Ich kam in Gestalt eines Elefanten (März Verlag)
November 2024
Ich kam in Gestalt eines Elefanten: Liebesgedicht
Michel Decar hat mit seinem neuesten Werk Ich kam in Gestalt eines Elefanten ein Liebesgedicht geschaffen, das sich eindrucksvoll zwischen Poesie und Philosophie bewegt. Die Lektüre dieses Buches hat mich tief berührt, und ich habe dabei viel über die Komplexität menschlicher Beziehungen, die Masken, die wir tragen, und die Sehnsucht nach authentischem Zusammensein nachgedacht. Mit einer einzigartigen Stimme führt Decar den Leser durch eine Welt voller Gefühle, die so universell wie individuell sind.
Eine Reise durch die Masken der Liebe
Inhaltlich beleuchtet Ich kam in Gestalt eines Elefanten die Rollen, die wir in Beziehungen einnehmen. Die zentrale Frage des Gedichts lautet: „Was sind wir füreinander, und wie lange können wir diese Rollen spielen?“ Es handelt von den Masken, die wir tragen, um geliebt zu werden, und davon, wie diese Masken mit der Zeit bröckeln. Decar beschreibt die Momente, in denen wir uns entscheiden müssen, ob wir unser wahres Selbst zeigen oder in der Rolle verbleiben, die uns vermeintlich schützt.
Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Decar diese tiefgründigen Themen in ein poetisches Format packt. Mit seinen Worten gelingt es ihm, die Ambivalenz von Nähe und Distanz, von Vertrautheit und Fremdheit in Beziehungen greifbar zu machen. Dabei zeigt er auf, dass Liebe oft mehr eine Suche nach sich selbst ist als nach dem anderen.
Sprache, die zum Nachdenken anregt
Michel Decars Sprache ist unverkennbar. In Ich kam in Gestalt eines Elefanten spielt er mit Worten, Rhythmen und Bildern, die sowohl einfach als auch tiefgründig wirken. Die Emotionalität des Textes trifft den Leser mitten ins Herz, ohne dabei jemals kitschig zu wirken. Stattdessen bleibt Decar nüchtern, fast analytisch, und genau das macht den Reiz aus.
Besonders berührend finde ich, wie Decar es schafft, intime Kommunikation zwischen zwei Liebenden darzustellen. Viele der beschriebenen Momente wirken so vertraut, dass ich mich selbst darin wiedererkenne. Diese Universalität macht den Text unglaublich kraftvoll. Es ist ein Gedicht, das man immer wieder lesen möchte, weil man bei jedem Lesen etwas Neues entdeckt.
Gestaltung des Buches
Das Buch ist mit 92 Seiten relativ kurz, doch die Inhalte sind so dicht, dass man sich auch nach dem Lesen noch lange damit beschäftigt. Die Gestaltung des Buches spiegelt diese Schlichtheit wider. Der Gewebeeinband fühlt sich hochwertig an und gibt dem Werk einen minimalistischen, aber edlen Charakter. Das Cover ist ebenfalls zurückhaltend gestaltet und lenkt nicht vom Inhalt ab. Es lädt den Leser dazu ein, sich ohne visuelle Ablenkung ganz auf die Sprache und die Gefühle einzulassen.
Was auffällt: Das Buch kommt ohne Illustrationen aus. Auf den ersten Blick könnte das wie ein Nachteil wirken, doch ich finde, dass gerade diese Entscheidung den Fokus auf die Worte lenkt. Es bleibt Raum für die eigene Fantasie, und das passt perfekt zum Thema des Buches.
Wer ist Michel Decar?
Michel Decar wurde 1987 in Augsburg geboren und hat sich als vielseitiger Autor und Regisseur einen Namen gemacht. Nach einem Studium der Germanistik und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München zog es ihn an die Universität der Künste in Berlin, wo er Szenisches Schreiben studierte. Seine Theaterstücke werden an vielen renommierten Bühnen im In- und Ausland aufgeführt, und er hat für sein Werk bereits zahlreiche Preise erhalten.
Mit seinen vorherigen Romanen wie Tausend deutsche Diskotheken (2018) und Die Kobra von Kreuzberg (2021) bewies Decar, dass er nicht nur im Theater, sondern auch in der Literatur überzeugen kann. Sein neuestes Werk zeigt, dass er auch als Lyriker eine außergewöhnliche Stimme hat, die gehört werden muss.
Meine persönliche Erfahrung mit diesem Buch
Beim Lesen von Ich kam in Gestalt eines Elefanten wurde ich von einer Flut an Emotionen erfasst. Es ist eines dieser Bücher, die man langsam liest, weil man jedes Wort auf sich wirken lassen möchte. Die Ehrlichkeit, mit der Decar über Liebe, Verlust und die Suche nach sich selbst schreibt, ist selten und wertvoll.
Ich habe mich oft gefragt, wie viel von Decar selbst in diesem Werk steckt. Die Themen, die er aufgreift, wirken so authentisch, dass man fast glauben könnte, es handle sich um autobiografische Elemente. Aber letztlich spielt das keine Rolle, denn das Buch hat seine eigene universelle Wahrheit.
Fazit
Ich kam in Gestalt eines Elefanten ist ein Gedichtband, der tief berührt und zum Nachdenken anregt. Michel Decar gelingt es, große Themen wie Liebe und Identität in einer poetischen Sprache zu behandeln, die zugleich schlicht und kraftvoll ist. Wer sich für Literatur interessiert, die nicht nur unterhält, sondern auch herausfordert, wird in diesem Buch eine wahre Perle finden. Ich empfehle es jedem, der bereit ist, sich auf eine emotionale Reise einzulassen.