Südfall

Südfall ist ein Roman aus dem Pendragon Verlag und erschien am 16. August 2023. 

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Südfall

Ruhig, menschlich, berührend – ein Roman, in dem Begegnungen zu Wendepunkten werden. +++ Dave überlebt den Abschuss seines Fliegers über dem nordfriesischen Wattenmeer und entgeht nur knapp dem Ertrinken. Der britische Soldat könnte das Kriegsende in einem Versteck abwarten, doch er wagt die Flucht von Husum die Küste entlang nach ­Dänemark. Dabei trifft er auf den jungen, sensiblen Paul, der von sich selbst Härte verlangt, seine Tante Anna, die sich ­entschließt, Dave zu helfen, und ­Cecilie, ein ­schillerndes und doch verschlossenes Mädchen. Auf einem Boot nahe der dänischen Grenze entsteht ein Plan, wie Dave es bis nach England ­schaffen könnte.

Florian Knöpplers Roman „Südfall“ hat mich tief beeindruckt und ist ein Werk, das in seiner ruhigen Erzählweise eine subtile, aber nachhaltige Wirkung entfaltet. Die Geschichte spielt im Sommer 1944 und beginnt mit dem Abschuss des englischen Soldaten Dave Milton über dem nordfriesischen Wattenmeer. Statt das Ende des Krieges abzuwarten, entscheidet sich Dave, den gefährlichen Weg Richtung Heimat anzutreten. Dabei begegnet er verschiedenen Menschen, deren Leben durch den Krieg geprägt und verändert wurde. Knöppler wählt eine interessante Erzählweise: Die Geschichte wird in Episoden erzählt, in denen jeweils eine andere Figur im Mittelpunkt steht. Diese Personen, die Dave auf seiner Flucht begegnen, sind so vielfältig und authentisch dargestellt, dass man als Leser tief in ihre Welt eintauchen kann. Hier spiegelt sich Knöpplers Stärke wider: die Fähigkeit, Menschen in Extremsituationen glaubhaft und einfühlsam darzustellen. So trifft Dave beispielsweise auf Paul, einen Jugendlichen, der hin- und hergerissen ist zwischen der Propaganda des Dritten Reiches und seinem eigenen moralischen Kompass. Diese Begegnungen sind es, die den Roman ausmachen und die Handlung tragen.

Besonders hervorzuheben ist Knöpplers Sprachstil. Er erzählt in einer ruhigen, fast schon entschleunigten Art, die jedoch eine tiefe Intensität besitzt. Die Landschaft Nordfrieslands wird so atmosphärisch beschrieben, dass man die Weite der Salzwiesen und die Kargheit des Wattenmeers förmlich spüren kann. Diese Beschreibungen sind nicht nur Kulisse, sondern tragen entscheidend zur Stimmung des Romans bei. Es ist diese fast schon meditative Ruhe, die den Roman so eindringlich macht und gleichzeitig die Dramatik der Flucht unterstreicht. Was mich an „Südfall“ besonders fasziniert hat, ist die Ambivalenz der Figuren. Keine der Personen, denen Dave begegnet, ist eindeutig gut oder böse. Sie alle bewegen sich in einem moralischen Graubereich, der durch die Wirren des Krieges noch verstärkt wird. Diese Ambivalenz macht die Geschichte nicht nur spannend, sondern auch sehr glaubwürdig. Jeder Charakter trägt seine eigene Geschichte, seine eigenen Verluste und Hoffnungen mit sich, und Knöppler schafft es, diese mit wenigen Worten greifbar zu machen.

Ein weiteres zentrales Element des Romans ist das Motiv der Flucht und der Sehnsucht nach Heimat. Dave, der als Fremder in einem feindlichen Land ums Überleben kämpft, symbolisiert den universellen Wunsch nach Geborgenheit und Sicherheit. Doch Knöppler zeigt auch, dass Heimat mehr ist als ein geografischer Ort. Für Dave ist es vor allem die Sehnsucht nach seiner Frau Claire, die ihn antreibt. Diese emotionale Tiefe gibt dem Roman eine zusätzliche Dimension und lässt ihn lange nachwirken. Knöppler hat bereits mit seinen früheren Werken „Kronsnest“ und „Habichtland“ gezeigt, dass er ein Meister der leisen Töne ist. Auch in „Südfall“ verzichtet er auf große Effekte und spektakuläre Wendungen. Stattdessen setzt er auf die Kraft der kleinen, oft unspektakulären Momente, die jedoch eine große emotionale Wirkung entfalten. Diese Zurückhaltung ist es, die den Roman so authentisch und gleichzeitig berührend macht.

Ein möglicher Kritikpunkt könnte sein, dass der Roman insgesamt vielleicht etwas zu optimistisch wirkt, dass die Menschlichkeit, die Knöppler seinen Figuren zuschreibt, in der Realität des Krieges selten zu finden war. Doch genau dieser Optimismus, diese stille Hoffnung auf das Gute im Menschen, gibt dem Buch seine besondere Note und macht es zu einem lesenswerten Werk. Für mich ist „Südfall“ ein Roman, der nicht nur eine spannende Geschichte erzählt, sondern auch tiefe menschliche Fragen aufwirft. Es ist ein Buch über die Zerbrechlichkeit des Lebens, über Hoffnung und Verzweiflung, über das, was Menschen in Extremsituationen antreibt. Florian Knöppler ist es gelungen, all diese Themen in eine dichte, atmosphärisch starke Erzählung zu packen, die mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Ein absolut lohnenswerter Roman, der weit mehr ist als nur eine Fluchtgeschichte – er ist eine Hommage an die Menschlichkeit und die Kraft der kleinen Gesten.

Südfall

8.3

Aufmachung

8.5/10

Umfang

8.5/10

Schreibstil

8.4/10

Thema

8.1/10

Aufbau

8.2/10

Lesbarkeit

8.3/10

Illustrationen Cover

7.9/10

Umsetzung

8.3/10

Hat mir besonders gefallen

  • Die Figuren in "Südfall" sind glaubhaft und facettenreich dargestellt, was zu einer intensiven Leseerfahrung führt.
  • Die detaillierten und eindrucksvollen Darstellungen der nordfriesischen Küstenlandschaft verleihen dem Roman eine besondere Stimmung und verstärken die Erzählung.
  • Knöpplers ruhiger, fast entschleunigter Stil erzeugt eine tiefe emotionale Wirkung, ohne auf dramatische Effekte zurückzugreifen.
  • Der Roman zeichnet sich durch seine komplexen Charaktere aus, die in moralischen Grauzonen agieren, was die Handlung authentisch und spannend macht.

War nicht ganz so toll

  • Der optimistische Blick auf die Menschlichkeit in einer Kriegszeit könnte als etwas unrealistisch wahrgenommen werden.
Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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