Wer jetzt nicht tanzt: 50 Jahre OPEN OHR Festival ist ein Buch aus dem Ventil Verlag und erschien am 17. Mai 2024.
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Wer jetzt nicht tanzt: 50 Jahre OPEN OHR Festival
Das OPEN OHR Festival in Mainz feiert seinen 50. Geburtstag. Das ist ein guter Zeitpunkt, um gesellschaftspolitische und kulturelle Umbrüche dieses halben Jahrhunderts nachzuvollziehen und einen Blick in den Maschinenraum des bundesweit einmaligen Festivals zu werfen. 50 Jahre OPEN OHR, das sind 50 Festivalthemen. Themen, die aufwühlen, anregen und einen Nerv treffen. Themen, die an vier Pfingsttagen in Podiumsdebatten, Workshops und auf dem Zeltplatz diskutiert und in Filmen, Lesungen, Musik, Theater und Kabarett verarbeitet werden. Die Verhältnisse zum Tanzen bringen, lautet das Ziel. Zeit für eine Einordnung…
Als langjähriger Fan und Besucher des OPEN OHR Festivals in Mainz habe ich mich besonders darauf gefreut, die Festschrift „Wer jetzt nicht tanzt: 50 Jahre OPEN OHR Festival“ zu lesen. Dieses Buch, herausgegeben vom Ventil Verlag, erschien pünktlich zum 50. Geburtstag des Festivals und bietet einen tiefgehenden Einblick in dessen Geschichte und Bedeutung. Auf 176 Seiten entfaltet das Buch eine beeindruckende Chronik von gesellschaftspolitischen und kulturellen Umbrüchen, die nicht nur die vergangenen fünf Jahrzehnte prägten, sondern auch in den zahlreichen Festivalthemen aufgegriffen wurden. Diese Themen, die jeweils an den vier Pfingsttagen durch Podiumsdebatten, Workshops und kulturelle Darbietungen beleuchtet werden, zeigen deutlich, wie das Festival stets den Finger am Puls der Zeit hatte.
Besonders faszinierend finde ich, wie das Buch die Atmosphäre des Festivals einfängt. Die Mischung aus persönlichen Erinnerungen, Reiseberichten, Rekonstruktionen und Einschätzungen der Künstler und Referent , darunter bekannte Namen wie Hanns Dieter Hüsch, Hazel Brugger und Franz Josef Degenhardt, macht die Lektüre lebendig und authentisch. Die zahlreichen Fotos und „Oral-History“-Interviewcollagen ergänzen die geschriebenen Worte und lassen den Leser die besondere Atmosphäre des Festivals nachempfinden. Das Buch bietet nicht nur eine Rückschau auf die kulturellen Highlights und die herausfordernden Diskussionsthemen der vergangenen Jahre, sondern es wirft auch einen Blick in den „Maschinenraum“ des Festivals. Es zeigt, wie das Festival über die Jahre hinweg ein Sprachrohr für wichtige gesellschaftliche Diskurse geblieben ist, und wie es sich trotz der Herausforderungen, wie der Diskussion um die Autonomie der programmgestaltenden Projektgruppe, weiterentwickelt hat.
Der Abschnitt über die Aufbruchstimmung der 1970er Jahre und die kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Einheit in den 1990er Jahren verdeutlicht, dass das OPEN OHR mehr als nur ein Musik- und Kulturfestival ist; es ist ein Ort der gesellschaftlichen Reflexion und des kulturellen Ausdrucks. Als Leser dieses Buches fühle ich mich nicht nur informiert, sondern auch inspiriert. Der legendäre Ausspruch von Franz Josef Degenhardt „Wer jetzt nicht tanzt, ist selber schuld“ scheint wie ein Aufruf, sich aktiv an den kulturellen und gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen. Das OPEN OHR Festival und sein Jubiläumsband fordern uns auf, nicht nur Zuschauer, sondern auch Teilnehmer und Gestalter der Kultur zu sein.
Insgesamt ist „Wer jetzt nicht tanzt: 50 Jahre OPEN OHR Festival“ eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für die Geschichte und die Bedeutung von kulturellen Festivals interessieren. Es ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie Kultur und gesellschaftliches Engagement Hand in Hand gehen können. Ein Muss für jeden, der Kultur nicht nur als Unterhaltung, sondern als lebendigen Diskurs versteht.
Wer jetzt nicht tanzt: 50 Jahre OPEN OHR Festival
Hat mir besonders gefallen
- Das Buch bietet eine detaillierte Chronik der gesellschaftspolitischen und kulturellen Umbrüche der letzten fünf Jahrzehnte, eingebettet in die Festivalthemen des OPEN OHR Festivals.
- Durch persönliche Erinnerungen, Interviews und Einschätzungen von Künstlern und Referenten wie Hanns Dieter Hüsch und Franz Josef Degenhardt wird die Festivalgeschichte lebendig und authentisch vermittelt.
- Zahlreiche Fotos und „Oral-History“-Interviewcollagen ergänzen den Text und ermöglichen ein tiefes Eintauchen in die Atmosphäre des Festivals.
- Das Buch gewährt einen Blick hinter die Kulissen des Festivals und zeigt, wie es seine Rolle als Plattform für gesellschaftlichen Diskurs kontinuierlich weiterentwickelt hat.
- Der Aufruf zum aktiven Engagement in kulturellen und gesellschaftlichen Diskursen, symbolisiert durch das Zitat von Degenhardt „Wer jetzt nicht tanzt, ist selber schuld“, motiviert zur Teilnahme und Gestaltung.