Sixteen Souls (Loewe Verlag)
Oktober 2024
Sixteen Souls (Souls-Dilogie, Band 1)
„Sixteen Souls“ von Rosie Talbot ist der erste Band einer faszinierenden Urban-Fantasy-Dilogie, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Mit einer Mischung aus Grusel, queerer Romance und einer spannenden Detektivgeschichte schafft die Autorin ein Leseerlebnis, das besonders in der düsteren Herbstzeit perfekt passt. Das Buch spielt in der historischen Stadt York, einer Kulisse, die mit ihren engen, verwinkelten Gassen und Spukhäusern wie geschaffen für diese düstere und geheimnisvolle Geschichte ist. York ist bekannt für seine Geistergeschichten, und Talbot bringt diese Legenden auf fesselnde Weise zum Leben.
Eine packende Handlung mit Tiefgang
Im Mittelpunkt steht der 16-jährige Charlie, der nach einer schweren Krankheit eine bemerkenswerte Gabe entwickelt hat: Er kann Geister sehen. Diese Fähigkeit ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch, denn obwohl sie ihm tiefe Einblicke in die Geisterwelt Yorks verschafft, birgt sie auch große Gefahren. Charlie lebt zurückgezogen und hat sich mit seiner Andersartigkeit abgefunden, doch als plötzlich immer mehr Geister verschwinden, sieht er sich gezwungen, aktiv zu werden. An seiner Seite steht der geheimnisvolle Sam, ebenfalls ein „Seher“, der Charlie mit seiner Stärke und seinem Mut beeindruckt und ihm gleichzeitig näherkommt, als er es je für möglich gehalten hätte.
Gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden, die ebenfalls besondere Fähigkeiten besitzen, begibt sich Charlie auf eine gefährliche Mission. Dabei stehen sie immer wieder vor Herausforderungen, die sowohl körperliche als auch mentale Stärke erfordern. Die Spannung, ob die Gruppe das Geheimnis der verschwindenden Seelen lösen kann, hält bis zur letzten Seite an.
Authentische und facettenreiche Charaktere
Rosie Talbot gelingt es, ihre Charaktere lebendig und tiefgründig darzustellen. Charlie ist eine unglaublich sympathische Hauptfigur, die durch ihre Verletzlichkeit und ihren Mut begeistert. Sein Leben hat ihn geprägt, und die Behinderung, mit der er täglich kämpft, wird einfühlsam und authentisch beschrieben, ohne jedoch zum Hauptfokus der Geschichte zu werden. Die Erzählung konzentriert sich vielmehr auf Charlies Entwicklung und seine Interaktionen mit den anderen Figuren.
Sam, der eine zentrale Rolle im Buch spielt, ist ein ebenso faszinierender Charakter. Seine Beziehung zu Charlie entwickelt sich langsam und behutsam, was der Geschichte eine realistische und authentische Romantik verleiht. Diese queere Liebesgeschichte ist so feinfühlig in die Handlung integriert, dass sie nie gekünstelt wirkt und einfach wunderbar zum Gesamtbild passt. Auch die Nebenfiguren sind vielfältig und bringen ihre eigenen Eigenheiten in die Geschichte ein, was die Dynamik der Gruppe lebendig und abwechslungsreich macht.
Atmosphärisches Setting und fesselnder Schreibstil
Die Kulisse der Stadt York ist perfekt gewählt. Rosie Talbot beschreibt die dunklen Gassen, alten Gebäude und geheimnisvollen Ecken der Stadt so anschaulich, dass man sich beim Lesen direkt in die Szenerie versetzt fühlt. Die Stadt wirkt fast wie ein eigener Charakter in der Geschichte, der die düstere und schaurige Atmosphäre unterstreicht.
Rosie Talbot, die selbst im Buchhandel tätig ist und eine Leidenschaft für alles Mystische hat, bringt ihre Begeisterung für das Paranormale in jede Seite ein. Ihr Schreibstil ist flüssig und bildhaft, was es leicht macht, in die Welt von Charlie und seinen Freunden einzutauchen. Besonders gefallen mir die humorvollen Dialoge zwischen den Figuren, die die ernste und düstere Atmosphäre immer wieder auflockern und das Lesen zu einem Vergnügen machen.
Spannende Plottwists und gelungene Mischung aus Grusel und Romantik
„Sixteen Souls“ besticht durch eine gelungene Balance zwischen Spannung, Romantik und Mystery. Die Geisterelemente sind nicht nur gruselig, sondern bringen auch eine melancholische Tiefe in die Geschichte. Jeder Geist hat seine eigene tragische Geschichte, was die Geisterwelt glaubwürdig und vielschichtig macht. Die Darstellung dieser Schicksale verleiht dem Buch eine besondere, leicht traurige Note, die sich mit den romantischen und humorvollen Momenten gut ergänzt.
Die Plottwists sind geschickt eingesetzt und sorgen dafür, dass die Geschichte immer wieder neue Wendungen nimmt. Man fiebert mit Charlie und seinen Freunden mit und kann das Buch kaum aus der Hand legen, da man unbedingt wissen möchte, was als nächstes passiert. Die Frage, wer oder was hinter dem Verschwinden der Geister steckt, bleibt bis zum Ende spannend.
Fazit: Ein meisterhaftes Debüt mit Vorfreude auf den zweiten Band
„Sixteen Souls“ ist ein fesselnder Auftakt, der mich nicht nur wegen seiner schaurigen Urban-Fantasy-Elemente begeistert hat, sondern auch durch die Darstellung von queerer Liebe und Diversität. Die Mischung aus düsterem Mystery, Romantik und spannungsgeladenen Szenen macht das Buch zu einem Highlight für alle, die sich von ungewöhnlichen Fantasy-Geschichten mit Tiefgang angesprochen fühlen.
Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Band und bin gespannt, welche Abenteuer Charlie und seine Freunde noch erwarten. „Sixteen Souls“ ist eine klare Empfehlung für Fans von Urban Fantasy, die auf der Suche nach einer Geschichte sind, die neben Spannung auch Herz und Diversität zu bieten hat.