Lieber Körper (Hirnkost)
Oktober 2024
Lieber Körper aus dem Hirnkost Verlag
Das Buch Lieber Körper, herausgegeben von Léa Bordier, erschien im Oktober 2024 im Hirnkost Verlag und ist eine bewegende und aufwühlende Graphic Novel, die sich mit den Geschichten von zwölf Frauen und non-binären Personen auseinandersetzt. Jede dieser Geschichten handelt von der Beziehung zu ihrem Körper, erzählt in den eigenen Worten der Protagonistinnen. Für mich war diese Sammlung von Erzählungen ein unglaublich intensives Leseerlebnis, das mir neue Perspektiven auf Themen wie Body Positivity, Geschlechterrollen und Selbstakzeptanz eröffnet hat.
Eine emotionale Reise durch Körper und Leben
Die Stärke von Lieber Körper liegt in der Vielfalt der Geschichten. Die zwölf porträtierten Personen stammen aus unterschiedlichen Altersgruppen und kulturellen Hintergründen, was den Leserinnen und Lesern einen breiten Einblick in die unterschiedlichsten Körpererfahrungen gibt. Besonders berührt hat mich die Geschichte von Marie-Paule, die in den 1970er Jahren für das Recht auf Abtreibung und die Pille kämpfte. Ihre Entschlossenheit und der Mut, den sie aufbrachte, haben mich tief beeindruckt. Gleichzeitig stehen Geschichten wie die von Blaise, die die Grenzen der Geschlechter hinterfragt, oder Aurélie, die ihre Magersucht überwand, für einen unerschütterlichen Willen zur Selbstakzeptanz.
Jede der Geschichten wird von einer talentierten Illustratorin oder einem nicht-binären Künstler grafisch zum Leben erweckt. Diese Kombination aus Wort und Bild sorgt für eine besonders eindringliche Erzählweise, die Emotionen nicht nur durch die Worte, sondern auch durch die Illustrationen transportiert. Die Zeichnungen sind mal zart, mal kraftvoll und verstärken den Eindruck, dass jede dieser Frauen eine Heldin ihres eigenen Lebens ist.
Ein persönlicher Bezug zum Körper
Was mich an Lieber Körper besonders fasziniert hat, ist die offene und direkte Art, wie über den Körper gesprochen wird. Hier werden keine Tabus verschwiegen. Ob es um Abtreibung, Essstörungen, Behinderung oder queere Identitäten geht, alles findet seinen Platz und wird mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit thematisiert. Für mich als Leserin war das eine erfrischende und inspirierende Erfahrung, da ich mich in vielen Aspekten der Geschichten wiedergefunden habe, gleichzeitig aber auch viel Neues gelernt habe.
Die Protagonistinnen der Graphic Novel sprechen nicht nur über die Kämpfe, die sie mit ihrem Körper ausgetragen haben, sondern auch über die Akzeptanz und Liebe, die sie letztlich für sich selbst entwickelt haben. Das ist es, was Lieber Körper für mich so besonders macht: Es ist ein Buch über Heilung und Selbstliebe. Jede einzelne der zwölf Geschichten zeigt, dass der Weg zur Selbstakzeptanz nicht linear ist und jeder Mensch seine eigene Reise hat.
Die Bedeutung von Body Positivity
Im Kontext der Body-Positivity-Bewegung ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag, der die verschiedenen Facetten von Körperbildern und Schönheitsidealen hinterfragt. Besonders beeindruckt hat mich die Geschichte von Mai, die durch die Erfahrung der Mutterschaft eine fast mystische Verbindung zu ihrem Körper aufgebaut hat. Diese Erzählung zeigt, wie sich die Beziehung zum eigenen Körper im Laufe des Lebens verändern kann, und verdeutlicht die Wichtigkeit, seinen Körper in allen Lebensphasen zu schätzen und zu respektieren.
Auch Camille, die offen über ihre Behinderung spricht, bringt eine wichtige Perspektive ein, die in vielen Diskussionen über Body Positivity oft vernachlässigt wird. Ihre Geschichte hat mich besonders berührt, weil sie zeigt, dass Selbstliebe auch bedeutet, den eigenen Körper so anzunehmen, wie er ist – unabhängig von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen.
Léa Bordier – Die kreative Kraft hinter dem Buch
Léa Bordier, die Herausgeberin von Lieber Körper, ist eine französische Filmemacherin und Content Creator, die sich seit Jahren intensiv mit den Themen Körperwahrnehmung und Selbstakzeptanz auseinandersetzt. Bereits auf ihrem YouTube-Kanal hat sie über 70 Frauen und non-binäre Personen interviewt, die offen über ihre Beziehung zu ihrem Körper sprachen. Diese Interviews bilden die Grundlage für die Graphic Novel, in der zwölf dieser Geschichten grafisch umgesetzt wurden. Für Bordier ist das Buch ein Herzensprojekt, das sie gemeinsam mit den Illustratorinnen realisiert hat, um die Geschichten und Stimmen der Frauen in die Welt zu tragen.
Fazit: Ein Muss für alle, die sich mit Body Positivity beschäftigen
Lieber Körper ist mehr als nur eine Graphic Novel. Es ist ein Manifest der Selbstliebe, eine Sammlung von kraftvollen Geschichten über den Kampf und die Akzeptanz des eigenen Körpers. Für mich war es eine tief berührende und inspirierende Lektüre, die mir neue Perspektiven auf mein eigenes Körperbild eröffnet hat. Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die sich für Themen wie Selbstakzeptanz, Körperwahrnehmung und Feminismus interessieren. Es ist nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch inhaltlich ein wertvoller Beitrag zur Body-Positivity-Debatte.