Monolith ist ein klassisches Point-&-Click Adventure von Animation Arts und erschien am 11. Oktober 2023 auf Steam.
Monolith
Wenn man das Entwicklerstudio Animation Art erwähnt, erweckt dies bei vielen Interesse. Vor etwa 15 Jahren brachte Animation Art ihr erstes Adventure-Spiel heraus, „Geheimakte: Tunguska“, welches für mich den Auftakt markierte, das Genre neu zu entdecken.
Damals war ich in meinen frühen Dreißigern und hatte schon seit vielen Jahren kein Adventure-Spiel mehr gespielt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich kurz zuvor ein Buch über das Tunguska-Ereignis gelesen hatte und mich daraufhin sofort für das Spiel begeisterte.
Im Laufe der Jahre hat Animation Arts viele weitere Adventure-Spiele veröffentlicht. Auf „Geheimakte: Tunguska“ folgten zwei Fortsetzungen, und die „Lost Horizon“-Reihe hat mich endgültig in ihren Bann gezogen. „Lost Horizon“ war in Bezug auf die Handlung eines der besten Adventure-Spiele, die ich je gespielt habe. Leider wurde es später etwas ruhiger um Animation Arts. Es wurden noch Ableger wie „Sam Peters“ und später „Preston Sterling“ veröffentlicht, doch keines dieser Spiele konnte die Faszination von „Geheimakte“ oder „Lost Horizon“ erreichen.
Das letzte Spiel von Animation Arts liegt nun schon etwa sieben Jahre zurück. Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben, dass ein weiteres Spiel veröffentlicht wird, insbesondere nach den eher schlechten Kritiken zu „Preston Sterling“. Das Adventure-Genre, abgesehen von einigen Ausnahmen, schien für mich wieder an jenem Punkt zu sein, wie vor 15 Jahren. Doch kürzlich wurde „Monolith“, ein Spiel von Animation Arts, veröffentlicht.
Die Entwicklung war völlig an mir vorbeigegangen. Umso mehr freute ich mich, als ich davon erfuhr, insbesondere da es sich um ein Science-Fiction-Setting handelte. Selten habe ich mich so sehr auf ein Spiel gefreut wie auf „Monolith“, aber gleichzeitig hatte ich hohe Erwartungen, in der Hoffnung, dass dieses Spiel mich erneut für das Genre begeistern würde, so wie einst „Geheimakte“ es geschafft hatte, das Genre wiederzubeleben.
Die Narration des Spiels präsentiert eine rasche Einführung, die den Spieler unmittelbar in das Geschehen hineinzieht und den Eindruck erweckt, unverzüglich handeln zu müssen. Diese anfängliche Dynamik hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es sei hervorzuheben, dass die anfänglichen Rätsel vergleichsweise leicht zu bewältigen sind, was den Spieler rasch voranbringt. Im späteren Verlauf des Spiels steigert sich jedoch die Schwierigkeit der Rätsel, wobei gleichzeitig mehr Zeit zur Verfügung steht, wodurch der anfängliche innere Druck nachlässt. Trotzdem gelingt es dem Spiel, über die gesamte Spieldauer hinweg die Spannung aufrechtzuerhalten. Ich war stets neugierig, wie die Geschichte weitergehen würde. Etwa zur Spielmitte wird dem Spieler grob vermittelt, was tatsächlich geschehen ist. Dennoch bleibt eine unbeantwortete Frage bestehen, die die Neugierde des Spielers aufrechterhält. Dieser Spannungsbogen ist in hohem Maße gelungen, und die erzählte Geschichte könnte durchaus das Potenzial für eine filmische Umsetzung besitzen.
Das Rätseldesign erweist sich als herausragend und entspricht den Erwartungen, die man von Animation Arts gewohnt ist. Die Rätsel sind mitunter anspruchsvoll, jedoch stets lösbar und gelegentlich auch leicht nachvollziehbar. Für Spieler, die dennoch Schwierigkeiten haben, besteht die Möglichkeit, im Spiel die Lösung abzurufen, wobei die notwendigen Schritte und Aufgaben im Detail erläutert werden. Dies erweist sich als nützlich für Spieler, die weniger vertraut mit dieser Art von Spielen sind. Andererseits birgt diese Option die Versuchung, ständig nach Lösungen zu suchen. Hier wäre es wünschenswert gewesen, die Lösungen beispielsweise in einem separaten PDF-Dokument zur Verfügung zu stellen, um den Zugang zu erleichtern, jedoch nicht unmittelbar aus dem Spiel heraus. Schließlich gehört die Herausforderung und das Knobeln über Rätseln zu den essentiellen Elementen klassischer Point-and-Click-Adventures, die in Erinnerung bleiben und Freude bereiten.
