Von dem, der bleibt

Von dem, der bleibt (dtv)

Oktober 2024

Ein Liebesabschied, der mit einem Tabu bricht.
Autor: Matteo B. Bianchi, Amelie Thoma (Übersetzer)
Genre: Roman
82%
Umfang
86%
Schreibstil
88%
Thema
84%
Lesbarkeit
75%
Buchcover
60%
Illustrationen
Von dem, der bleibt ist ein Buch, das unter die Haut geht.


79%

Von dem, der bleibt

Der Roman Von dem, der bleibt von Matteo B. Bianchi ist ein intensives und zugleich schonungslos ehrliches Werk, das sich auf unvergleichliche Weise mit der komplexen Gefühlswelt der Hinterbliebenen auseinandersetzt. Während oft von der Trauer der Menschen gesprochen wird, die jemanden durch Krankheit oder Unfall verlieren, bleibt die Perspektive derjenigen, die nach einem Suizid zurückgelassen werden, oft unbeachtet. Mit diesem Buch wirft Bianchi einen unerwartet tiefen und intimen Blick auf die unausgesprochenen Fragen, die Menschen quälen, wenn ein geliebter Mensch aus freiem Willen aus dem Leben tritt.

Bianchi beschreibt die Geschichte eines Mannes, der nach dem Tod seines Partners damit kämpft, den Verlust zu begreifen und seinen Platz in einer Welt ohne ihn zu finden. Diese emotionale Erzählung bietet eine bewegende Perspektive auf die schmerzliche und oft isolierende Erfahrung des Überlebens nach einem Suizid und bringt den Leser dazu, sich mit Fragen auseinanderzusetzen, die im Alltag oft verdrängt werden.

Inhalt und Handlung

Der Roman beginnt mit einem Telefongespräch, das sich zunächst harmlos anfühlt, das aber für den Protagonisten lebensverändernd ist. Sein Partner sagt am Telefon den Satz: „Wenn du wiederkommst, bin ich schon nicht mehr da.“ Anfangs glaubt der Protagonist, dies sei lediglich eine Reaktion auf einen Streit. Doch als er nach Hause kommt, muss er erkennen, dass es keine leeren Worte waren, sondern eine endgültige Entscheidung.

Mit der Rückkehr in eine leere Wohnung bricht die Welt des Protagonisten zusammen. Die folgenden Kapitel führen den Leser durch seine Gedankenwelt, die von Schock, Schuldgefühlen und einer Vielzahl unbeantworteter Fragen durchzogen ist. Der Protagonist setzt sich mit seinem inneren Konflikt auseinander und fragt sich immer wieder, was er hätte anders machen können, ob es Anzeichen gab, die er übersehen hat, und ob sein eigenes Verhalten in irgendeiner Weise den tragischen Ausgang beeinflusst haben könnte. Diese schonungslos ehrliche Selbsterforschung ist einer der Gründe, warum der Roman eine derart eindringliche Wirkung entfaltet.

Stil und Sprache

Matteo Bianchi bedient sich einer präzisen und nüchternen Sprache, die den Leser direkt in die rohe Realität und die ungeschönte Emotionalität des Protagonisten eintauchen lässt. Die Sprachstruktur verzichtet auf ausschweifende Beschreibungen und unnötige Ausschmückungen, um den Fokus konsequent auf das innere Erleben des Protagonisten zu lenken. Diese sprachliche Klarheit verstärkt den Eindruck der Authentizität und bringt die Ambivalenz und Vielschichtigkeit der Trauer hervorragend zum Ausdruck. Gerade durch die zurückhaltende Art des Schreibens wirkt der Roman umso intensiver und hinterlässt beim Leser einen bleibenden Eindruck.

Thematische Tiefe

Was dieses Buch so außergewöhnlich macht, ist die Behandlung eines Themas, das häufig tabuisiert wird: der Suizid und die Erfahrungen der Hinterbliebenen. Bianchi beleuchtet auf eindrucksvolle Weise die Fragen und Unsicherheiten, die die Menschen zurücklässt, die einen geliebten Menschen verloren haben. Seine Geschichte bringt die oft vernachlässigte Perspektive der Überlebenden ans Licht und zeigt, dass es keine einfachen Antworten gibt, wenn es darum geht, wie man nach einem solchen Verlust weiterleben soll. Der Protagonist versucht zu verstehen, zu verzeihen und zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die sich seiner Kontrolle entziehen – ein Thema, das für viele Leser von Bedeutung sein kann.

Über den Autor

Matteo B. Bianchi, geboren 1966 in Mailand, ist nicht nur ein angesehener Schriftsteller, sondern auch ein erfahrener Drehbuchautor. Er ist bekannt für seine emotionalen und realistischen Schilderungen und hat durch seine vielfältigen Werke einen bedeutenden Einfluss auf die italienische Literatur genommen. Neben Romanen hat Bianchi auch eine Biografie über die Künstlerin Yoko Ono verfasst, und er ist der Gründer und Herausgeber der Literaturzeitschrift „tina“, die jungen Autoren eine Plattform bietet. Seine literarische Arbeit ist geprägt von einer ungewöhnlichen Offenheit und einer Bereitschaft, sich mit den Schattenseiten des Lebens auseinanderzusetzen. Für Von dem, der bleibt erhielt er den Premio Stresa sowie den Premio Orbetello – Auszeichnungen, die ihn auch international bekannt gemacht haben.

Übersetzung

Ein besonderes Lob gebührt der Übersetzerin Amelie Thoma, die es geschafft hat, die sprachliche Klarheit und emotionale Tiefe des Originals ins Deutsche zu übertragen. Ihre Arbeit bleibt dem Stil des Autors treu und lässt die Leser auch in der deutschen Fassung den unverwechselbaren Ton von Bianchi spüren. Thoma gelingt es, die Feinheiten der italienischen Sprache und die damit verbundenen Nuancen in eine fesselnde und zugleich einfühlsame deutsche Fassung zu übertragen.

Fazit

Von dem, der bleibt ist ein Buch, das unter die Haut geht. Es ist nicht nur ein literarisches Werk über den Tod, sondern auch ein tiefgehendes Buch über das Leben und die Notwendigkeit, sich den schwersten Themen des Daseins zu stellen. Durch die klaren Worte und die eindringliche Schilderung der inneren Kämpfe des Protagonisten gelingt es Bianchi, die Leser in eine emotionale Welt zu entführen, die vielleicht schwer zugänglich, aber dennoch wichtig ist. Das Buch gibt keine einfachen Antworten, sondern stellt die komplexen Emotionen in den Mittelpunkt und macht deutlich, dass Trauer ein Prozess ist, der Zeit und Raum braucht. Von dem, der bleibt ist eine Empfehlung für alle, die bereit sind, sich auf eine intensive und bewegende Leseerfahrung einzulassen.

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