Krähennacht (edition tingeltangel)
Mai 2024
Krähennacht
„Krähennacht“ von Alexandra Kolb entführt uns tief in die Alpen, wo sich Spannung, Mystik und Romantik zu einem fesselnden Leseerlebnis verbinden. Schon das atmosphärische Cover und der Titel wecken Neugierde und eine gewisse Erwartung an eine unheimliche Geschichte, die mich durch ihre dunkle Thematik und ihre alpinen Schauplätze gleich in den Bann gezogen hat. Kolbs Talent, landschaftliche Schönheit mit düsteren Geheimnissen zu verweben, zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Roman und macht ihn zu einer Entdeckung für alle Fans von Regionalthrillern mit übernatürlichem Einschlag.
Handlung und Setting
Die Geschichte entfaltet sich in einem kleinen, abgelegenen Dorf in den Alpen, umgeben von dichten Wäldern und einem düsteren Moor. Die junge Protagonistin Lisa wagt sich eines Nachts mit ihren Freundinnen ins Moor, um Teil eines Hexenzirkels zu werden. Doch das nächtliche Ritual entfacht eine Serie mysteriöser Ereignisse: Krähenschwärme sammeln sich über dem Dorf, und bald kommt es zu seltsamen Todesfällen. Die Unruhe wächst, als die Einheimischen beginnen, in den Krähen ein böses Omen zu sehen.
Parallel dazu wird der junge Kommissar Andi Doldinger in das Dorf geschickt, um die Vorfälle zu untersuchen. Andi ist eine interessante Figur, die durch ihre Bodenständigkeit und ihre Entschlossenheit überzeugt. Seine Ermittlungen führen ihn bald zur Sonnenhof-Sekte, die Kathi Mühlbauer und ihre düsteren Visionen umgibt. Kathi selbst ist eine faszinierende Figur: eine junge Frau, die sich zwischen den Welten des Glaubens und des Übernatürlichen bewegt und von ihrer Vergangenheit nicht loskommt. Ihre Visionen machen sie zur Außenseiterin, und ihre zunehmende Nähe zu Andi bringt Romantik in die sonst so düstere Atmosphäre.
Diese Mischung aus realen Verbrechen und mystischen Elementen, eingebettet in die unheimliche Umgebung der Alpen, schafft eine ganz eigene Spannung. Alexandra Kolb gelingt es, das Alpenpanorama mit all seiner Schönheit und seinen Schattenseiten einzufangen und die Kälte der Berge und die Gefahr des Moores spürbar zu machen. Das Setting ist nicht bloß Hintergrund, sondern integraler Bestandteil der Geschichte.
Charaktere und ihre Entwicklung
Die Figuren von „Krähennacht“ sind für mich ein zentrales Element der Geschichte. Alexandra Kolb schafft es, ihre Charaktere lebendig und tiefgründig darzustellen, wodurch sie sich schnell in mein Leserherz geschlichen haben. Lisa, die mutige und neugierige Jugendliche, bringt eine frische Perspektive in die Geschichte. Ihre Faszination für das Okkulte und ihr Wunsch, sich im Dorf zu beweisen, machen sie menschlich und nachvollziehbar.
Andi Doldinger hingegen ist der bodenständige Ermittler, der in eine Welt voller Geheimnisse und Übernatürliches gezogen wird. Er hat eine starke moralische Basis und ein großes Herz, das ihn zum perfekten Kontrast zu Kathi Mühlbauer macht, deren Leben von dunklen Visionen überschattet wird. Die Spannung zwischen ihnen baut sich subtil auf und verleiht der Geschichte eine romantische Note, ohne den Hauptfokus auf die düstere Handlung zu verlieren.
Der Schreibstil und die Atmosphäre
Alexandra Kolbs Schreibstil ist lebendig und poetisch, fast schon malerisch. Ihre detaillierten Beschreibungen lassen die alpine Landschaft vor dem inneren Auge lebendig werden und verleihen der Geschichte eine fast greifbare Atmosphäre. Der Wechsel zwischen düsterer Spannung und dem zarten Hauch von Romantik wird geschickt durch den Stil unterstützt. Zudem verwendet sie immer wieder Dialektausdrücke, die das Setting authentischer wirken lassen und dem Leser das Gefühl geben, Teil des Dorfes zu sein.
Für mich persönlich war der Spannungsaufbau ein weiteres Highlight. Kolb versteht es meisterhaft, unheimliche Momente zu erschaffen, die einem die Nackenhaare aufstellen. Besonders die Krähen, die wie dunkle Vorboten über dem Dorf kreisen, tragen dazu bei, dass die Atmosphäre immer dichter und unheilvoller wird.
Über die Autorin
Alexandra Kolb stammt aus Dachau und hat ihre Faszination für das Mystische und Übernatürliche in eine Vielzahl von Geschichten einfließen lassen. Seit über 20 Jahren ist sie in verschiedenen Kampfsportarten aktiv und hat sogar den Schwarzgurt in Taekwondo. Ihre körperliche Disziplin und Leidenschaft für starke Charaktere spiegeln sich in ihren Protagonisten wider. Zudem gründete sie eine Mittelalter-Schaukampftruppe, was ihr Verständnis für Historie und mystische Elemente prägt. Diese Verbindung zur Mystik und zur Natur der Alpen findet sich in ihrem Schreibstil und ihren Themen wieder, die das Unbekannte und Übernatürliche zum Leben erwecken.
Fazit
„Krähennacht“ ist für mich weit mehr als nur ein Krimi. Es ist eine Reise in eine Welt voller Mysterien und Geheimnisse, in der die Grenzen zwischen Realität und Übernatürlichem verschwimmen. Alexandra Kolb gelingt es, einen atmosphärischen und spannend erzählten Alpen-Thriller zu kreieren, der durch seine gut ausgearbeiteten Charaktere und das stimmungsvolle Setting überzeugt. Für Leser, die sich nach Geschichten mit Tiefe, regionalem Charme und einer Prise Romantik sehnen, ist dieses Buch genau das Richtige. Kolb hat hier ein Werk geschaffen, das einem noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt.