Old Skies

Old Skies (Wadjet Eye Games)

April 2025

Ein Zeitreiseabenteuer, das zweihundert Jahre umspannt! Tauchen Sie mit der Zeitagentin Fia Quinn in die Vergangenheit ein, während sie sieben Reisen durch die Zeit unternimmt. Die Geschichte ist zum Greifen nahe, von den Flüsterkneipen der Prohibition über die bösartigen Banden des goldenen Zeitalter bis hin zum World Trade Center am 10. September 2001.
Entwickler: Wadjet Eye Games
Genre: Point & Klick Adventure
97%
Spielspaß
90%
Wiederspielbarkeit
93%
Langzeitmotivation
95%
Grafik
95%
Umsetzung
Mein Adventure des Jahres – vielleicht sogar des Jahrzehnts.


94%

Old Skies

Ich bin 45 Jahre alt und mit den Klassikern des Point-and-Click-Genres groß geworden – Monkey Island, Maniac Mansion, Day of the Tentacle, Indiana Jones and the Fate of Atlantis. Diese Spiele haben ein Genre geprägt, das seitdem eine treue, aber anspruchsvolle Fangemeinde hat. Um mich heute noch zu beeindrucken, braucht es mehr als nur gute Rätsel oder nostalgischen Pixelcharme. Old Skies von Wadjet Eye Games hat das geschafft – und zwar mit einer solchen Wucht, dass ich das Spiel in einem Rutsch an einem freien Tag von Anfang bis Ende durchgespielt habe. Und ich habe jede Minute davon genossen.

Story: Zeitreisen, Entscheidungen und existenzielle Fragen

Old Skies wirft uns mitten hinein in die faszinierende Welt der Zeitreisen – genauer gesagt in die Schuhe von Fia Quinn, einer Agentin der Firma ChronoZen. Diese Organisation bietet gut betuchten Kunden das einmalige Erlebnis, historische Momente hautnah zu erleben. Fia ist ihre Reiseleiterin und hat dafür zu sorgen, dass alles glattläuft – ohne das empfindliche Raum-Zeit-Gefüge zu beschädigen.

Was sich zunächst wie eine clevere Science-Fiction-Prämisse anhört, entpuppt sich schnell als vielschichtiges Erzählgerüst. Die Geschichte entfaltet sich über sieben Kapitel, die in verschiedene Zeitperioden führen – von den 1920er Jahren über die frühen 2000er bis hin zu Momenten, die historisch belastet oder emotional aufgeladen sind, wie etwa der Vorabend des 11. September 2001.

Schon früh merkt man: Die Entscheidungen, die man als Spieler trifft, sind keine simplen Ja/Nein-Abzweigungen. Sie haben emotionale Tiefe und moralisches Gewicht. Direkt im ersten Kapitel saß ich 20 Minuten vor dem Bildschirm und fragte mich: „Was würde ich tun?“ Keine der möglichen Antworten war eindeutig richtig – oder falsch. Dieses Dilemma zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Spiel. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, über mein eigenes Handeln nachzudenken – über Verantwortung, über Konsequenzen, über das, was wirklich zählt im Leben. Das schafft kaum ein Spiel – Old Skies hat es geschafft.

Gameplay: Klassisches Point & Click, clever modernisiert

Spielmechanisch bleibt Old Skies den Wurzeln des Genres treu. Man klickt sich durch aufwendig gestaltete Bildschirme, sammelt Gegenstände, kombiniert sie und löst Rätsel. Aber es gibt auch moderne Einflüsse: Die Zeitreise-Mechanik erlaubt es, verschiedene Epochen gezielt aufeinander wirken zu lassen. Man verändert etwa ein Ereignis im Jahr 1977, um dessen Folgen 1993 nutzen zu können. Das eröffnet neue Denkweisen und kreative Lösungsansätze.

Die Rätsel sind dabei überwiegend logisch und angenehm zugänglich. Nur an wenigen Stellen musste ich länger grübeln – aber nie so lange, dass der Spielfluss darunter litt. Es geht hier nicht um möglichst komplexe Kopfnüsse, sondern um das Erzählen einer Geschichte. Die Rätsel stehen im Dienst der Erzählung, nicht umgekehrt. Das sorgt für eine erstaunlich gute Balance zwischen Interaktion und Narration.

