Moriarty und das erste Opfer (Dryas Verlag)
Oktober 2024
Moriarty und das erste Opfer
„Moriarty und das erste Opfer“ von Oliver Hoffmann ist ein Werk, das in vielerlei Hinsicht herausragt. Als Leser von historischen Kriminalromanen mit einer Vorliebe für viktorianische Settings hat mich dieses Buch sofort angesprochen. Es ist der dritte Band einer Reihe, die sich um die Figur des Professor James Moriarty dreht – eine Persönlichkeit, die normalerweise als Antagonist von Sherlock Holmes bekannt ist. Doch in dieser Reihe wird er zur zentralen Figur und bietet eine völlig neue Perspektive. Mit seiner Veröffentlichung im Oktober 2024 im Dryas Verlag füllt das Buch eine Lücke für alle, die spannende Krimis mit historischem Flair lieben.
Die Handlung: Ein tödliches Spiel in Londons Schatten
Die Geschichte spielt im Jahr 1896, einer Zeit voller gesellschaftlicher Umbrüche und technologischer Neuerungen. Professor Moriarty, der eigentlich nach Frankreich geflüchtet ist, kehrt widerwillig nach London zurück, als eine Reihe grausamer Morde die Stadt in Atem hält. Die Opfer sind allesamt angesehene Persönlichkeiten, und die Polizei scheint ratlos zu sein. Holmes, der üblicherweise in solchen Fällen konsultiert wird, ist abwesend. Dies eröffnet Moriarty die Möglichkeit, als unfreiwilliger Ermittler zu agieren.
Gemeinsam mit seiner cleveren und ebenso entschlossenen Partnerin Molly Miller macht sich Moriarty daran, das Rätsel zu lösen. Die Ermittlungen führen das Duo tief in Londons Unterwelt und zu einer mysteriösen Geheimgesellschaft, die Verbindungen zu der gerade fertiggestellten Tower Bridge zu haben scheint. Die Spannung steigert sich mit jeder Seite, und die Frage, ob Moriarty den Täter aufhalten kann, bevor noch mehr Menschen sterben, hält den Leser bis zum Schluss gefesselt.
Die Charaktere: Ein Spiel mit Licht und Schatten
Oliver Hoffmann gelingt es meisterhaft, Moriarty als komplexen und mehrdimensionalen Charakter darzustellen. Er ist nicht der eindimensionale Bösewicht, als den ihn viele Leser aus den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle kennen. Vielmehr ist Moriarty ein brillanter, aber moralisch ambivalenter Geist, dessen Intelligenz und Charisma faszinieren. Besonders gefällt mir, wie Hoffmann die Grauzonen in Moriartys Persönlichkeit auslotet – er ist ein Mann, der für seine Ziele auch unkonventionelle Mittel einsetzt, aber dennoch von einem gewissen moralischen Kompass geleitet wird.
Molly Miller ist eine weitere Stärke des Buches. Sie ist keine bloße Assistentin, sondern eine gleichberechtigte Partnerin, die mit ihrer Klugheit und ihrem Mut oft den entscheidenden Unterschied macht. Ihre Perspektive bringt eine erfrischende Dynamik in die Geschichte und macht sie zu einer der interessantesten Figuren des Buches.
Stil und Atmosphäre: Ein Eintauchen ins viktorianische London
Die Darstellung des viktorianischen Londons ist eine der großen Stärken von „Moriarty und das erste Opfer“. Oliver Hoffmann malt ein lebendiges Bild der Stadt – von den dunklen, engen Gassen der East End-Slums bis hin zu den prunkvollen Häusern der Oberschicht. Die Beschreibungen sind so detailliert und atmosphärisch, dass ich das Gefühl hatte, selbst durch die nebelverhangenen Straßen zu laufen.
Der Schreibstil ist prägnant und zugleich bildhaft. Hoffmann versteht es, Spannung aufzubauen und den Leser mit unerwarteten Wendungen zu überraschen. Besonders beeindruckend finde ich, wie er historische Fakten mit fiktiven Elementen verknüpft und so eine Welt schafft, die gleichermaßen glaubwürdig wie faszinierend ist.
Über den Autor: Oliver Hoffmann
Oliver Hoffmann wurde 1965 in Mannheim geboren und ist ein vielseitiger Schriftsteller und Übersetzer. Nach einem Studium der Germanistik und Politischen Wissenschaften hat er sich ganz der Arbeit mit Texten verschrieben. Neben seiner Tätigkeit als Autor ist er auch als Übersetzer tätig und hat sich vor allem durch seine historischen Krimis einen Namen gemacht. Hoffmann lebt in Mannheim, wo er nach eigenen Angaben von einer Vielzahl an Büchern und zwei Ragdoll-Katzen umgeben ist. Mit „Moriarty und das erste Opfer“ zeigt er einmal mehr, dass er nicht nur ein Gespür für spannende Geschichten, sondern auch für historische Genauigkeit hat.
Fazit: Ein Highlight für Krimi- und Geschichtsfans
„Moriarty und das erste Opfer“ ist ein Buch, das mich rundum begeistert hat. Die spannende Handlung, die komplexen Charaktere und die authentische Atmosphäre machen es zu einem absoluten Lesegenuss. Besonders beeindruckt hat mich, wie Hoffmann es schafft, Moriarty aus dem Schatten von Sherlock Holmes hervortreten zu lassen und ihm eine eigene, faszinierende Geschichte zu geben.
Für Fans von historischen Kriminalromanen und für alle, die das viktorianische London lieben, ist dieses Buch eine klare Empfehlung. Es bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch interessante Einblicke in eine Zeit, die geprägt war von Umbrüchen und Geheimnissen.