The Responder – Staffel 2
Die zweite Staffel von The Responder setzt die Geschichte des geplagten Polizisten Chris Carson (gespielt von Martin Freeman) fort und taucht noch tiefer in seine psychischen und persönlichen Abgründe ein. In dieser BBC-Serie, die von Tony Schumacher, einem ehemaligen Polizisten aus Liverpool, geschaffen wurde, verschmelzen Realität und Fiktion auf erschreckende Weise und bieten ein intensives, wenn auch oft bedrückendes Fernseherlebnis.
Die Handlung: Eine Welt im Chaos
In der zweiten Staffel steht Chris erneut am Abgrund. Nachdem er bereits in der ersten Staffel den Verlust seiner moralischen Integrität und die Zerrüttung seines Privatlebens erlebte, wird die Situation für ihn jetzt noch düsterer. Seine Frau hat ihn verlassen und plant, mit der gemeinsamen Tochter nach London zu ziehen. Um dies zu verhindern, kämpft Chris um einen Tagesjob, der ihn jedoch erneut in einen Strudel aus illegalen Aktivitäten zieht. Der Drogensumpf, aus dem er sich in der ersten Staffel befreien wollte, zieht ihn tiefer hinein, und Chris’ Entscheidungen führen ihn immer weiter in eine Sackgasse. Diese Entwicklung bringt eine Spannung mit sich, die sich jedoch eher schleichend als explosiv aufbaut, was für manche Zuschauer als Schwäche der Serie gewertet werden könnte.
Schauspielerische Leistungen: Ein starkes Ensemble
Martin Freeman, den viele als charmanten und sanftmütigen Schauspieler kennen, überrascht erneut in der Rolle des wortkargen, innerlich zerrissenen Polizisten. Seine Darstellung von Chris, der zwischen Schuld, Pflicht und einem verzweifelten Wunsch nach Erlösung schwankt, ist eine seiner bisher intensivsten Performances. Die Figur wirkt in der zweiten Staffel noch gebrochener und menschlicher, was Freeman mit einer beeindruckenden emotionalen Tiefe vermittelt.
An seiner Seite brilliert Adelayo Adedayo als seine ehemalige Partnerin Rachel, deren Charakter in dieser Staffel eine bemerkenswerte Entwicklung durchläuft. War sie in der ersten Staffel noch streng nach den Regeln, so zeigt sie jetzt Risse in ihrer Fassade und entwickelt sich zu einer moralisch ambivalenten Figur. Dieser Wandel verleiht der Serie frischen Wind und hebt Rachel von den eher stagnierenden Figuren der Geschichte ab. Besonders hervorzuheben ist das Zusammenspiel zwischen Freeman und Adedayo, das von Spannungen und gemeinsamen Abgründen geprägt ist.
Neben diesen beiden Hauptdarstellern verleihen auch die Nebenfiguren, darunter Josh Finan und Emily Fairn als das unglückselige Junkie-Duo Marco und Casey, der Serie eine wichtige Dynamik. Sie sorgen für Momente britischen Humors und verdeutlichen gleichzeitig die soziale Tristesse, die The Responder so eindrucksvoll zeichnet.
Inszenierung und Atmosphäre
The Responder bleibt seinem düsteren Stil treu. Die Bildsprache ist bewusst körnig und verzichtet auf Hochglanzoptik, was die rohe, dokumentarische Atmosphäre verstärkt. Die Farbpalette ist trist, dominiert von Grau- und Brauntönen, was die Hoffnungslosigkeit der Figuren unterstreicht. In einigen Szenen wird diese kühle Optik durch Neonlichter durchbrochen, die den urbanen Verfall Liverpools, in dem die Serie spielt, eindrucksvoll in Szene setzen.
Die ruhige, aber bedrückende Inszenierung spiegelt das Innenleben von Chris wider, dessen Welt ebenso auseinanderfällt wie die Stadt, die er versucht zu schützen. Das Fehlen von spektakulären Verfolgungsjagden oder Action-Sequenzen könnte für manche Zuschauer enttäuschend sein, die auf mehr Spannung hoffen. Doch genau in dieser Reduktion liegt die Stärke der Serie: Es geht weniger um die Action als um die Charakterstudien, und diese werden eindrucksvoll und realitätsnah präsentiert.
Schwächen der Staffel
Trotz der vielen Stärken bleibt Staffel 2 von The Responder nicht ohne Schwächen. Kritiker bemängeln, dass sich viele der Probleme und Konflikte von Chris wiederholen und nur wenig Neues zur Charakterentwicklung beitragen. Die Serie tritt in mancher Hinsicht auf der Stelle und schafft es nicht immer, die emotionale Intensität der ersten Staffel zu übertreffen. Besonders auffällig ist dies im Soundtrack, der im Vergleich zu Staffel 1 enttäuscht. Der ikonische Song „Oh! When the Sun Goes Down“, der die erste Staffel musikalisch prägte, fehlt, und der neue Score wirkt oft nervig und deplatziert.
Fazit: Melancholisch und intensiv
The Responder – Staffel 2 ist kein einfaches Sehvergnügen, aber genau das macht sie so besonders. Die Serie bietet einen schonungslosen Blick auf das Leben eines gescheiterten Mannes, der um seine Erlösung kämpft, und zieht das Publikum in eine Welt voller Lügen, Verrat und verzweifelter Hoffnungen. Dank der herausragenden schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Martin Freeman und Adelayo Adedayo, und der atmosphärischen Inszenierung bleibt The Responder auch in der zweiten Staffel ein intensives und fesselndes Drama, das lange nachhallt.
Wer düstere, realitätsnahe Krimiserien mag, wird auch an dieser Staffel Gefallen finden, auch wenn sie nicht ganz die frische Spannung der ersten Staffel erreicht.