Indienrot ist ein Buch aus dem Edition Atelier Verlag und erschien am 9. September 2024.
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Indienrot
Sie wurde als »indische Frida Kahlo« verehrt und führte ein kurzes, ausschweifendes und selbstbestimmtes Leben: Amrita Sher-Gil (1913–1941) hat nicht nur ein umfangreiches bildnerisches Werk geschaffen, sie ist auch heute noch Vorbild für viele junge Frauen und Künstler:innen in Indien. Nathalie Rouanet nähert sich Amritas Leben und ihren prägenden Momenten. Sie erzählt von Amritas Kindheit in Budapest und im nordindischen Punjab, von Begegnungen mit ungarischen Roma und deren Einfluss auf ihre Malerei, von Amritas Zeit in Paris, die ihre künstlerische und sexuelle Identität geprägt hat, und von ihren Reisen durch den Subkontinent sowie von ihrem Interesse für alte indische Kunst, die sie mit der Farb- und Formgebung der Pariser Avantgarde kombinierte. Ein schillernder, sprachgewaltiger Roman, in dem sich die Persönlichkeit und die intensiven Farben der Amrita Sher-Gil widerspiegeln.
Als ich Nathalie Rouanets Roman Indienrot aus dem Edition Atelier Verlag las, war ich sofort fasziniert von der poetischen Darstellung der indisch-ungarischen Malerin Amrita Sher-Gil, die von vielen als „indische Frida Kahlo“ angesehen wird. Rouanet gelingt es, die außergewöhnliche Künstlerin in einem farbenprächtigen und sprachlich intensiven Werk lebendig werden zu lassen. Die Protagonistin, Amrita Sher-Gil, lebte ein kurzes, aber intensives Leben. Geboren 1913 in Budapest, wuchs sie zwischen zwei Kulturen auf, in Indien und Ungarn, und prägte als Frau in der Kunstszene eine ganze Generation. Der Roman beschreibt nicht nur ihre künstlerischen Errungenschaften, sondern auch die leidenschaftliche Art, wie sie ihr Leben führte. Ihre Reisen durch Europa und den indischen Subkontinent, ihre Erfahrungen in der Pariser Avantgarde und ihre Verbindungen zur alten indischen Kunst werden in Indienrot detailliert und eindrucksvoll nachgezeichnet.
Rouanets Herangehensweise ist bemerkenswert, da sie nicht nur das Leben von Sher-Gil erzählt, sondern auch tief in ihre künstlerische Seele eintaucht. Besonders bewegend fand ich, wie die Autorin die Begegnungen und Einflüsse beschreibt, die Amritas Malstil formten. Von den ungarischen Roma, deren lebendige Farbwelt sie inspirierte, bis hin zu den modernen Kunstbewegungen in Paris, wo sie sich selbst und ihre Sexualität entdeckte – all das formt das schillernde Bild einer Frau, die sich jeder Konvention widersetzte. Dabei schafft es Rouanet, in einer bildhaften, poetischen Sprache die intensiven Farben und Kontraste von Amritas Werken zu spiegeln. Interessanterweise schildert Rouanet nicht nur die äußeren Aspekte von Amritas Leben – ihre Reisen, Begegnungen und Erfolge –, sondern geht auch auf die inneren Konflikte und Unsicherheiten ein, die die Malerin begleiteten. Besonders die Szenen, die ihre Selbstzweifel und die Herausforderungen als Frau in einer von Männern dominierten Kunstwelt thematisieren, haben mich tief bewegt. Es ist faszinierend zu lesen, wie Amrita versuchte, sich in einer Welt zu behaupten, die ihr oft feindlich gesinnt war, und dennoch einen so starken Einfluss auf die Kunstszene hatte.
Was mich persönlich an dem Roman besonders beeindruckte, ist die Verbindung zwischen der Kunst Amrita Sher-Gils und ihrem turbulenten, freien Leben. Man spürt, dass Nathalie Rouanet sich intensiv mit Sher-Gils Gemälden und deren Bedeutung auseinandergesetzt hat. Diese Verknüpfung von biografischen und künstlerischen Elementen hat mich dazu gebracht, die Künstlerin noch besser zu verstehen und ihre Werke mit neuen Augen zu betrachten. Neben der beeindruckenden Erzählung über Sher-Gil lohnt es sich auch, die Autorin selbst näher zu betrachten. Nathalie Rouanet wurde 1966 in Frankreich geboren und lebt seit 1990 in Wien. Als Autorin, Übersetzerin und Slam-Poetin, die unter dem Namen „Ann Air“ auftritt, hat sie sich bereits einen Namen gemacht. Indienrot, ursprünglich 2023 unter dem Titel Rouge indien in Frankreich veröffentlicht, ist eines ihrer bedeutendsten Werke, das ihre Fähigkeit zeigt, historische Persönlichkeiten literarisch zu beleben und deren Erbe in die Gegenwart zu transportieren.
Was mich beim Lesen dieses Romans auch nachdenklich gestimmt hat, ist die Frage nach der Rolle von Künstlerinnen wie Amrita Sher-Gil in der heutigen Zeit. Ihre Werke und ihre Lebensgeschichte sind ein wichtiger Teil der Kunstgeschichte, doch wie viel wissen wir wirklich über Frauen wie sie? Indienrot leistet hier einen wichtigen Beitrag, indem es nicht nur die Malerin, sondern auch die Frau Amrita Sher-Gil in all ihren Facetten zeigt – stark, leidenschaftlich, verletzlich und visionär. Zusammenfassend ist Indienrot nicht nur ein Buch über eine herausragende Künstlerin, sondern auch ein Porträt über die Herausforderungen und Freiheiten, denen sich Frauen in der Kunstwelt gegenübersehen. Es ist ein schillernder, tief bewegender Roman, der mich sowohl inhaltlich als auch sprachlich überzeugt hat. Rouanet schafft es, die Farben und das Leben einer der faszinierendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts in Worten festzuhalten, und ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich für Kunst, Biografien und starke Frauenfiguren interessiert.
Indienrot
Hat mir besonders gefallen
- Nathalie Rouanet verwendet eine intensive und farbenprächtige Sprache, die die Kunst und das Leben von Amrita Sher-Gil lebendig werden lässt.
- Der Roman bietet tiefe Einblicke in die künstlerische Entwicklung Sher-Gils und verknüpft ihre persönlichen Erfahrungen mit ihrer Kunst.
- Amrita Sher-Gil wird als eine komplexe und selbstbestimmte Frau dargestellt, was insbesondere Leserinnen anspricht, die sich für Emanzipation interessieren.
- Rouanet bringt Sher-Gils Leben in Europa und Indien mit viel historischem und kulturellem Hintergrund in Einklang, was das Buch besonders informativ macht.
- Die Autorin schafft es, Sher-Gils künstlerisches Werk und ihre Biografie eng miteinander zu verweben, was dem Leser eine tiefere Einsicht in das Werk der Künstlerin gibt.