Okrob 99: Tagebuch eines Täters ist ein Buch von edition überland und erschien am 20. Juni 2024.
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Okrob 99: Tagebuch eines Täters
Matthis Andres ist ein Helfer. Seine Hilfsbereitschaft reicht so weit, dass er gegen ein Bestechungsgeld auch noch die Verantwortung für einen abgebrochenen Finger übernimmt. Erst dieser Finger macht ihn verdächtig: den Matthis Andres, der schon seit Jahren tötet, um doch bloß zu helfen – und der sich mit dem Tagebuch über sein 99. Opfer selbst verrät. „Ich fürchte mich davor, die Menschen könnten mich anschauen. Vielleicht würden sie es dann entdecken. Wie ratlos ich bin. Manchmal denke ich, ich habe Angst vor dem Tag, weil ich nicht weiß, was mir Spaß macht. Und wenn ich es weiß, dann habe ich Angst davor, es einfach zu tun. Nur beim Helfen habe ich keine Angst. Ich tue es einfach. Ich bin ein Helfer. – Gibt es unbewussten Spaß?“
„Okrob 99: Tagebuch eines Täters“ von Tomas Blum, veröffentlicht von der edition überland Verlagsgesellschaft mbH, ist ein faszinierender und zugleich verstörender Kriminalroman. In der Rolle von Matthis Andres, einem Mann, der sich als überaus hilfsbereit und loyal darstellt, tauchen wir in eine Welt ein, in der Hilfe bis zum Äußersten geht – und darüber hinaus. Von Beginn an fesselt das Buch durch die unkonventionelle Erzählweise. Matthis Andres führt ein Tagebuch, das uns in seine Gedankenwelt entführt und uns Einblick in seine Motivationen und inneren Konflikte gewährt. Er beschreibt sich selbst als Helfer, der so weit geht, dass er Verantwortung für einen abgebrochenen Finger übernimmt, gegen Bestechungsgeld. Diese extreme Form der Hilfsbereitschaft und die Verstrickungen in kriminelle Handlungen machen ihn zu einem faszinierenden und zugleich unberechenbaren Charakter.
Tomas Blum gelingt es meisterhaft, die Spannung kontinuierlich zu steigern. Jede Seite enthüllt neue Details und bringt den Leser näher an das dunkle Geheimnis von Matthis Andres heran. Das Tagebuch enthüllt schließlich, dass Matthis ein 99-facher Täter ist, der seine Taten stets im Namen der Hilfe und Liebe beging. Die moralischen Fragen, die das Buch aufwirft, sind tiefgreifend: Wie weit darf Hilfe gehen? Wann wird sie zur Gefahr? Blums Erzählstil ist ein Mix aus düsterem Humor und tiefgründiger Ernsthaftigkeit. Er schafft es, komplexe Charaktere zu zeichnen, die in ihren Handlungen und Gedanken authentisch und nachvollziehbar sind. Die Metapher der unsichtbaren Katze, die immer wieder im Tagebuch auftaucht, symbolisiert die Unsichtbarkeit von Matthis‘ wahren Motiven und die latente Bedrohung, die von ihm ausgeht. Diese Symbolik zieht sich durch das gesamte Buch und verleiht der Erzählung eine zusätzliche Tiefe. Ein weiterer Aspekt des Romans sind die skurrilen und manchmal grotesken Elemente, wie der blutrünstige Büffel und die Vorschläge zur Rettung der Welt. Diese surrealen Einsprengsel lockern die düstere Grundstimmung auf und bieten zugleich Stoff zum Nachdenken. Sie passen in das Gesamtkonzept des Buches, das immer wieder mit den Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn spielt.
Der Autor Tomas Blum hat bereits vor „Okrob 99“ durch verschiedene literarische Werke auf sich aufmerksam gemacht. Blum, der in Berlin lebt und arbeitet, hat sich einen Namen gemacht durch seine Beteiligung an Awareness-Kampagnen und als Ghostwriter für politische Organisationen. Seine literarische Karriere umfasst Werke wie das Hörspiel „Kriechströme“ und die Erzählung „Beihilfe“, sowie Theaterstücke und Romane, die sich oft mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen. Diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch in „Okrob 99“ wider, wo Blum tief in die psychologischen und sozialen Abgründe seiner Charaktere eintaucht.
„Okrob 99: Tagebuch eines Täters“ ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern auch eine Studie über menschliche Abgründe, Hilfsbereitschaft und die Grenzen der Moral. Tomas Blum fordert den Leser heraus, sich mit den dunkleren Aspekten der menschlichen Natur auseinanderzusetzen und stellt die Frage, wie weit man gehen darf, um zu helfen. Das Buch ist eine klare Empfehlung für alle, die anspruchsvolle und tiefgründige Literatur schätzen, die zum Nachdenken anregt und lange nachklingt. Für Fans von literarischen Kriminalromanen und psychologischen Thrillern ist „Okrob 99“ ein Muss. Blum hat mit diesem Werk ein eindringliches und unvergessliches Buch geschaffen, das durch seine Originalität und Tiefe besticht. Die Lektüre ist intensiv und erfordert vom Leser, sich auf die komplexen moralischen Fragen einzulassen, die das Buch aufwirft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Okrob 99: Tagebuch eines Täters“ von Tomas Blum ein bemerkenswerter Roman ist, der tief in die menschliche Psyche eintaucht und durch seine einzigartige Erzählweise und die komplexe Charakterzeichnung überzeugt. Ein Buch, das noch lange nach der letzten Seite nachwirkt.
Okrob 99: Tagebuch eines Täters
Hat mir besonders gefallen
- Das Buch fesselt durch die unkonventionelle Tagebuchform und die kontinuierliche Steigerung der Spannung.
- Matthis Andres' komplexe Persönlichkeit und seine moralischen Dilemmata sind authentisch und nachvollziehbar dargestellt.
- Die Mischung aus düsterem Humor und ernsthaften Themen verleiht dem Buch eine besondere Tiefe und Originalität.
- Die wiederkehrenden Motive wie die unsichtbare Katze und der blutrünstige Büffel bieten Stoff zum Nachdenken und interpretieren.
- Das Buch thematisiert grundlegende moralische Fragen und die Grenzen der Hilfsbereitschaft, was es zu einer anspruchsvollen Lektüre macht.
