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Liminal Department

Liminal Department (Digital Star Games)

April 2025

Gefangen in einer scheinbar endlosen Krankenhaus-abteilung. Beobachten Sie Ihre Umgebung in jeder Schleife sorgfältig, um dem Liminal Department
Entwickler: Digital Star Games
Genre: Psycho/Horror
87%
Spielspaß
83%
Wiederspielbarkeit
80%
Langzeitmotivation
84%
Grafik
86%
Umsetzung
Wer atmosphärischen Horror schätzt, wird hier voll auf seine Kosten kommen.


84%

Liminal Department

„Liminal Department“ ist ein psychologisches First-Person-Horrorspiel, das mir auf beeindruckende Weise gezeigt hat, wie mächtig die menschliche Vorstellungskraft in Verbindung mit minimalistischer Ästhetik sein kann. Es ist ein Spiel, das mich nicht durch Jumpscares oder Monster in die Knie zwingt, sondern durch das Gefühl, dass mit der Realität etwas nicht stimmt – ein stiller, schleichender Terror, der in meinem Kopf weiterarbeitet, selbst wenn ich nicht mehr spiele.

Ich fand mich in einer surrealen, bürokratischen Krankenhauswelt wieder – einem Ort, der durch seine sterile Monotonie und seine endlosen, sich wiederholenden Gänge sofort ein Gefühl der Beklemmung erzeugt. Doch „Liminal Department“ ist nicht einfach ein Spiel, das mich durch eine Reihe von Fluren schickt. Es testet meine Aufmerksamkeit, mein Erinnerungsvermögen und mein Bauchgefühl.

Das Spielprinzip: Finde die Anomalie – oder bleib gefangen

In „Liminal Department“ durchlaufe ich immer wieder dieselben Gänge. Klingt eintönig? Ganz und gar nicht. Denn jedes Mal könnten sich Kleinigkeiten verändert haben: ein verschwundener Aktenordner, ein Bild, das durch ein anderes ersetzt wurde, ein Monitor, der flackert, obwohl er es vorher nicht tat. Meine Aufgabe ist es, diese Anomalien zu erkennen und zu melden. Dafür steht mir ein einfaches Interface zur Verfügung: Ich kann über ein Menü festlegen, wo sich die Anomalie befindet (links, rechts, vorne, Decke, Boden, hinter mir) und welcher Typ es ist (visuell, auditiv, objektbasiert etc.).

Der Nervenkitzel entsteht nicht durch Action, sondern durch das Gefühl, dass ich permanent etwas übersehen könnte. Und das hat „Liminal Department“ wirklich meisterhaft umgesetzt. In einem Moment ist alles ruhig, im nächsten habe ich das diffuse Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Aber was genau? Der Mülleimer steht ein wenig weiter links? Der Aufzug war vorher nicht beleuchtet? Diese Art von psychologischer Unsicherheit macht das Spiel so besonders.

Mit über 60 unterschiedlichen Anomalien, die sich nach dem Zufallsprinzip in die Gänge einschleichen, ist das Spiel alles andere als vorhersehbar. Das Ziel: Abteilung 13 erreichen. Doch jede falsch gemeldete Anomalie und jeder übersehene Fehler kostet mich Fortschritt – im schlimmsten Fall werde ich sogar „zurückversetzt“. Dieses ständige Pendeln zwischen Erfolg und Rückschritt erzeugt eine dichte Spannungsschicht, die mich immer wieder motiviert hat, noch eine Schleife zu drehen.

Atmosphäre: Wenn Vertrautes fremd wirkt

Was mich besonders in den Bann gezogen hat, ist die „liminale“ Atmosphäre. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Psychologie und beschreibt Zwischenzustände – Übergangsmomente, die weder Anfang noch Ende sind. Genau dieses Gefühl vermittelt das Spiel. Ich habe nicht das Gefühl, in einem Ort mit Geschichte zu sein, sondern in einer Art „Zwischenwelt“, die nur existiert, weil sie mich prüfen will. Der sterile Krankenhausflur – ein Symbol für Kontrolle, Bürokratie, Ordnung – wird zum Ort des Unbehagens.

