Bikepacking und Radreisen (Motorbuch Verlag)
Mai 2024
outdoor know‑how: Bikepacking und Radreisen
Ich war positiv überrascht, wie viel Know‑how Ralf Kerkeling auf rund 144 Seiten unterbringt. Das Buch beginnt mit den Grundlagen: Welche Rahmenformen, Mountain- oder Gravelbike eignen sich, wie strukturiere ich Packtaschen – vom Lenker bis zum Gepäckträger. Danach führt es durch Themen wie Schlafsysteme, Zelte oder Tarp, Kleidung nach dem Zwiebelprinzip, Navigation mit Karten, GPS oder Smartphone – und geht bis hin zu Fahrtechnik im Gelände und Sicherheitsaspekte im Straßenverkehr. Besonders gefallen haben mir die kapitelweisen Checklisten: „Was im Bikepacking-Setup nie fehlen darf“ hilft dabei, das Wesentliche nicht zu vergessen. Alles wirkt durchdacht, kompakt und dennoch tief genug, um auch Fortgeschrittenen neue Perspektiven zu eröffnen.
Praxistauglichkeit
Ich habe das Buch sofort nach einem Wochenendausflug ein zweites Mal zur Hand genommen und zahlreiche Tipps direkt umgesetzt. Beispielsweise die Anleitung zur optimalen Befestigung von Rollen an Gabel und Lenker – klein, aber wirkungsvoll. Das Kapitel zur Routenplanung mit Varianten für Tagestouren bis mehrtägige Reisen half mir, meinen nächsten Ritt strategischer anzugehen. Mein Equipment-Setup habe ich minimal angepasst: ein leichteres Tarp, das Kerkeling empfiehlt, ersetzt nun das sperrigere Zelt – Gewicht gespart, Flexibilität gewonnen. Hier merkt man: Es ist kein theoretischer Ratgeber, sondern fundiertes Expertenwissen mit Praxisnähe.
Schreibstil und Leserbindung
Der Stil des Buches ist locker und direkt. Keine Schwafeleien, keine übertriebene Fachsprache – stattdessen klare, präzise Sätze. Kerkeling streut persönliche Anekdoten ein, z. B. von nächtlichen Regengüssen oder improvisierten Reparaturen im dichten Nadelwald – das schafft Nähe. Ich habe das Gefühl, als würde ein erfahrener Radreisefreund neben mir sitzen, nicht ein distanzierter Experte. Das motiviert ungemein und macht Lust, gleich aufs Rad zu steigen.
Zielgruppe
Wer Bikepacking und Radreisen plant oder bereits fährt, findet hier genau das richtige Fundament. Sowohl Einsteiger – die ersten Ausrüstungsfragen haben – als auch Fortgeschrittene – die ihr Setup optimieren wollen – profitieren. Dank der Kapitel zu Technik, Navigation, Sicherheit und Planung spricht das Buch breit, bleibt dabei aber in sich stimmig. Ich wette, es kann auch Bikepacking‑Profis noch ein paar verborgene Tipps entlocken.
Lesbarkeit und Gestaltung
Kerkeling setzt auf klare Struktur, großzügige Überschriften, Infokästen (z. B. „Pflicht‑ vs. Optionale Ausrüstung“) und Übersichtstabellen (z. B. Packgewicht für 3‑ bis 7‑Tage‑Touren). Die Kapitel sind thematisch sauber trennbar, man kann problemlos einzelne Abschnitte herausspringen – etwa „Fahrtechnik“ oder „Notfall‑Planung“. Für mich war das ideal: Ich konnte nur das Equipment‑Kapitel lesen oder die ganze Radtour‑Sektion. Die sprachliche Klarheit ist beachtlich – schwierige Konzepte wie GPS‑Routing oder Fahrradmechanik werden leicht verständlich erklärt.
Visuelles Material
Im Buch sind rund 150 Fotos verteilt, die jedes Thema passgenau illustrieren: unterschiedliche Packmethoden, Zelt-Setups, Bikepacking-Szenen auf Trails. Die Bilder sind hochwertig, praxisnah und transportieren, was Worte nur schwer vermitteln. Für visuell orientierte Leser – wie mich – sind solche Abbildungen Gold wert. Sie schaffen Vertrauen: Man kann sehen, was Kerkeling meint, und erhält gleichzeitig eine Portion Abenteuer‑Stimmung.
Buchcover
Das Cover wirkt klar und modern: Ein Foto von Bikepacker:innen, deutlich lesbarer Titel und dezentes Outdoor‑Farbschema. Es passt perfekt zur angesprochenen Zielgruppe und zum Inhalt. Funktional, nicht verspielt – was ich sehr passend finde. Beim ersten Durchblättern wirkt es seriös, aber auch freundlich und einladend. Keine überzogene Hipster-Optik, sondern sachlich‑anregend.
Über den Autor
Ralf Kerkeling ist ein erfahrener Outdoor-Journalist und Bikepacker mit authentischem Praxis‑Hintergrund. Außerdem betreut er Bike-Content bei Fachmagazinen und Podcasts und arbeitet als Storyteller. Sein Umgang mit Sprache und relevanten Themen zeigt tiefes Verständnis für Leserbedürfnisse: Er verbindet journalistische Sorgfalt mit echter Outdoor‑Erfahrung – das merkt man auf jeder Seite. Die Texte wirken nie kopiert, sondern reflektiert und persönlich.
Verbesserungspotenzial
Trotz der vielen Stärken habe ich ein paar Punkte gefunden, die man ansprechen könnte. Erstens: Die Kapitel zur Mechanik sind eher oberflächlich – Schraubenschlüssel und Pannenset werden aufgeführt, aber tiefergehende Hilfe wie Bremsen-Entlüftung oder Schaltwerk‑Feinjustage fehlt. Für Technik-affine Leser wäre mehr Detail willkommen. Zweitens: Langstrecken-Radreisen, etwa über Monate und durch entfernte Regionen, bekommen weniger Raum. Das Buch bleibt eher fokussiert auf Wochenend‑ und Kurztrips. Für Weltreiseplaner reicht das nicht allein – aber das war vermutlich nicht das Ziel. Zuletzt: Hinweise zu rechtlichen Themen wie Versicherung, Einreisebestimmungen etc. fehlen – auch hier könnte ein kurzer Abschnitt sinnvoll sein.
Fazit meiner Nutzung
Für mich liefert outdoor know‑how: Bikepacking und Radreisen genau das, was es verspricht: Expertenwissen zu Ausrüstung, Planung und Praxis in kompakter, aber hochwertiger Form. Ich nutze es regelmäßig als schnelles Nachschlagewerk – sei es beim Packen, bei der Ausrüstungsauswahl oder zum Auffrischen meiner Fahrtechnik. Das Verhältnis von Seitenzahl, Inhaltstiefe und Praxisbezug stimmt für mich gut: das Buch ist handlich, klar strukturiert und inspiriert. Es ist keine blumige Abenteuer-Erzählung, sondern Fachbuch mit Herz.