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Johann, hissen Sie die rote Fahne!

Johann, hissen Sie die rote Fahne! (Wißner-Verlag)

September 2024

Die Journalistin und Autorin Marina Dietz, die von Anfang an hinter und auf der Bühne mit dabei war, hat die Chronik dieses besonderen „Amateurkabaretts“ verfasst…
Autor: Marina Dietz
Genre: Theater
80%
Umfang
85%
Schreibstil
90%
Thema
88%
Lesbarkeit
75%
Buchcover
70%
Illustrationen
Marina Dietz gelingt es auf beeindruckende Weise, die Bedeutung des Kabaretts für die politische und kulturelle Landschaft Augsburgs zu verdeutlichen.


82%

Johann, hissen Sie die rote Fahne! von Marina Dietz

Als ich das Buch „Johann, hissen Sie die rote Fahne!“ von Marina Dietz in die Hand nahm, war ich neugierig auf die Geschichte hinter dem Augsburger Kabarett Spiel&Spottverein und seinem Gründer Rüdiger Schablinski. Schon der Titel verspricht eine spannende und unterhaltsame Reise in die Vergangenheit – und genau das liefert das Buch auf äußerst eindrucksvolle Weise.

Kabarett als Spiegel der Zeit

Die Autorin Marina Dietz nimmt uns mit ins Augsburg der 1960er-Jahre, eine Zeit des politischen Aufbruchs und gesellschaftlichen Wandels. 1965, die SPD erobert den Bundestag, und in Augsburg sitzt zum ersten Mal ein SPD-Bürgermeister im Rathaus. Diese Zeit des Aufbruchs bildet den perfekten Hintergrund für die Gründung des Kabaretts Spiel&Spottverein durch Rüdiger Schablinski, der als Flüchtlingskind aus Ostpreußen nach Augsburg gekommen ist. Schablinski entdeckt sein Talent für Satire und will das politische und gesellschaftliche Geschehen durch Kabarett auf die Bühne bringen. Dies gelingt ihm eindrucksvoll, wie Dietz mit lebendigen und oft humorvollen Anekdoten beschreibt.

Besonders beeindruckt hat mich die Art und Weise, wie Marina Dietz Schablinskis Lebensweg und das Schaffen seines Kabaretts in den historischen Kontext einbettet. Man erfährt nicht nur viel über die Kabarettszene Augsburgs, sondern auch über die politischen und sozialen Umbrüche dieser Zeit. Der Spiel&Spottverein war mehr als nur ein Unterhaltungskabarett – er war eine Stimme der Satire, die das politische Geschehen kommentierte und kritisch beleuchtete.

Persönlicher Blick hinter die Kulissen

Da die Autorin selbst als Journalistin und Kabarettistin in das Geschehen involviert war, bietet das Buch einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen. Ihre persönliche Nähe zu den Ereignissen und zu Rüdiger Schablinski gibt dem Buch eine besondere Authentizität. Man spürt auf jeder Seite, dass sie diese Zeit nicht nur beschreibt, sondern auch miterlebt hat. Das verleiht dem Buch eine emotionale Tiefe, die weit über eine bloße historische Nacherzählung hinausgeht.

Dabei gelingt es Dietz, die Atmosphäre des Kabarettlebens in den 1960er und 1970er Jahren in Augsburg eindrucksvoll einzufangen. Die Beschreibungen der Aufführungen und der Reaktionen des Publikums lassen die Bühnenauftritte vor dem geistigen Auge lebendig werden. Ich hatte oft das Gefühl, direkt in einer dieser Vorstellungen zu sitzen und die pointierten Kommentare Schablinskis live zu erleben.

Eine Hommage an die Kleinkunst

„Johann, hissen Sie die rote Fahne!“ ist nicht nur ein Buch über Rüdiger Schablinski, sondern auch eine Liebeserklärung an das Kabarett selbst. Der Spiel&Spottverein existierte 15 Jahre lang und brachte in dieser Zeit 17 Programme auf die Bühne. Diese Programme, von denen Dietz viele beschreibt, spiegeln den scharfsinnigen und humorvollen Blick des Vereins auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wider. Dietz erzählt von den Herausforderungen, die mit der Organisation eines solchen Kabaretts einhergingen, und von den unzähligen Stunden harter Arbeit, die hinter jeder Aufführung standen.

Ein Rückblick in die Vergangenheit mit Blick in die Zukunft

Ein besonderer Aspekt des Buches ist die Darstellung des Optimismus, der diese Zeit prägte. Die 1960er und 1970er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs, und das spiegelt sich auch in der Arbeit des Spiel&Spottvereins wider. Trotz aller Schwierigkeiten und Rückschläge, die Schablinski und sein Ensemble erlebten, bleibt der positive Blick in die Zukunft allgegenwärtig.

Dietz beschreibt, wie das Kabarett in einer Zeit ohne modernes Kommunikationsmittel wie das Internet seinen Weg fand, und dabei ein bedeutender Teil der Augsburger Kulturgeschichte wurde. Diese Perspektive auf eine Vergangenheit ohne die heute selbstverständlichen technischen Möglichkeiten war für mich besonders faszinierend und zeigt, wie sehr das Engagement und der Idealismus der Künstler den Erfolg des Kabaretts ermöglichten.

Fazit: Ein Muss für Liebhaber der Kleinkunst und Satire

„Johann, hissen Sie die rote Fahne!“ ist ein unterhaltsames, informatives und emotionales Buch, das nicht nur die Geschichte eines Mannes und seines Kabaretts erzählt, sondern auch den Zeitgeist einer ganzen Epoche einfängt. Marina Dietz gelingt es auf beeindruckende Weise, die Bedeutung des Kabaretts für die politische und kulturelle Landschaft Augsburgs zu verdeutlichen. Ihre persönliche Verbundenheit mit dem Thema verleiht dem Buch eine besondere Note und macht es zu einem absoluten Muss für alle, die sich für Kabarett, Geschichte und Satire interessieren.

Das Buch ist beim Wißner-Verlag erschienen, umfasst 128 Seiten und ist mit zahlreichen Abbildungen versehen, die die lebendige Erzählung visuell ergänzen. Eine wunderbare Lektüre für jeden, der in die Welt des Kabaretts eintauchen möchte.

Mediennerd
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Medienproduzent/Blogger, Katzenliebhaber und 1. FC Köln Fan im hohen Norden. Mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung teste und vermarkte ich seit 2009 Produkte aller Art. Sie erhalten immer ein ehrliches Feedback.
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