Söldner ohne Sold: Die deutschen Freikorps 1918–1923 ist ein Buch aus dem Jungeuropa Verlag und erschien am 10. Juli 2024.

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Söldner ohne Sold: Die deutschen Freikorps 1918–1923
»Ein deutscher Heldenkampf« – das war einer der Titel, unter denen Dominique Venners legendäres erstes Geschichtsbuch im deutschsprachigen Raum erschien. Der bei Veröffentlichung 39-jährige Autor hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahrzehnte seines Lebens dem Dasein als »politischer Soldat« gewidmet: mit der Waffe in der Hand in Algerien, im radikal rechten Untergrund der französischen Vierten Republik, als politischer Gefangener und als streitbarer Politaktivist auf den Straßen von Paris. Seinen eigenen Lebenslauf sah er gespiegelt in jenen jungen Deutschen, die ab 1914 als Kriegsfreiwillige an die Fronten geeilt waren und noch Jahre nach dem Schandfrieden von Versailles im Dienste einer Regierung, die sie verachteten, in Westen und Osten kämpften und fielen. Dies ist keine trockene akademische Abhandlung. Venner hat einem einzigartigen deutschen Typus des 20. Jahrhunderts nachgespürt und dessen Tragik zwischen Revolution und Reaktion wie kein Zweiter nachvollziehbar gemacht.
Als ich das Buch „Söldner ohne Sold: Die deutschen Freikorps 1918–1923“ von Dominique Venner in die Hand nahm, war ich sofort von der Thematik fasziniert. Die Freikorps, die unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland entstanden, sind ein kontroverses und emotional aufgeladenes Thema. Dominique Venner, ein Autor, der selbst eine bewegte politische Vergangenheit hat, nähert sich diesem komplexen Kapitel der deutschen Geschichte mit einer beeindruckenden Mischung aus persönlichem Engagement und historischer Präzision.
Das Buch bietet eine detaillierte Chronik der Freikorps-Bewegung in Deutschland zwischen 1918 und 1923. Venner beginnt mit der Entstehung der Freikorps unmittelbar nach dem Waffenstillstand von 1918 und verfolgt ihre Entwicklung durch die turbulenten Jahre der Weimarer Republik. Die Darstellung ist klar strukturiert und folgt einem chronologischen Ablauf, der es dem Leser ermöglicht, die Ereignisse Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Venner beleuchtet die Motivation der Freikorps-Mitglieder, ihre militärischen Aktionen und ihre politischen Ziele. Er zeigt, wie diese paramilitärischen Gruppen oft als Reaktion auf das als demütigend empfundene Ende des Ersten Weltkriegs und die innenpolitische Instabilität der jungen Weimarer Republik entstanden sind. Besonders eindrucksvoll ist die Art und Weise, wie Venner die Spannungen zwischen den Freikorps und der offiziellen Regierung darstellt, die sich einerseits auf diese Gruppen stützte, andererseits aber auch versuchte, ihre Macht einzudämmen.
Dominique Venners Schreibstil ist prägnant und lebendig. Er schafft es, historische Fakten mit persönlichen Geschichten zu verknüpfen, was das Buch nicht nur informativ, sondern auch emotional packend macht. Venner, der selbst als politischer Aktivist und Soldat tätig war, bringt eine einzigartige Perspektive in seine Darstellung ein. Sein tiefes Verständnis und seine Sympathie für die Menschen, über die er schreibt, verleihen dem Buch eine besondere Authentizität und Tiefe. Was mir besonders an „Söldner ohne Sold“ gefällt, ist Venners Fähigkeit, die Komplexität der Freikorps-Bewegung darzustellen. Er vermeidet einfache Schwarz-Weiß-Malerei und zeigt, dass die Freikorps-Mitglieder sowohl von patriotischen Idealen als auch von persönlichen Ambitionen und Rachegefühlen getrieben wurden. Diese differenzierte Sichtweise hilft, ein besseres Verständnis für die historischen Umstände und die menschlichen Schicksale zu entwickeln, die in dieser Zeit eine Rolle spielten.
Die Freikorps sind ein entscheidender Bestandteil der deutschen Geschichte nach dem Ersten Weltkrieg. Sie spielten eine Schlüsselrolle bei der Niederschlagung von Aufständen und trugen gleichzeitig zur politischen Radikalisierung bei, die schließlich zur Machtergreifung der Nationalsozialisten führte. Venner gelingt es, diese historische Bedeutung klar herauszuarbeiten und die langfristigen Konsequenzen der Freikorps-Aktivitäten aufzuzeigen. Ein besonderes Highlight des Buches ist die detaillierte Analyse der politischen und sozialen Hintergründe, die zur Bildung der Freikorps führten. Venner zeigt, wie die wirtschaftlichen Nöte, die politischen Unruhen und das Gefühl der nationalen Erniedrigung nach dem Ersten Weltkrieg viele junge Männer in die Arme dieser paramilitärischen Gruppen trieben. Diese Kontextualisierung ist wichtig, um die Anziehungskraft und die Dynamik der Freikorps-Bewegung zu verstehen.
„Söldner ohne Sold: Die deutschen Freikorps 1918–1923“ ist ein beeindruckendes Werk, das sowohl historisch Interessierte als auch Leser, die sich für die menschlichen Schicksale hinter den historischen Ereignissen interessieren, ansprechen wird. Dominique Venner liefert eine gut recherchierte, lebendig geschriebene und tiefgründige Darstellung eines der turbulentesten Kapitel der deutschen Geschichte. Seine persönliche Verbindung zum Thema verleiht dem Buch eine besondere Authentizität und Tiefe, die es von vielen anderen historischen Werken abhebt. Für mich ist „Söldner ohne Sold“ nicht nur ein Geschichtsbuch, sondern auch eine Reflexion über die menschlichen Motivationen und die Komplexität politischer Bewegungen. Es regt zum Nachdenken an und bietet eine wertvolle Perspektive auf eine Zeit, die oft in vereinfachten Narrativen dargestellt wird. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der ein tieferes Verständnis der Weimarer Republik und der Nachkriegszeit entwickeln möchte.
Söldner ohne Sold: Die deutschen Freikorps 1918–1923
Hat mir besonders gefallen
- Das Buch bietet eine ausführliche und klare chronologische Darstellung der Freikorps-Bewegung zwischen 1918 und 1923.
- Dominique Venner schreibt prägnant und lebendig, wodurch historische Fakten und persönliche Geschichten miteinander verknüpft werden.
- Venner vermeidet einfache Schwarz-Weiß-Malerei und zeigt die vielschichtigen Motivationen der Freikorps-Mitglieder.
- Das Buch beleuchtet die politische und soziale Bedeutung der Freikorps und ihre langfristigen Konsequenzen für die deutsche Geschichte.
- Venners persönliche Erfahrung als Soldat und politischer Aktivist fließt in seine Darstellung ein und verleiht dem Buch besondere Authentizität und Tiefe.