Ein bemerkenswertes Detail: Man kann im Spiel tatsächlich sterben – was bei einem Zeitreise-Setting erst einmal paradox wirkt. Aber Old Skies nutzt das klug. Der Tod ist kein Game Over, sondern Teil der Erzählung. Man wird an einen Checkpoint zurückversetzt, was oft zu einem Aha-Erlebnis führt und die eigene Herangehensweise verändert. Es fühlt sich nie frustrierend an, sondern wie ein sinnvoller Bestandteil des Gameplays.

Grafik & Sound: Retro trifft Moderne

Optisch ist Old Skies ein kleines Juwel. Statt klassischer Pixelgrafik setzt Wadjet Eye hier erstmals auf Full-HD-Grafik (1920×1080), ohne dabei den typischen Stil zu verlieren. Die Hintergründe, gezeichnet von Ben Chandler, sind liebevoll, detailliert und atmosphärisch – jede Zeitperiode hat ihren eigenen Look, ihre eigene Stimmung. Die Animationen sind flüssig, die Charakterporträts ausdrucksstark.

Auch akustisch spielt das Spiel in der oberen Liga: Die Musik von Thomas Regin ist emotional, unaufdringlich und stützt die Atmosphäre hervorragend. Besonders erwähnenswert ist die durchgehend englische Sprachausgabe – mit der bisher größten Cast, die Wadjet Eye je eingesetzt hat. Die Stimmen sind professionell, glaubwürdig und passen perfekt zu den Charakteren. Es gibt keinen einzigen Sprecher, der aus der Rolle fällt. Einziger Wermutstropfen für deutsche Spieler: Das Spiel ist nur auf Englisch erhältlich.

Sprache: Kein Hindernis, nur eine kleine Hürde

Ich gebe zu: Die fehlende deutsche Übersetzung hat mich zuerst zögern lassen. Gerade bei einem Spiel mit so viel Dialog und tiefen Themen war ich unsicher, ob mein Englisch reicht. Aber ich kann Entwarnung geben: Die Sprache ist größtenteils verständlich, die Sprecher artikulieren klar, und auch wenn ich nicht jedes Wort verstanden habe, habe ich den Kontext immer erfassen können. Für schwierigere Begriffe hatte ich einfach Google Translate nebenher offen. Ja, es ist etwas anstrengender – aber definitiv machbar und lohnenswert.

Ich hoffe trotzdem, dass Wadjet Eye irgendwann eine deutsche Version nachliefert. Verdient hätte es das Spiel allemal, und es würde sicher noch mehr Spieler hierzulande begeistern.

Entwickler: Wadjet Eye Games – kleine Schmiede, große Geschichten

Wadjet Eye Games ist längst kein Geheimtipp mehr. Das Studio rund um Dave Gilbert steht seit Jahren für qualitativ hochwertige Adventures mit starker Story. Titel wie Unavowed, Technobabylon oder die Blackwell-Reihe zeigen, wie viel Liebe zum Detail, wie viel Respekt fürs Genre und wie viel narrative Raffinesse in jedem ihrer Spiele steckt.

Mit Old Skies wagt sich das Studio an ein technisch ambitionierteres Projekt – und liefert dennoch genau das, was Fans erwarten: eine starke Geschichte, interessante Figuren, intelligentes Design und emotionale Tiefe. Es ist ihr bisher ausgereiftestes Spiel und könnte das Genre wieder stärker ins Bewusstsein rücken.

Fazit: Mein Adventure des Jahres – vielleicht sogar des Jahrzehnts

Old Skies hat mich tief beeindruckt. Es hat mich emotional gepackt, intellektuell herausgefordert und spielerisch begeistert. Ich habe nicht nur eine gute Zeitreisegeschichte erlebt – ich habe Entscheidungen getroffen, über meine Werte nachgedacht und mich nach dem Abspann noch lange mit dem Spiel beschäftigt.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es ein zweiter Teil. Noch mehr Missionen, noch mehr Charaktere, noch mehr Zeitlinien, die es zu erforschen gilt. Ich hätte sofort wieder Lust, in die Rolle von Fia zu schlüpfen und neue Geschichten zu erleben. Für mich ist Old Skies das beste Adventure seit Jahren – und ein absolutes Muss für alle, die das Genre lieben.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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