Mordslandschaften (Chronos)
September 2024
Mordslandschaften: Der Krimi in Graubünden
Das Buch Mordslandschaften von Thomas Barfuss, herausgegeben vom Chronos Verlag, entführt uns in die faszinierende Welt der Kriminalromane im alpinen Graubünden. Barfuss, ein Kultur- und Literaturwissenschaftler aus Chur, beleuchtet auf über 300 Seiten die tief verwurzelte Krimitradition und die besonderen Schauplätze der Region. Dabei stellt er eindrucksvoll dar, wie stark die Kriminalliteratur mit der Landschaft und den kulturellen Eigenheiten Graubündens verwoben ist.
Das Buch ist weit mehr als eine einfache Krimianthologie: Es verbindet literarische Analyse mit kulturhistorischen Einblicken und zeigt auf, wie die Alpenregion zu einem beliebten Schauplatz düsterer Geschichten wurde. Diese „Regionalkrimis“ haben sich in den letzten Jahrzehnten als beliebte Subkultur etabliert und fungieren oft als heimliche Fremdenführer durch die einmaligen Landschaften der Region.
Ein Streifzug durch die Geschichte des Bündner Krimis
Barfuss’ Werk ist in drei große Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil führt uns der Autor auf eine illustrierte Reise durch die verschiedenen Krimiregionen Graubündens, von Chur über das Engadin bis hin zum Puschlav und in die Prättigau. Hier erfahren Leserinnen nicht nur von den malerischen Kulissen, sondern auch von den kulturellen und kulinarischen Einflüssen, die diese Orte für Krimiautorinnen so reizvoll machen. Die Landschaft wird fast selbst zur Hauptfigur und spielt eine wichtige Rolle in den Verwicklungen und Dramen der Geschichten.
Der zweite Abschnitt bietet eine historische Perspektive und beleuchtet die Entwicklung der Kriminalliteratur in Graubünden über ein ganzes Jahrhundert hinweg. Von den ersten Detektivgeschichten, die in den mondänen Kurorten ihren Ursprung fanden, bis hin zu den modernen Regionalkrimis, wird die fortlaufende Evolution des Genres klar. Hier hebt Barfuss die Charakteristika hervor, die die Bündner Krimilandschaft prägen, und wie sich diese Werke sowohl lokal als auch im internationalen Kontext behaupten.
Eine anthropologische Perspektive auf Krimis
Im abschließenden Teil wendet sich Barfuss dem anthropologischen Aspekt der Regionalkrimis zu. Besonders interessant ist seine Betrachtung der engen Verbindung zwischen Detektiv und Tourist: Während der Kriminalroman früher oft das Unbekannte und Fremde thematisierte, geht es heute um die „Exotik des Nahen“. Graubünden wird zum geheimnisvollen, oft mystischen Ort, wo die Spannung der Geschichten von der imposanten Naturkulisse verstärkt wird. Barfuss zeigt auf, wie die Kriminalliteratur das Authentische und Einzigartige der Region Graubünden einfängt und gleichzeitig neue Perspektiven für Tourismus und Kultur eröffnet.
Über den Autor: Thomas Barfuss
Thomas Barfuss stammt aus Graubünden und ist nicht nur ein erfahrener Kulturwissenschaftler, sondern auch ein begeisterter Kenner der Krimilandschaft seiner Heimat. Als Mitarbeiter am Institut für Kulturforschung Graubünden hat er einen direkten Bezug zu den Inhalten seines Werkes und teilt in Mordslandschaften sein Wissen auf eindrucksvolle Weise. Sein besonderes Interesse gilt den Verbindungen zwischen Literatur und Kultur sowie der Rolle, die Geografie und Tradition in der Kriminalliteratur spielen. Durch seine Arbeit hat Barfuss eine neue Perspektive auf das Genre der Regionalkrimis geschaffen, die sowohl für Literaturinteressierte als auch für Krimifans bereichernd ist.
Fazit
Mordslandschaften: Der Krimi in Graubünden ist eine gelungene Mischung aus literaturwissenschaftlicher Analyse und Hommage an die einzigartige Landschaft Graubündens. Barfuss gelingt es, den Leser in die Welt der Bündner Kriminalgeschichten zu entführen und dabei die enge Beziehung zwischen Natur und Erzählung zu vermitteln. Dieses Buch ist nicht nur für Fans von Regionalkrimis eine Fundgrube, sondern auch für all jene, die sich für die kulturellen Eigenheiten und die Geschichte dieser Alpenregion interessieren.