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The Necromancer’s Tale

The Necromancer’s Tale (Psychic Software)

Juli 2025

Ein komplexes Gothic RPG. Meistere die Rituale eines uralten Buches. Erwecke eine untote Armee, um deine Feinde zu zermalmen. Trete mit dem Reich der Toten in Verbindung &kämpfe gegen deinen wachsenden Wahnsinn an. Schreite durch Beschwernisse voran, bis du bereit bist, dich der Welt zu zeigen.
Entwickler: Psychic Software
Genre: Taktisches Rollenspiel
77%
Spielspaß
70%
Wiederspielbarkeit
75%
Langzeitmotivation
72%
Grafik
69%
Umsetzung
Ein Spiel, das sich nicht mit Action brüstet, sondern mit Tiefe.


73%

The Necromancer’s Tale

Manchmal beginnt ein Abenteuer nicht mit einem Schwert in der Hand oder einem Ruf zur Schlacht. Manchmal beginnt es mit einem Buch. Und einer leisen, beunruhigenden Stimme im Hinterkopf, die flüstert: „Du kannst mehr sein.“ The Necromancer’s Tale lädt den Spieler ein, sich diesem Flüstern hinzugeben – nicht als Held, nicht als Retter, sondern als Suchender. Auf den ersten Blick ein Rollenspiel in isometrischer Perspektive, auf den zweiten ein intimer Blick in eine Seele, die zwischen Erkenntnis und Wahnsinn taumelt.

Du schlüpfst in die Rolle eines jungen Adeligen namens Mandel, der aus seinem Studium in eine Welt zurückkehrt, die ihm fremd geworden ist. Der Vater ist tot, das Anwesen düster, und überall liegen Risse in der Oberfläche des scheinbar geordneten Lebens. Diese Risse führen tief – in das Reich der Toten, in dunkle Archive, in alte Rituale. Und je tiefer man geht, desto mehr beginnt man zu verstehen: Dies ist keine klassische Geschichte von Gut gegen Böse. Es ist eine Geschichte über Entscheidungen. Über das, was man zu sein bereit ist, wenn niemand hinschaut.

Die Eleganz der Langsamkeit

Wer The Necromancer’s Tale spielt, muss Geduld mitbringen – und den Willen, zu lesen, zuzuhören, sich auf Gespräche einzulassen. Denn dieses Spiel lebt nicht vom Tempo, sondern vom Takt. Jede Begegnung, jede Unterhaltung, jedes scheinbar beiläufige Detail kann Einfluss auf den weiteren Verlauf der Geschichte haben. Es gibt kein überladenes Interface, kein blinkendes Quest-Log. Stattdessen gibt es Räume voller Bücher, Menschen mit Absichten, Geheimnisse, die zwischen den Zeilen wohnen.

Was zunächst fast gemächlich wirkt, entfaltet mit der Zeit eine beachtliche narrative Wucht. Die Entscheidungen, die du triffst – sei es im Umgang mit Verwandten, Lehrmeistern oder zufälligen Begegnungen – verändern nicht nur den Verlauf der Geschichte, sondern auch, wie die Welt dich sieht. Vertrauen ist eine Währung, Misstrauen eine ständige Bedrohung. Du lernst, Worte wie Waffen einzusetzen, Gesten zu deuten und zwischen Zeilen zu lesen.

Die moralische Komplexität des Spiels ist bemerkenswert. Es gibt keine simplen Schwarz-Weiß-Antworten, keine klaren Belohnungen oder Bestrafungen. Stattdessen bewegst du dich durch ein Geflecht aus Ambivalenzen, in dem jede Entscheidung Spuren hinterlässt. Es ist nicht die Frage, ob du die dunkle Magie nutzt – sondern wie, warum und zu welchem Preis.

Der Reiz der verbotenen Kunst

Zentral im Spiel steht die Nekromantie – nicht als platte Spielmechanik, sondern als komplexes System, das Wissen, Ressourcen und Weitsicht verlangt. Rituale müssen vorbereitet werden. Zutaten beschafft. Symbole entschlüsselt. Du kannst nicht einfach zaubern – du musst es lernen, studieren, ausprobieren. Fehler haben Konsequenzen, Erfolg verändert dich. Die Macht wächst langsam, aber spürbar – und mit ihr die Versuchung, sie einzusetzen, wo Worte nicht mehr reichen.

