Husarenkrapfen & Damenkaprizen (Mandelbaum Verlag)
September 2024
Husarenkrapfen & Damenkaprizen
Als ich das Buch Husarenkrapfen & Damenkaprizen: Großmutters Banater Backbuch von Alexander Urosevic in den Händen hielt, war mir sofort klar, dass es sich hierbei um mehr als nur eine Sammlung von Rezepten handelt. Es ist eine Hommage an eine vergangene Ära, die in den Rezepten und Geschichten der Banater Region lebendig wird. Das Buch ist ein kulinarisches Erbe, das auf wunderbare Weise die Küche und das kulturelle Erbe des Banat miteinander verwebt.
Ein Blick in die Geschichte
Dieses Backbuch basiert auf den Rezepten von Aurelia Skripal, die sie über 25 Jahre hinweg gesammelt hat. Sie heiratete 1919 ihre große Liebe Joca, und viele der Rezepte in diesem Buch sind eng mit ihrem Glück und ihrer Leidenschaft für das Backen verbunden. Was dieses Buch besonders charmant macht, ist die Art und Weise, wie Aurelia nicht nur Rezepte sammelte, sondern auch Postkarten, deren Motive teilweise auf poetische Weise mit den süßen Speisen korrespondieren. Diese persönlichen Notizen und die authentische Erzählweise machen das Werk zu einem besonderen Schatz.
Die Rezepte selbst stammen aus den 1920er und 1930er Jahren, und viele davon spiegeln die kulturelle Vielfalt der Banater Region wider, die durch den ständigen Austausch zwischen ungarischen, deutschen und serbischen Einflüssen geprägt ist. Mit mehr als 80 Rezepten auf Deutsch und 56 auf Ungarisch erhält man einen tiefen Einblick in die kulinarische Tradition dieser Region, die einst ein Schmelztiegel der Kulturen war.
Die Rezepte: Tradition trifft auf Multikulturalismus
Der Inhalt des Buches deckt eine breite Palette von traditionellen Mehlspeisen ab. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt der Rezepte – von Husarenkrapfen bis zu den namensgebenden Damenkaprizen. Diese süßen Köstlichkeiten sind nicht nur verführerisch lecker, sondern tragen auch ein Stück Geschichte in sich. Man merkt schnell, dass die Banater Küche stark von den verschiedenen Kulturen beeinflusst wurde, die diese Region über Jahrhunderte hinweg bewohnten.
Was mir persönlich besonders gefallen hat, ist die Mischung aus detaillierten Anweisungen und den kleinen Anekdoten, die Alexander Urosevic geschickt in das Buch eingebaut hat. Die Beschreibungen der Gerichte sind authentisch und man kann förmlich die Küche von Aurelia Skripal vor sich sehen, in der sie diese Rezepte erprobt und verfeinert hat. Dabei wird deutlich, wie viel Liebe und Sorgfalt in jede Zeile eingeflossen ist.
Aufmachung und Gestaltung
Das Buch ist nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch für das Auge. Die Halbleinenbindung und die hochwertige Gestaltung verleihen dem Buch einen nostalgischen Charme, der perfekt zum Inhalt passt. Besonders schön finde ich die zahlreichen Abbildungen, die das Werk visuell bereichern. Die Postkarten, die Aurelia sammelte, sind nicht nur einfache Illustrationen, sondern transportieren die Atmosphäre einer längst vergangenen Zeit, als das Banat noch von einer Vielzahl an Kulturen bewohnt war.
Die Abmessungen des Buches (24 x 15 cm) und die liebevolle Gestaltung machen es zu einem idealen Geschenk für Liebhaber der traditionellen Backkunst. Das Buch lädt dazu ein, in Erinnerungen an die eigene Großmutter zu schwelgen und selbst in der Küche kreativ zu werden.
Der Autor: Alexander Urosevic
Alexander Urosevic, der Enkel von Aurelia Skripal, ist Ethnologe und Anthropologe. Seine Expertise in der Kulturgeschichte spiegelt sich deutlich in diesem Buch wider. Urosevic hat sich intensiv mit dem Primitivismus moderner Kunst und der Kulturgeschichte beschäftigt und bringt diesen wissenschaftlichen Hintergrund auch in die Zusammenstellung von Husarenkrapfen & Damenkaprizen ein. Man merkt, dass dieses Werk für ihn ein sehr persönliches Projekt ist, mit dem er das Erbe seiner Großmutter bewahrt und die Banater Küche einer breiten Leserschaft zugänglich macht.
Fazit
Husarenkrapfen & Damenkaprizen ist mehr als ein einfaches Backbuch – es ist eine Reise in die Vergangenheit, in die Banater Kultur und in die Erinnerungen an das Glück und die Liebe, die Aurelia Skripal in jedes Rezept steckte. Die kulinarische Vielfalt, die liebevolle Gestaltung und die interessanten historischen Bezüge machen dieses Werk zu einem echten Schatz, den ich jedem empfehlen kann, der sich für die traditionelle Küche und die Kulturgeschichte des Banat interessiert. Ein wahres Schmuckstück in jeder Kochbuchsammlung!
Für Backliebhaber und Kulturinteressierte gleichermaßen ist dieses Buch ein absolutes Muss!
