteller, sondern auch eine moralische Stimme seiner Zeit. In seiner berühmten Rede „Unser Schweizer Standpunkt“, die er 1914 während des Ersten Weltkriegs hielt, trat er vehement für die Neutralität der Schweiz ein, was ihm sowohl Bewunderung als auch heftige Kritik einbrachte. Diese mutige Haltung zeigt sich auch in seinen literarischen Arbeiten, in denen er immer wieder den Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft thematisierte.

Der Edition Königstuhl Verlag hat mit dieser Veröffentlichung einen wichtigen Beitrag zur Wiederentdeckung Carl Spittelers geleistet. Gerade durch das moderne Format der Graphic Novel wird es neuen Generationen von Lesern ermöglicht, sich mit Spitteler auseinanderzusetzen, dessen Werke ansonsten vielleicht in Vergessenheit geraten wären. Für mich persönlich war „Spiel mit dem Feuer“ eine überraschend tiefgründige und visuell packende Lektüre. Der künstlerische Stil von Andreas Müller-Weiss, kombiniert mit der faszinierenden Lebensgeschichte Spittelers, ergibt eine kraftvolle Erzählung, die sowohl literarisch Interessierte als auch Liebhaber von Graphic Novels ansprechen wird. Besonders gelungen finde ich die Balance zwischen der historischen Genauigkeit und der künstlerischen Freiheit, die dieses Werk zu einem echten Highlight macht. Es zeigt eindrucksvoll, dass große Literatur nicht nur in klassischen Buchformen, sondern auch in modernen Medien wie der Graphic Novel weiterleben kann. Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, der an Schweizer Literatur interessiert ist oder einfach eine außergewöhnliche visuelle Erzählung erleben möchte. Spittelers komplexe Persönlichkeit und sein bewegtes Leben werden in „Spiel mit dem Feuer“ auf packende Weise zum Leben erweckt und machen es zu einer der spannendsten Neuveröffentlichungen dieses Jahres.

CARL SPITTELER Spiel mit dem Feuer

8.6

Aufmachung

8.5/10

Umfang

8.5/10

Schreibstil

8.4/10

Thema

8.5/10

Aufbau

8.5/10

Lesbarkeit

8.5/10

Illustrationen

9.1/10

Umsetzung

8.5/10

Hat mir besonders gefallen

  • Die visuellen Darstellungen von Andreas Müller-Weiss sind intensiv und fangen die historische Atmosphäre gekonnt ein.
  • Das Buch bringt Carl Spittelers Werk und Leben durch das moderne Format einer Graphic Novel neuen Lesern näher.
  • Das Motiv des Feuers zieht sich symbolisch und visuell durch das ganze Werk und verstärkt die emotionale Intensität der Erzählung.
  • Der enthaltene Anhang bietet zusätzliche historische und literarische Kontexte für Leser, die tiefer in Spittelers Werk eintauchen möchten.
  • Die Graphic Novel beleuchtet die persönlichen und intimen Seiten von Spittelers Leben auf fesselnde Weise.
Mediennerd
Mediennerd
Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
DIESES KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

Mediennerd.de unterstützt

Werbung

WERBUNG: Dieses Produkt und Produkte / Dienstleistungen und Vorstellungen auf Mediennerd.de wurden mir kostenlos zur Verfügung gestellt oder ich habe für die Erstellung eine Vergütung erhalten. Die Bewertungen spiegeln trotzdem meine persönliche Meinung wider.

*Affiliate -Links

*AFFILIATE-LINKS: Dieser Beitrag und  Beiträge, Vorstellungen auf Mediennerd.de enthalten Affiliate-Links. Beim Kauf über einen dieser Links erhalte ich eine Provision. Das beeinflusst meine Meinung nicht.

AKTUELLE GEWINNSPIELE