Die Rituale selbst sind wie kleine Puzzles – kein Minispiel im klassischen Sinne, sondern eher narrative Konstruktionen, die dein Verständnis von den Regeln der Spielwelt herausfordern. Der Moment, in dem du zum ersten Mal eine Leiche aus dem Grab holst, ist nicht triumphal, sondern verstörend. Und genau das ist das Besondere: Das Spiel lässt dich fühlen, was du tust. Es glorifiziert nicht. Es dokumentiert – und konfrontiert dich mit den Folgen.

Die Magie ist nicht Mittel zum Zweck, sondern Teil der Erzählung, Teil deines Wandels. Je mehr du dich auf sie einlässt, desto mehr entfernt sich dein Charakter von dem Menschen, der er einmal war. Und irgendwann stehst du da, mit blutverschmierten Händen und der Frage im Kopf: War es das wert?

Die Welt als Spiegel

Die Welt, die The Necromancer’s Tale entwirft, ist dicht, atmosphärisch und glaubwürdig. Keine riesigen Länder, keine endlosen Städte – stattdessen ein fokussiertes Areal voller Leben, Geheimnisse und Geschichten. Jeder Ort wirkt durchdacht, jede Figur hat ihre eigene Stimme. Die handgezeichneten Porträts geben den Charakteren Tiefe, ohne zu sehr ins Karikaturhafte zu verfallen. Es entsteht ein Gefühl von Nähe, von Echtheit – selbst bei jenen, die du später vielleicht unter die Erde bringst.

Die isometrische Grafik ist stilisiert, unaufdringlich und angenehm ruhig. Sie überlässt der Erzählung den Raum, den sie braucht. Keine Effekthascherei, keine übertriebenen Lichtspiele – dafür klare Linien, gedeckte Farben, sanfte Schatten. Auch die Musik bleibt im Hintergrund, unaufdringlich, aber wirksam. Sie stützt die Atmosphäre, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Was das Spiel technisch leistet, ist solide. Keine Blockbuster-Produktion, aber sauber umgesetzt, stabil und durchdacht. Kleinere Ecken und Kanten – hier und da ein etwas träger Dialogfluss, gelegentliche Orientierungslosigkeit – fallen kaum ins Gewicht, weil die Erfahrung als Ganzes überzeugt.

Kampf oder Konsequenz

Interessant ist auch der Umgang mit Kämpfen: Sie existieren, aber sie drängen sich nicht auf. Wer Gewalt vermeiden will, kann sie oft umgehen – durch Überzeugung, durch Manipulation, durch Magie. Wenn es doch zum Kampf kommt, ist er rundenbasiert, strategisch und angenehm übersichtlich. Kein hektisches Geklicke, sondern überlegte Züge. Die Kämpfe sind nicht der Höhepunkt des Spiels, aber sie fügen sich gut ein, sind funktional und atmosphärisch passend.

Eine Geschichte, die bleibt

Am Ende bleibt das Gefühl, etwas wirklich Eigenes erlebt zu haben. The Necromancer’s Tale ist kein Spiel, das sich aufdrängt. Es schreit nicht nach Aufmerksamkeit. Es flüstert – und wer bereit ist hinzuhören, wird belohnt. Mit einer Erzählung, die nachwirkt. Mit einem Spielgefühl, das tief geht. Mit einer Welt, die nicht vergessen lässt, was du getan hast, um Macht zu erlangen.

Es ist ein Spiel für Leser, für Denker, für jene, die sich in Sprache verlieren können und sich nicht scheuen, Entscheidungen zu treffen, deren Folgen nicht sofort sichtbar sind. Es verlangt dir etwas ab – Zeit, Geduld, Aufmerksamkeit – und gibt dir dafür eine Spielerfahrung zurück, die weit über das Übliche hinausgeht.

Fazit

The Necromancer’s Tale ist ein stilles Meisterwerk für alle, die keine Angst vor dunklen Pfaden haben. Ein Spiel, das sich nicht mit Action brüstet, sondern mit Tiefe. Das den Spieler ernst nimmt. Das fragt, statt zu antworten. Und das damit eine Lücke füllt, die viele Rollenspiele nicht einmal erkennen.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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