Ein Sommer am Ufer des Dnjepr ist ein Buch aus dem Mitteldeutschen Verlag und erschien am 27. Mai 2024.
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Ein Sommer am Ufer des Dnjepr
Sommer 1979. Oma Mina flüchtet mit Anton aus Kiew vor der Hitze ins Umland. Sie beziehen ein Gartenhaus. Anton hasst Insekten, andere Kinder sind ihm zu laut. Lieber spielt er Klarinette und übt Musiktheorie. Er will wie sein verschollener Opa Isaak Revolutionär werden. Als Anton in den Dnjepr fällt, gerät er in die Strömung. Timur, ein älterer Junge, rettet ihn. Timur ist Punk und fordert Anton zum Duell. Wer ist mutiger: Punk oder Revolutionär? Anton setzt seinen goldenen Taktstock, Timur ein Sex-Pistols-Tape. Da fragt ihn ein Mädchen, ob er der Junge ist, der „Summertime“ auf der Klarinette spielt. Und ob er Lust hat, mit ihrer New-Wave-Band zu jammen. André Bergelts zweiter Roman „Ein Sommer am Ufer des Dnjepr“ ist eine originelle Tragikomödie über die erste Liebe, die Macht der Musik und die Schatten des Stalinismus.
André Bergelts zweiter Roman, „Ein Sommer am Ufer des Dnjepr“, entführt den Leser in die tiefen, bewegten Wasser des ukrainischen Sommers 1979 – eine Zeit, die in der Erinnerung vieler durch die prägenden Schatten des Stalinismus und die noch frischen Narben eines langen Konflikts gezeichnet ist. Dieses Buch, ein Kaleidoskop aus Jugend, Musik und unerwarteten Freundschaften, bewegt sich fließend zwischen Tragik und Komödie. Die Geschichte folgt dem jungen Anton, der zusammen mit seiner Großmutter Mina der sommerlichen Hitze Kiews entflieht. In einem Gartenhaus am Ufer des Dnjepr sucht er Zuflucht vor den allgegenwärtigen Insekten und dem Lärm spielender Kinder. Antons Leidenschaft gilt der Musik, speziell der Klarinette, die er als Ventil für seine Sehnsucht nach der revolutionären Größe seines verschollenen Großvaters Isaak nutzt. Sein ruhiges Dasein wird jedoch abrupt durch den lebensgefährlichen Sturz in den Fluss und die darauffolgende Rettung durch Timur, einen rebellischen Punk, unterbrochen. Diese Begegnung führt zu einem spielerischen, aber tiefgründigen Duell um Mut und Überzeugung, in dem sich beide Jungen messen.
Bergelts Prosa ist dabei mehr als bloße Erzählung; sie ist eine Symphonie aus wohltemperierten Sätzen und Stimmungen, die wie eine Cello-Suite bewusst komponiert wirken. Das Buch erinnert in seiner Intensität und Tiefe an Adalbert Stifters „Nachsommer“, obgleich Bergelt mit einer deutlich dynamischeren und heiteren Note erzählt. Die Integration von Elementen der deutschen Dichter- und Denkertradition, insbesondere der Anschluss an Schillers Freiheitspathos, verleiht dem Werk eine philosophische Schwere, die dennoch durch die leichte, fast heitere Erzählweise ausgeglichen wird. Der Roman ist nicht nur eine Liebeserklärung an die Musik und ihre Macht, Gefühle und Menschen zu verbinden, sondern auch ein tiefgründiger Kommentar zur Suche nach persönlicher Freiheit und Identität in einem von politischen Unruhen geprägten Umfeld. Die Einladung an Anton, sich einer New-Wave-Band anzuschließen, symbolisiert eine Brücke zwischen Generationen und Genres, eine Metapher für den universellen Wunsch nach Zugehörigkeit und Selbstverwirklichung.
„Ein Sommer am Ufer des Dnjepr“ ist somit mehr als nur eine literarische Reise; es ist ein vielschichtiges Porträt der Jugend, das Fragen nach Mut, Identität und künstlerischer Freiheit nicht nur stellt, sondern auf kunstvolle Weise zu beantworten versucht. Es ist ein Buch, das humorvoll und tiefgründig zugleich die Leserinnen und Leser zum Nachdenken anregt und sie dazu einlädt, die eigene Lebensmelodie in der Symphonie der großen Erzählungen zu finden. André Bergelt hat mit diesem Werk bewiesen, dass er nicht nur die deutsche Literaturtradition ehrt, sondern auch bereit ist, sie mutig weiterzuführen. Ein moderner Klassiker, der sicherlich als markanter Punkt in der deutschen Literaturgeschichte stehen wird.
Ein Sommer am Ufer des Dnjepr
Hat mir besonders gefallen
- Der Roman balanciert gekonnt zwischen tiefgründigen, dramatischen Elementen und einer heiteren Erzählweise, was die Lektüre besonders vielschichtig und unterhaltsam macht.
- Die Musik spielt eine zentrale Rolle im Leben des Protagonisten und in der Erzählung selbst, was eine faszinierende Perspektive auf die transformative Kraft der Musik bietet.
- Der Text greift tiefgehende Themen wie Freiheit, Identität und Selbstverwirklichung auf, angereichert durch Verweise auf deutsche literarische Traditionen und philosophische Fragen.
- Die Figuren, insbesondere Anton und Timur, sind gut ausgearbeitet und durchleben sichtbare Entwicklungen, die den Leser emotional binden.
- Der Roman setzt sich mit der Geschichte und Kultur der Ukraine auseinander und verknüpft diese geschickt mit den persönlichen Geschichten der Charaktere, was eine reiche, kontextbezogene Leseerfahrung schafft.