Die Unreal Engine 5 sorgt für eine beeindruckende visuelle Qualität, die durch subtile Lichtveränderungen, Texturdetails und Schattenspiele unterstützt wird. Dabei verzichtet das Spiel bewusst auf überflüssige visuelle Effekte oder überladene Menüs. Alles ist zurückhaltend, realistisch, glaubwürdig. Genau diese Realität macht die plötzlichen Anomalien so wirkungsvoll.

Akustisch ist das Spiel ebenso minimalistisch wie effektiv. Ich höre oft nur meine eigenen Schritte, das Summen der Deckenbeleuchtung oder das entfernte Geräusch eines Rollwagens. Wenn sich dann plötzlich ein Laut einschleicht, der dort nicht hingehört – ein Flüstern, ein leises Lachen, ein schwer zu definierendes Rauschen – jagt mir das mehr Schauer über den Rücken als jeder laute Schrei.

Steuerung und Optionen: Spielerfreundlich und flexibel

Die Steuerung ist angenehm präzise. Ich konnte sowohl Maus und Tastatur als auch Controller problemlos verwenden. Besonders angenehm fand ich die Möglichkeit, sämtliche Tasten frei zu belegen und sogar das Sichtfeld sowie Kameraeffekte wie Wackeln und Bewegungsunschärfe individuell zu justieren. Für mich, der gerne lange am Stück spielt, ein echter Pluspunkt.

Performance-technisch läuft „Liminal Department“ einwandfrei. Auch bei wiederholten Durchläufen, bei denen mehrere Anomalien gleichzeitig aktiv waren, gab es keine nennenswerten Einbrüche in der Framerate oder Grafikfehler. Das spricht nicht nur für die Engine, sondern auch für die Optimierungsarbeit des Entwicklerstudios.

Digital Star Games: Ein Indie-Studio mit Fingerspitzengefühl

Entwickler und Publisher Digital Star Games ist bislang noch ein recht unbekannter Name in der Szene – aber wenn „Liminal Department“ eines gezeigt hat, dann, dass dieses Studio ein tiefes Verständnis für psychologischen Horror und atmosphärisches Spieldesign besitzt. Die Demo-Version des Spiels, die bereits auf Steam veröffentlicht wurde, hatte schon viele Spieler begeistert. Sie enthält 15 Anomalien und endet nach Abteilung 5. Die finale Version legt deutlich nach und unterstreicht den Mut des Studios, ein Spiel mit ruhiger Erzählweise und unkonventionellem Gameplay zu entwickeln.

In einer Zeit, in der viele Horrorspiele auf platte Effekte setzen, um schnell Wirkung zu erzielen, setzt Digital Star Games auf Nachhaltigkeit – und das mit Erfolg.

Wiederspielwert und Motivation

Obwohl das Grundprinzip immer gleich bleibt, sorgen die Vielzahl der Anomalien und deren zufällige Platzierung dafür, dass kein Durchlauf dem anderen gleicht. Ich habe mich mehrfach dabei erwischt, wie ich dachte: „Ach, nur noch eine Runde.“ Und plötzlich war wieder eine Stunde vergangen. Genau das ist für mich ein gutes Zeichen dafür, dass ein Spiel eine gewisse Langzeitmotivation in sich trägt.

Allerdings: Wer mit Gedächtnisspielen oder subtilen Horror-Settings nichts anfangen kann, wird hier vermutlich nicht die gleiche Faszination empfinden wie ich. „Liminal Department“ richtet sich an eine Nische – doch diese bedient es nahezu perfekt.

Fazit: Mehr als nur ein Horror-Spiel

„Liminal Department“ ist kein klassisches Horror-Spiel. Es ist eine psychologische Reise in die Zwischenräume der Wahrnehmung. Es zwingt mich, auf Details zu achten, mich zu erinnern, zu vergleichen – und dabei permanent ein Gefühl der Unsicherheit zu erleben. Die ruhige, fast schon meditative Spielweise in Kombination mit den nervenaufreibenden Momenten der Erkenntnis machen es zu einem außergewöhnlichen Erlebnis.

Wer atmosphärischen Horror schätzt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ich persönlich werde das Liminal Department so schnell nicht vergessen – und das liegt nicht daran, dass ich dort gefangen war, sondern weil es sich in meinem Kopf festgesetzt hat.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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