Karma ist ein Buch aus dem Rowohlt Verlag und erschien am 13. August 2024.
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Karma
Brandenburg, im Herbst 2033. Mit einem Festakt werden die führenden Köpfe der Omen SE, des wertvollsten deutschen Technologieunternehmens, in den Ruhestand verabschiedet. Für sie bricht das Zeitalter der Muße an, «die Zeit der Melonen und Feigen». Gläserne Smarthouses stehen in der unternehmenseigenen Siedlung am Auensee bereit. Dort finden sie zu sich, sie kommen zur Ruhe. Doch am Himmel über den Endmoränen kündigt sich schon ein Wetterleuchten an … Alexander Schimmelbusch führt uns an einen Ort in naher Zukunft, wo erschöpfte Bildungsbürger und die Anhänger neuer Diktaturen allein sind mit ihrer Wut und ihrer Sehnsucht, mit invasiven Arten und Technologien. Karma ist eine Zukunftsvision, ein Gesellschaftsroman, dem es um nicht weniger geht als «das gute Leben». Aber was ist gut? Wer entscheidet, und wer richtet über wen? Und was richtet sie an, die Anziehung, die Verachtung, auf allen Seiten?
Alexander Schimmelbuschs Roman Karma, erschienen im Rowohlt Verlag, bietet eine düstere Zukunftsvision, die den Leser tief in gesellschaftliche und politische Abgründe führt. Die Handlung spielt im Jahr 2033, in einer Zeit, in der KI-Technologien und dystopische Strukturen das Leben der Menschen dominieren. Schimmelbusch erzählt von einer Gruppe erschöpfter Bildungsbürger und Anhänger neuer Diktaturen, die sich mit ihrer Wut, Sehnsucht und einer sich schnell verändernden Welt auseinandersetzen müssen. Was mich an Karma sofort gefesselt hat, ist der Ansatz, den Schimmelbusch wählt, um die Frage nach dem „guten Leben“ zu beleuchten. Der Autor hinterfragt auf provokante Weise, was Glück und Zufriedenheit in einer Welt bedeuten, in der Technologie und autoritäre Systeme zunehmend die Oberhand gewinnen. Dabei bleibt der Roman nicht auf einer oberflächlichen Ebene, sondern bohrt tief in die Widersprüche und Ängste der modernen Gesellschaft. Der Ort, den Schimmelbusch beschreibt, ist ein Spiegelbild unserer eigenen Welt, nur ein wenig ins Extreme verzerrt, was den Leser dazu zwingt, sich mit unbequemen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
Alexander Schimmelbusch, geboren 1975 in Frankfurt am Main, hat sich bereits mit seinem früheren Werk Hochdeutschland als eine der markantesten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur etabliert. Er wuchs in New York auf und studierte an der renommierten Georgetown University in Washington. Seine Werke sind oft gesellschaftskritisch und legen den Finger in die Wunde aktueller politischer und sozialer Entwicklungen. Karma reiht sich nahtlos in diese Tradition ein und führt den Leser in eine nahe Zukunft, die erschreckend plausibel wirkt. Die Charaktere in Karma sind scharf gezeichnet und tragen die verschiedenen Facetten der gesellschaftlichen Spannungen in sich. Besonders beeindruckt hat mich, wie Schimmelbusch die Isolation und den inneren Zerfall seiner Figuren darstellt. Sie sind gefangen in einer Welt, die sie nicht mehr verstehen und in der sie dennoch versuchen, ihren Platz zu finden. Die Schilderung dieser inneren Konflikte ist zutiefst eindringlich und lässt einen auch nach dem Lesen nicht los.
Der Roman überzeugt auch durch seinen sprachlichen Stil. Schimmelbusch verwendet eine klare, manchmal fast schon nüchterne Sprache, die perfekt zu den düsteren Themen passt, die er behandelt. Dieser Kontrast zwischen Inhalt und Form schafft eine besondere Atmosphäre, die das Buch zu einem intensiven Leseerlebnis macht. Dennoch ist Karma kein leichtes Buch. Es fordert vom Leser volle Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich mit unbequemen Fragen auseinanderzusetzen. Der Roman ist komplex und vielschichtig, was ihn zu einer Lektüre macht, die nachwirkt. Nach der letzten Seite bleibt man mit vielen Gedanken zurück, und genau das macht für mich ein gutes Buch aus.
Insgesamt ist Karma eine eindrucksvolle, wenn auch beunruhigende Lektüre. Alexander Schimmelbusch gelingt es, mit scharfem Blick und klarer Sprache eine düstere Zukunft zu zeichnen, die erschreckend realistisch wirkt. Für alle, die sich für gesellschaftliche und politische Themen interessieren und bereit sind, sich auf eine anspruchsvolle und nachdenkliche Lektüre einzulassen, ist dieses Buch definitiv eine Empfehlung. Karma zeigt auf eindringliche Weise, wie fragil das Konzept des „guten Lebens“ sein kann, wenn gesellschaftliche Grundpfeiler ins Wanken geraten. Für diejenigen, die bereits Werke wie Hochdeutschland von Schimmelbusch schätzen, ist Karma ein Muss. Es bestätigt einmal mehr, dass der Autor zu den wichtigen Stimmen der zeitgenössischen deutschen Literatur gehört und es versteht, gesellschaftliche Missstände schonungslos offenzulegen.
Karma
Hat mir besonders gefallen
- Der Roman stellt tiefgründige Fragen nach dem „guten Leben“ und hinterfragt aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auf provokante Weise.
- Die Figuren sind komplex und tragen die gesellschaftlichen Spannungen und Widersprüche in sich, was zu einer eindringlichen Darstellung von Isolation und innerem Zerfall führt.
- Die realistisch wirkende Zukunftswelt des Jahres 2033 bietet eine erschreckende, aber plausible Darstellung, die zum Nachdenken anregt.
- Schimmelbusch verwendet eine präzise und oft nüchterne Sprache, die die düsteren Themen des Buches effektiv transportiert.
- Die Lektüre hinterlässt einen bleibenden Eindruck und regt zu weiteren Überlegungen über gesellschaftliche und politische Themen an.