Die grafische Gestaltung des Spiels ist ästhetisch ansprechend, wobei sämtliche Elemente in aufwendiger Handarbeit gestaltet wurden. Diese Liebe zum Detail trägt zur stimmigen Atmosphäre des Spiels bei. Obwohl die Grafik einen gewissen nostalgischen Charme versprüht und an vergangene Zeiten erinnert, ist dies keineswegs ein Nachteil. Adventure-Spiele dieser Art sollen sich traditioneller Elemente bewahren, und diese künstlerische Gestaltung hat zweifelsohne ihren Reiz. Ähnlich wie bei einem bewährten Rezept, das über die Jahre hinweg seinen Reiz behält, vermag dieses Genre und dessen visuelle Umsetzung auch in Zukunft zu begeistern.
Ein weiteres herausragendes Merkmal des Spiels ist der Humor. Die zahlreichen humorvollen Elemente, wie beispielsweise Core’s Erklärung des Firmenmottos, das aus der Welt der Computerspiele abgeleitet wurde, und die daraufhin verblüffte Reaktion der Protagonistin, die die Kuriosität eines Firmenmottos aus einer vermeintlichen Zeitverschwendung wie Computerspielen betont, treffen meinen persönlichen Humor. Dies ist nur eines von vielen Beispielen für den gelungenen Humor im Spiel. Insbesondere die Dialoge mit dem Begleiter zeichnen sich durch ihren witzigen Charakter aus, da die KI in der Lage ist, Sarkasmus einzusetzen und den Spieler sogar überraschend hereinlegen kann.
Während des Spielens hatte ich mehrmals Momente, in denen ich überrascht wurde und unerwartete Wendungen erlebte. Diese ständigen Veränderungen und die kontinuierlich wachsende Geschichte haben mich stark fasziniert.
Mehrere Berichte haben sich kritisch mit der Qualität des Voiceactings in der deutschen Synchronfassung des Spiels auseinandergesetzt. Einige Spieler bemängeln, dass die Stimmleistung als flach und wenig akzentuiert empfunden wird. Mein persönlicher Eindruck weicht in dieser Hinsicht jedoch ab. Trotz der Tatsache, dass Animation Arts ein vergleichsweise kleines Studio ist, haben sie meiner Ansicht nach eine bemerkenswerte Leistung im Bereich des Voiceactings erbracht. Meine Zufriedenheit mit der Umsetzung des Spiels wurde nur gelegentlich durch amüsante Akzentuierungen von Wörtern beeinträchtigt, doch insgesamt hat mich dies nicht wesentlich gestört.
Es sei festgehalten, dass „Monolith“ das Adventure-Genre nicht revolutioniert und keine bahnbrechenden Neuerungen bietet, die man unbedingt erlebt haben muss. Die Grafik mag nicht auf dem neuesten Stand der Technik sein, weist jedoch einen einzigartigen Charme auf, der die traditionelle Ästhetik von Adventure-Spielen bewahrt. Trotz einiger kleinerer Mängel handelt es sich bei „Monolith“ um ein solides Adventure, das uneingeschränkt empfohlen werden kann. Ich hatte mit „Monolith“ heute einen äußerst angenehmen und überraschenden Tag.
Nun kommt noch ein kleiner nicht so ganz Spoiler freier Abschnitt.
Im letzten Teil der Handlung wird die faszinierende Enthüllung präsentiert, dass Tessa in ihrer Rolle als Lektorin und Autorin tief in ihre eigene Geschichte verstrickt ist, aufgrund eines einschneidenden Schocks. Das Spiel bietet somit die Gelegenheit, ihre Lebenserfahrungen und getroffenen Entscheidungen auf bemerkenswerte Weise zu reflektieren. Dies regt in hohem Maße zum Nachdenken über das eigene berufliche Schaffen und die getroffenen Wahlmöglichkeiten an. Diese tiefgehende Selbstreflexion, wie sie in „Monolith“ präsentiert wird, ist in der Welt der Spiele ein wahres Unikum und vermag, im Vergleich zu einer großen Anzahl anderer Titel, eine selten anzutreffende intellektuelle Resonanz zu erzeugen. Um die unvergleichliche Tiefe dieses Erlebnisses wirklich zu erfassen, sollte man sich selbst in die Welt des Spiels vertiefen. Die Offenbarungen am Ende sind beinahe einzigartig und verleihen dem Spiel eine ganz besondere, tiefgründige Dimension.
Danke Animation Arts für diese Erfahrung.