Silence 1+2: Sci-Fi and Horror (MoomComics)
September 2024
Silence 1+2: Sci-Fi and Horror
„Silence 1+2: Sci-Fi and Horror“ ist ein beeindruckendes Werk, das zwei Genres auf innovative Weise vereint. Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, fiel mir sofort die durchdachte Aufmachung auf: Zwei eigenständige Hälften, die jeweils eines der Genres repräsentieren. Auf der einen Seite befinden sich Geschichten aus der Science-Fiction-Welt, während die andere Seite gruselige Horror-Geschichten bietet. Die beiden Sektionen werden durch wunderschön gestaltete Cover voneinander getrennt, die die Stimmung der jeweiligen Geschichten perfekt einfangen. Natalie Heinrich schuf das Sci-Fi-Cover, während Paul Winck für das düstere Horror-Cover verantwortlich ist. Schon hier wird klar, dass „Silence 1+2“ etwas Besonderes ist.
Die Künstler hinter den Geschichten
Die Namen der beteiligten Künstlerinnen und Künstler lesen sich wie ein internationales All-Star-Team der Comicszene. Die Science-Fiction-Sektion wurde von Nikolai Solowjow, Isago Fukuda und Audrey Lefebvre gestaltet. Ihre Werke entführen den Leser in futuristische Welten, die von technologischen Innovationen, gesellschaftlichen Umbrüchen und den Konsequenzen des Fortschritts erzählen. Die Geschichten sind detailreich illustriert und schaffen es, ohne ein einziges Wort komplexe Narrative zu transportieren.
Auf der Horror-Seite sorgen Frieda Kunert, Bruno Giannori und Wilbert van der Steen für Gänsehaut. Die Zeichnungen sind düster, atmosphärisch und nutzen gekonnt Licht und Schatten, um eine unheimliche Stimmung zu erzeugen. Ihre Werke spielen mit Ängsten, die tief in der menschlichen Psyche verwurzelt sind, und beweisen, dass Horror auch ohne blutige Effekte auskommen kann, um den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Über den Verlag Moom Comics
„Silence 1+2“ wird von Moom Comics herausgegeben, einem Verlag, der sich durch seine Diversität und seinen Fokus auf queere Themen auszeichnet. Gegründet wurde Moom Comics von Łukasz Majcher, einem innovativen Comic-Künstler, der bereits mit der Superheldenserie „Power Bear“ Erfolge feierte. Der Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geschichten mit Herz und einer klaren Botschaft zu erzählen. Dabei legt Moom Comics Wert darauf, ein breites Publikum anzusprechen und verschiedene Perspektiven einzubringen, ohne dabei seine Wurzeln in der queeren Community zu verlieren.
Diese Philosophie spiegelt sich auch in „Silence 1+2“ wider. Obwohl das Buch keine Worte enthält, wird durch die universelle Sprache der Bilder eine Botschaft vermittelt, die für alle zugänglich ist – unabhängig von Sprache, Herkunft oder Hintergrund.
Die wortlose Kunst des Erzählens
Die Entscheidung, die Geschichten komplett ohne Worte zu erzählen, ist eine mutige und zugleich faszinierende Wahl. Sie zwingt den Leser, sich ausschließlich auf die visuelle Ebene einzulassen. Jede Bewegung, jeder Gesichtsausdruck und jede Landschaft erzählt eine Geschichte, die Raum für Interpretationen lässt. Dadurch wird der Leser aktiv in den Erzählprozess eingebunden und erlebt die Geschichten auf eine sehr persönliche Weise.
Diese wortlose Erzählweise hebt „Silence 1+2“ von anderen Comics ab. Es ist ein Werk, das zeigt, wie mächtig visuelle Erzählkunst sein kann. Ohne sprachliche Barrieren können die Geschichten ein globales Publikum erreichen und auf emotionaler Ebene wirken.
Visuelle Gestaltung und Atmosphäre
Die Illustrationen in „Silence 1+2“ sind von höchster Qualität. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt in der visuellen Gestaltung. Die Science-Fiction-Geschichten bestechen durch klare Linien, futuristische Designs und eine Farbpalette, die von kühlen Blautönen bis hin zu lebendigen Neonfarben reicht. Sie vermitteln eine Welt, die sowohl faszinierend als auch erschreckend wirkt.
Im Gegensatz dazu setzen die Horror-Geschichten auf dunklere, erdige Farben und eine klaustrophobische Atmosphäre. Die Zeichnungen nutzen Licht und Schatten meisterhaft, um Spannung aufzubauen und den Leser in die Szenen hineinzuziehen. Jede Seite ist ein kleines Kunstwerk, das man immer wieder betrachten möchte, um neue Details zu entdecken.
Themenvielfalt und Tiefe
Trotz des Fehlens von Worten gelingt es „Silence 1+2“, komplexe und tiefgründige Themen zu behandeln. Die Science-Fiction-Geschichten werfen Fragen über Technologie, Gesellschaft und die Zukunft der Menschheit auf. Sie regen zum Nachdenken an und laden dazu ein, über die Auswirkungen des Fortschritts nachzudenken.
Die Horror-Geschichten hingegen befassen sich mit den Ängsten und dunklen Facetten der menschlichen Psyche. Sie thematisieren Isolation, Schuld und das Unbekannte auf eine Weise, die den Leser noch lange nach dem Umblättern beschäftigt. Diese Kombination aus Science-Fiction und Horror macht das Buch zu einem abwechslungsreichen und intensiven Leseerlebnis.
Mein Fazit
„Silence 1+2: Sci-Fi and Horror“ ist ein außergewöhnliches Werk, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Es zeigt, wie kraftvoll Comics sein können, auch ohne Worte. Die Illustrationen, die thematische Vielfalt und die emotionale Tiefe machen dieses Buch zu einem Muss für jeden Liebhaber von Science-Fiction, Horror und grafischer Erzählkunst.
Besonders beeindruckt hat mich die Fähigkeit der Künstlerinnen und Künstler, so viel Atmosphäre und Handlung allein durch Bilder zu transportieren. „Silence 1+2“ ist nicht nur ein Comic, sondern ein Kunstwerk, das man immer wieder zur Hand nehmen möchte.